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Landsmannschaft Schlesien, Landesverband Bayern (Bestand)
Vorwort: 1. Verbandsgeschichte
1.1 Gründung und Satzung
Im Jahre 1946 wurde in München die "Vereinigung der Schlesier" gegründet, die sich aus einer Reihe bekannter schlesischer Persönlichkeiten zusammensetzte. Die konstituierende Versammlung wählte damals Dr. Walter Rinke zum 1. Vorsitzenden. Die Militärregierung versagte jedoch der Vereinigung der Schlesier, wie auch anderen Vertriebenen-Zusammenschlüssen, aus grundsätzlichen Erwägungen die Lizenzierung. Man glaubte, damit die Eingliederung fördern zu können. Ende 1948, als man den Lizenzierungszwang lockerte, wurde aus der "Vereinigung der Schlesier" der "Schlesierverband Bayern", die Dachorganisation der inzwischen in Bayern gegründeten oder in der Gründung begriffenen Schlesiervereine. Der Schlesierverband Bayern, der sich später "Landsmannschaft Schlesien, Landesverband Bayern" nannte, war also die Spitzenvertretung der etwa 500.000 Schlesier im Freistaat Bayern. Dr. Walter Rinke wurde zum 1. Bundesvorsitzenden gewählt. Im Zuge der Gründung des Schlesierverbandes Bayern, von der die bayerische Presse sehr positiv Notiz nahm, entfalteten die Schlesier, und zwar nicht nur in Bayern, eine rege Organisations- und Versammlungstätigkeit. In zahlreichen überfüllten Kundgebungen wurde neben einer gleichberechtigten und zügigen Eingliederung der Vertriebenen immer wieder das Recht auf die angestammte Heimat, die seit mehr als 700 Jahren zu Deutschland gehört, gefordert. Der "Schlesierverband Bayern" wurde Modell für den Auf- und Ausbau der meisten anderen Landesverbände. Anfang 1950 war es dann soweit, dass die Vorsitzenden der einzelnen Landesverbände zur Gründung der "Landsmannschaft Schlesien für das Bundesgebiet Deutschland und Berlin" eingeladen werden konnten. Am 26. März 1950 fand die konstituierende Sitzung im Bundesvertriebenen-Ministerium in Bonn statt. Die dort beschlossene Satzung deckte sich im Allgemeinen mit der Satzung des Landesverbandes Bayern, nur dass nicht die Ortsgruppen, sondern die 10 Landesverbände Mitglieder des zentralen Verbandes waren. Die Delegiertenversammlung des zweiten Bundestreffens 1951 in München beschloss, die Bundesgeschäftsstelle von München nach Bonn zu verlegen. Die Landsmannschaft Schlesien ist Mitglied im Bund der Vertriebenen (BdV).
Sitz der Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien - Landesverband Bayern e.V. ist Herzogenaurach. Der Landesverband Bayern ist dem Bundesverband der Landsmannschaft Schlesien durch Beitrittserklärung angegliedert, dessen Satzung und daraufhin erlassene Ordnungen und Beschlüsse sind zu beachten. Von Anfang an waren die Organe des Landesverbands die Landesdelegiertenversammlung, der Landesbeirat als erweiterter Landesvorstand und der Landesvorstand. Im Verlauf seines Bestehens hat der Landesverband bezüglich der Zusammensetzung dieser Organe und bezüglich der Wahlperioden Satzungsänderungen vorgenommen, worauf hier nicht weiter eingegangen wird.
1.2 Verbandszweck, Verbandsaufgaben und Verbandsorganisation
Laut der aktuellen Satzung von 2012 bezweckt der Landesverband Bayern e.V. der Landsmannschaft Schlesien die Verwirklichung des Heimatrechts, die Förderung der Heimatpflege, Heimatkunde, der Kultur und des Gedankens der Völkerverständigung sowie Zusammenarbeit mit den in der Heimat verbliebenen Landsleuten und das Selbstbestimmungsrecht. Die Landsmannschaft Schlesien tritt ein für eine weltweite Ächtung von Vertreibungen. Sie fordert die Einhaltung und Verwirklichung internationaler Abkommen, wie zum Beispiel die Haager Landkriegsordnung von 1907, sowie die Aufhebung aller Vertreibungs- und Enteignungsdekrete von Anfang an. Sie tritt ein für die Wiedergutmachung aller im Zusammenhang mit der Vertreibung stehenden rechtswidrigen Handlungen auf der Basis eines gerechten und gemeinverträglichen Ausgleichs. Die Landsmannschaft Schlesien fördert die politischen, kulturellen und sozialen Interessen Schlesiens und der Schlesier und pflegt schlesische Überlieferung und Geschichte, um diese an die kommenden Generationen weiterzugeben. Sie unterstützt Vereinigungen, Organisationen und Stiftungen, die für Schlesien und Schlesier bzw. deren Nachkommen tätig sind.
Aufgaben des Landesverbandes Bayern e.V. sind insbesondere Ziele, Zweck und Aufgaben im Sinne der Satzung und von Beschlüssen der Landesdelegiertenversammlung und des Landesbeirates umzusetzen, die Bezirks-, Kreis- und Ortsverbände bei ihren Aufgaben zu unterstützen, die Durchführung der in ihrem Bereich entfalteten Aktivitäten zu koordinieren und zusammenfassend in den Bundesverband einzubringen, für die Durchführung der Richtlinien des Bundesverbandes im Bereich des Landesverbandes Bayern e.V. zu sorgen und Landesdelegiertenversammlungen durchzuführen. Der Landesverband vertritt die Interessen der Landsmannschaft gegenüber der Bayerischen Staatsregierung und den Landesbehörden, knüpft und hält auch Verbindung zu anderen Vertriebenenverbänden, Dachorganisationen, Kirchen, Parteien sowie weiteren gesellschaftlichen Organisationen. Der Landesverband pflegt bestehende, sucht, unterstützt, fördert und koordiniert neue Partnerschaften vornehmlich in Schlesien, wobei enge Zusammenarbeit sowohl mit dem Bundesverband als auch mit den angegliederten Verbänden, Heimatvereinen, Kreisblättern usw. ausgebaut werden soll. Mit offensiver Presse- und Medienarbeit sind die Belange der Landsmannschaft Schlesien der Öffentlichkeit, aber auch den nachgeordneten Verbänden zu vermitteln.
Der Landesverband Bayern gliedert sich in Bezirks-, Kreis- und Ortsverbände einerseits sowie in die Schlesische Jugend Bayern andererseits. Die Wirkungsbereiche sollen in der Regel mit den Gebieten der Regierungsbezirke, der kreisfreien Städte bzw. der Landkreise sowie der kreisangehörigen Gemeinden übereinstimmen. Die Schlesische Jugend, Landesverband Bayern, ist die Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft Schlesien, Landesverband Bayern e.V. Die Organe des Landesverbandes Bayern e.V. sind die Landesdelegiertenversammlung, der Landesbeirat und der Landesvorstand. Die Landesdelegiertenversammlung ist das oberste Organ des Landesverbandes Bayern e.V.; sie besteht aus den Delegierten der Bezirks-, Kreis- und Ortsverbände sowie der Schlesischen Jugend, dem Landesbeirat und dem Landesvorstand. Die Landesdelegiertenversammlung tagt mindestens einmal jährlich, wobei der Landesvorstand einen Geschäfts- und Tätigkeitsbericht sowie einen Kassenbericht vorzulegen hat. Der Landesvorstand besteht aus dem Landesvorsitzenden, mindestens zwei gleichberechtigten Stellvertretern, dem Landesgeschäftsführer, dem Landesschriftführer, dem Landesschatzmeister und dem Landespressereferenten. Der Landesvorstand führt als geschäftsführender Vorstand im Rahmen eines Geschäftsverteilungsplanes die Geschäfte nach der Satzung, nach Beschlüssen der Delegiertenversammlung, des Landesbeirates und insbesondere seiner möglichen Ordnungen. Der Landesbeirat ist als erweiterter Landesvorstand das zweithöchste Organ der Landsmannschaft und besteht grundsätzlich aus 1. dem Landesvorstand, 2. den Landesreferenten, zum Beispiel für 2.1 Kultur - 2.2 Frauenarbeit - 2.3 Ostkunde im Unterricht - 2.4 Partnerschaftsfragen, 3. den Vorsitzenden oder beauftragen Vertretern der Bezirksverbände - 3.1 Oberbayern - 3.2 Niederbayern - 3.3 Schwaben - 3.4 Oberpfalz - 3.5 Oberfranken - 3.6 Mittelfranken - 3.7 Unterfranken, 4. den Vertretern der Schlesischen Jugend - 4.1 Landesvor-sitzender - 4.2 benannter Stellvertreter, 5. Kooptierte Mitglieder, zum Beispiel - 5.1 Vertreter beim Bund der Vertriebenen (BdV) - 5.2 beim Bundesvorstand - 5.3 im Haus des Deutschen Ostens (HDO). Die Mitglieder des Landesvorstandes und die Referenten werden von der Landesdelegiertenversammlung gewählt. Die Beschlüsse des Landesbeirates sind für den Landesvorstand bindend, soweit sie nicht von der Landesdelegiertenversammlung aufgehoben werden. Der Landesbeirat soll halbjährlich zusammentreten. Die Amtsperiode des Landesbeirates und Landesvorstandes beträgt drei Jahre. Sie bleiben bis zur Neuwahl im Amt.
1.3 Landesvorsitzende
Dr. Walter Rinke (1946-1948)
Dr. Hans Menzel (1948-1953)
Dr. Herbert Hupka (1953-1958)
Dr. Waldemar Rumbaur (1958-1964)
Ing. Heinz Lorenz (1964-1995)
Helmut Riedel (1995-2004)
Christian K. Kuznik (seit 2004)
1.4 Quellen
- http://landsmannschaft-schlesien.de/landsmannschaft/die-gruendungsjahre/ (aufgerufen am 13.6.2018)
- http://landsmannschaft-schlesien.de/landsmannschaft/historischer-ueberblick/ (aufgerufen am 13.6.2018)/
- https://www.landsmannschaftschlesienbayern.de/pdf/1Aktuell/GruendLVBayernInt.pdf (aufgerufen am 13.6.2018)
- Kuznik, Christian K.: 60 Jahre Landesverband Bayern Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien, Herzogenaurach: Landesstelle Bayern e.V. der Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien, 2010, 44 S.
- Kuznik, Christian K.: In Bayern. Bekenntnis zu Schlesien. 50 Jahre Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien. Landesverband Bayern, Germering: Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien, 1999, 88 S.
2. Bestandsgeschichte
Der vorliegende Bestand setzt sich aus den Abgaben der Jahre 2015 und 2018 zusammen. Die Abgabe des Jahres 2018 enthält Unterlagen des Kreisverbands (ursprünglich 47 Einheiten bzw. 0,90 lfm) und beinhaltete 41 Stück (0,50 lfm) an Bibliotheksgut, welches im Einvernehmen mit der LM Schlesien - LV Bayern e.V. herausgelöst wurde und nach Einzelprüfung der Überlieferung der Amtsbibliothek des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, der Bayerischen Staatsbibliothek bzw. der Kassation zugeführt wurde. Das verbliebene Archivgut findet sich als Bestellnummern 1, 80, 120, 121 und 122.
Im Jahr 2014 fand der erste Kontakt mit dem LV Bayern der LM Schlesien statt; im April 2015 wurde als Rechtsgrundlage ein Archivierungsvertrag abgeschlossen, in dem festgelegt ist, dass neben dem in der Geschäftsstelle in Herzogenaurach befindlichen Vereinsarchivs im Einvernehmen mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv nachträglich weitere archivwürdige Unterlagen angefügt werden können, was ausdrücklich auch Schriftgut der Gliederungen (Bezirksverbände, Kreis- und Ortsverbände, Arbeitsgemeinschaften) umfasst. In der Geschäftsstelle der Landsmannschaft in Herzogenaurach wurde daraufhin eigenständig das zusammen mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv als archivwürdig bewertete Registraturgut vorsortiert, aus den Stehordnern genommen und auf Plastikbügel umgelegt, und noch im Dezember 2015 an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben. Die Verzeichnungsarbeit an dieser Abgabe erfolgte schließlich im ersten Halbjahr 2018.
3. Bestandsgehalt
Zum Landesverband (Stand 1969, 1972 und 1981) und zu seinen Orts- und Kreisverbänden (1949-1952) sind die Satzungen überliefert, aus denen die Verbandsorganisation und der Verbandszweck hervorgehen. Die Ergebnisse der Sitzungen des Vorstands, des Landesbeirats (bis zum Jahr 1972 unter der Bezeichnung "erweiterter Vorstand") und der Landesdelegiertentagung (auch: Landesdelegiertenversammlung oder Jahreshauptversammlung) sind, wenn auch lückenhaft, über einen Gesamtzeitraum von vierzig Jahren vorhanden: Landesdelegiertenversammlungen 1951-2009 (ohne die Jahre 1956-1958, 1960, 1967 und 1969), Landesvorstand 1952-2009 (ohne die Jahre 1957-1964, 1969-1974, 1996 und 1999) und Landesbeirat 1952-2009 (ohne die Jahre 1958, 1960-1963, 1998-2000).
Der Großteil des Bestands dokumentiert die Geschäftsführung durch die Geschäftsstelle des Landesverbands (1949-2002). Neben der allgemeinen Geschäftsführung (Korrespondenzen mit dem Bundesverband, mit anderen Landesverbänden, mit den eigenen Orts- und Kreisverbänden und mit einzelnen Mitgliedern, dann auch mit dem Bund der Vertriebenen und mit den obersten Bundes- und Landesbehörden) finden auch die besonderen Bereiche des Landesschatzmeisters, des Kulturreferats, des Aussiedlerreferats und des Landesjugendreferats ihren schriftlichen Niederschlag. Während des Landesvorsitzes von Dr. Herbert Hupka 1953-1958 nahm die Geschäftsstelle auch Aufgaben des Bundesverbands wahr, da Hupka zugleich auch 2. Vorsitzender des Bundesverbands war (1955-1960). In denselben Zeitraum fiel auch die Amtszeit von Dr. Joachim Herrmann als Bundeskulturreferent (1955-1957). Hupka war zwar von 1968 bis 2000 Bundesvorsitzender, jedoch hat sich dieses Amt nach Maßgabe der Verzeichnung nicht weiter in der Überlieferung des Landesverbands Bayern niedergeschlagen.
Die an sämtliche angeschlossenen Vereine verschickten Rundschreiben enthalten meistens als Anlagen Abschriften der Protokolle der Sitzungen und Versammlungen der Landesverbandsorgane. Im Zuge der Verzeichnung wurden jedoch die in den Sammelakten zu eben diesen Sitzungen und Versammlungen fehlenden Protokolle den Rundschreiben entnommen und in die Serie des jeweiligen Sammelakts eingefügt. Betroffen sind hiervon die Jahre 1949-1951, 1956-1963, 1967, 1970, 1972-1973 und 1994 ff.
Nach abgeschlossener Bearbeitung umfasst der Bestand "Landsmannschaft Schlesien - Landesverband Bayern e.V." 122 Archivalieneinheiten im Umfang von insgesamt 6,20 laufenden Metern.
Zu bestellen ist der Bestand unter
LM Schlesien-LV Bayern & Bestellnummer
19. Juni 2018
Heinz-Jürgen Weber
- Bestandssignatur
-
Landsmannschaft Schlesien LV Bayern LV Bayern Landsmannschaft Schlesien
- Umfang
-
122
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 5 Abteilung V: Nachlässe und Sammlungen >> 5.2 Verbandsschriftgut >> 5.2.7 Internationale Zusammenarbeit, Landsmannschaften
- Verwandte Bestände und Literatur
-
6,20;2018
- Bestandslaufzeit
-
1947-2009
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:05 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
- Akten
Entstanden
- 1947-2009