Arbeitspapier | Working paper

The classification of "migrants" as a discursive practice in public health: a sociology of knowledge approach

Das vorliegende Diskussionspapier befasst sich mit Klassifikation und sozialer Kategorisierung als diskursiven Praktiken der Wissensproduktion von staatlichen Institutionen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Migrantinnen und Migranten im Public-Health-Bereich als eine besondere Gruppe konstruiert und erfasst werden, die sich vom Rest der Bevölkerung unterscheidet. Zunächst wird ein Überblick zur Verwendung der Begriffe Migrant/in und Ethnizität in der Gesundheitsberichterstattung gegeben. Es werden Beispiele für ethnizitäts- bzw. migrationsbezogene Kategorien in der Berichterstattung zu Tuberkulose und HIV/Aids aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich angeführt. Daraufhin wird gezeigt, wie sich eine wissenssoziologische Perspektive auf diese Kategorien darstellt und welche Anknüpfungspunkte bestehende soziologische Arbeiten zu Klassifikation und sozialer Konstruktion medizinischen Wissens bereithalten. Ziel dieses Beitrags ist es, einige theoretische Vorannahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts Kategorien im Wandel: Migrant/innen in epidemiologischen, präventiven und rechtlichen Diskursen zu HIV und Tuberkulose. Ein Ländervergleich (D/GB). zur Diskussion zu stellen. Dieser Beitrag möchte den Blick für die sozio-historischen Prozesse schärfen, die der Konstruktion von Public-Health-Klassifikationssystemen zu Grunde liegen. Dabei werden Klassifikation und soziale Kategorisierung von Migrant/innen mit Michel Foucault als gouvernementale Praktiken im Umgang mit Migration begriffen. Insbesondere werden die biopolitische Funktion von Public-Health und das Exklusion/Inklusion-Paradox in Public-Health-Diskursen zu Migration und übertragbaren Infektionskrankheiten diskutiert. Die theoretische Rahmung von Klassifikation, Identifikation und Kategorisierung als sozialen Prozessen lässt die Komplexität von Kategorisierungsarbeit nachvollziehbar werden und erlaubt es die soziale Konstruktion von Kategorien als diskursive Praktik der Wissensproduktion zu begreifen. Im letzten Abschnitt wird ein durch die Wissenssoziologische Diskursanalyse (Keller 2013) informierter Zugang vorgestellt, wobei gezeigt wird, wie sich die methodologische Herangehensweise dieses Forschungsprogramms zur Rekonstruktion von Praktiken der Bedeutungs- und Wissensproduktion im Public-Health-Bereich als hilfreich erweist. Unter Bezugnahme auf die Gesundheitsberichterstattung in Deutschland und dem Vereinigten Königreich wird schließlich davon ausgegangen, dass Klassifikation Wissen erzeugt, das in spezifischen sozio-historischen Voraussetzungen begründet ist, gleichzeitig jedoch stets nur vorläufig und umstritten ist, d.h. von verschiedenen Akteuren in Frage gestellt wird.

Weitere Titel
Die Klassifikation von "Migrant/innen" als diskursive Praxis in public-health-Diskursen: eine wissenssoziologische Betrachtung
Umfang
Seite(n): 25
Sprache
Englisch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet

Erschienen in
Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Gesellschaft und wirtschaftliche Dynamik, Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik (SP III 2014-601)

Thema
Sozialwissenschaften, Soziologie
Soziologie, Anthropologie
Wissenssoziologie
Migration
Wissen
Wissensproduktion
Klassifikation
Migrant
Ethnizität
Gesundheit
AIDS
Gesundheitsbericht
Institution
Staat

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Scott, Penelope
Odukoya, Dennis
Unger, Hella von
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
(wo)
Deutschland, Berlin
(wann)
2014

Handle
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Arbeitspapier

Beteiligte

  • Scott, Penelope
  • Odukoya, Dennis
  • Unger, Hella von
  • Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Entstanden

  • 2014

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