Bestand
Kirchengemeinde Ahlen (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Vorwort Zum Bestand Das Archiv der Kirchengemeinde Ahlen besteht aus 477 Akteneinheiten und 23 Fotos im Zeitraum von 1838 - 1999. Es wurde im Jahr 2002 im Landeskirchlichen Archiv der EkvW in Bielefeld verzeichnet. Bei der Bearbeitung fiel auf, dass ältere Akten teilweise neu geordnet worden sind, und dabei die ursprünglichen Zusammen-hänge zerstört wurden. Über weite Zeiträume hinweg sind im Gemeindebüro die Verwaltungsvorgänge nur zum Teil unter Sachbetreffen abgelegt worden. Stattdessen wurden die Akten chronologisch bzw. alphabetisch geordnet. Daher finden sich unter dem Gliederungspunkt ?Verfassung und Organisation? 38 Archiveinheiten mit dem Titel ?Verwaltung der Kirchengemeinde? und 13 Archiveinheiten mit dem Titel ?Schriftverkehr?. Diese Akten müssen bei Recherchen immer beachtet werden, da sie Unterlagen zu allen Belangen der kirchlichen Verwaltung beinhalten. Von besonderem Interesse sind vor allem die Akten aus den 30er Jahren, da sie die Spannungen zwischen den Pfarrern aus den kirchenpolitischen Lagern dokumentieren, die in verschiedenen Arbeitsbereichen deutlich zu Tage treten. Die Gründung der Kirchengemeinde, sowie der Kirch- und Schulbau sind im Archiv gut dokumentiert. Auch das Anwachsen der Kirchengemeinde lässt sich anhand der Akten zur Bildung von Pfarrbezirken und zur Errichtung weiterer Pfarrstellen nach-vollziehen. Zur Unterrichtung von jüdischen Kindern in der evangelischen Schule in Ahlen finden sich Vorgänge in den Akten zu den Schulangelegenheiten. In Zusammenarbeit mit kommunalen Behörden nahm die Kirchengemeinde in der jüngsten Zeit in starkem Maße soziale Aufgaben war. Dies zeigt sich z. B. im Archiv an den zahlreichen Personalakten zu durchgeführten AB-Maßnahmen im Bereich der Ju-gend- und Ausländerarbeit sowie in der Arbeitslosenbetreuung. Als weitere Besonderheit im Archiv ist die umfassende Zeitungsausschnittsammlung und das umfangreiche Material zur Geschichte der Kirchengemeinde zu nennen, die in hervorragender Weise das überlieferte Verwaltungsschriftgut ergänzen. Zur Erläuterung des Findbuches ist zu sagen, dass in der ersten Spalte die gültigen Archivsignaturen aufgeführt sind. Handelt es sich um Karten und Pläne ist der Nummer ein K vorgestellt, bei den Fotos ein F und den Urkunden ein U. Darauf folgt in der mittleren Textspalte der Aktentitel, gegebenenfalls mit Erschließungsvermerken. Darunter findet sich, falls vorhanden, der Sperrvermerk und die Altsignaturen. Ganz rechts sind die Laufzeiten angegeben. Bei diesen können zwei verschiedene Arten von Klammern auftreten: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen die Archivalien einer 30jährigen Sperrfrist (gerechnet nach Ende der Laufzeit). Archiveinheiten, die besondere personenbezogene Daten enthalten bzw. personenbezogen angelegt sind, wie z.B. die Personalakten, unterliegen darüber hinaus längeren Schutzfristen und tragen daher einen Sperrvermerk. Zu den Schutzfristen vgl. ᄃ 6 der Muster-Archivbenutzungsordnung, Stand: Februar 1990. Zur Geschichte Bereits zur Zeit der Reformation wurde in Ahlen lutherisch gepredigt. In der Fest-schrift zum 125jährigen Bestehen der Kirchengemeinde wird beschrieben, wie Gerhardus Cotius und Johann von Bevern, ein ehemaliger Franziskaner die bisheri-gen Pfarrer von St. Bartholomäus und St. Marien ablösten und die lutherische Lehre in Ahlen Einzug hielt. Jedoch nur für kurze Zeit, denn die aus dem Amt entfernten katholischen Prediger konnten die Ahlener Bevölkerung durch den Raub des gesam-ten Viehs so unter Druck setzen, dass sie zum alten Glauben zurückkehrten und die ehemaligen Prediger wieder in ihr Amt einsetzten. Die folgenden Jahrzehnte sind eine Zeit der unklaren Glaubensverhältnisse in Ahlen, immer wieder zeigen sich lu-therische Elemente im katholischen Glauben. Erst der 30-jährige Krieg schafft ent-gültige Klarheit: Die Evangelischen müssen entweder dem neuen Glauben abschwö-ren oder sie flüchten z.B. in die benachbarte Grafschaft Mark. Die nächste Neuordnung der politischen und religiösen Verhältnisse stand 1815 an, als Westfalen eine Provinz Preußens wurde. Durch Zuzug v.a. von Beamten und landwirtschaftlichem Personal wuchs in Ahlen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine evangelische Bevölkerung heran, die zur Durchführung von Amts-handlungen die Pfarrer von Hamm oder Uentrop in Anspruch nahm. Die Konstituierung einer evangelischen Gemeinde in Ahlen wurde unter dem Apo-theker Johann Gerhard Friedrich Unckenbold vorangetrieben. Im Jahre 1840 wurden die Evangelischen aus Ahlen von der Kirchengemeinde Hamm als Gastgemeinde aufgenommen. Die Gottesdienste fanden ab 1839 im Gerichtssaal des Rathauses statt. Jedoch wurde dieser Raum wegen des stetigen Zuzugs von Evangelischen rasch zu klein. Daher plante man einen Kirchbau mit Schule und Pfarrerwohnung. Das Grundstück dafür stellte Apotheker Unckenbold zur Verfügung, die Finanzierung des Bauvorhabens gelang u.a. mit Hilfe des Gustav-Adolf-Werkes und der Kirchen-gemeinde Hamm. Um die nötige Gemeindegliederzahl zu erreichen, bildeten die E-vangelischen der Kommunen Heessen, Dolberg, Enniger, Vorhelm und Sendenhorst mit Ahlen eine Gemeinde. 1861 war ein bedeutendes Jahr in Ahlen: ein Presbyterium wurde gebildet, die Kir-che wurde eingeweiht und die Schule bezogen. Ein Lehrer wurde für die evangeli-sche Privatschule eingestellt. Aufgrund der noch immer geringen Gemeindeglieder-zahl und fehlender finanzieller Mittel dauerte es jedoch bis 1894 ehe eine Pfarrstelle eingerichtet werden konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Ahlen von Pastoren im Hilfsdienst pfarramtlich versorgt, was eine hohe Fluktuation bedeutete und daher einem raschen Gemeindeaufbau im Wege stand. Mit der Besetzung der Pfarrstelle 1894 durch Pfarrer Ludwig Becker, der über 40 Jahre in Ahlen tätig war, tritt eine Zeit der Kontinuität ein, das Gemeindeleben blüht. Um die Jahrhundertwende gründete man den Jünglings- und Jungfrauenverein so-wie den Bürger- und Arbeiterverein. 1911 kam es anlässlich des 50-jährigen Beste-hens der Kirchengemeinde zur Gründung eines Kirchenchores. Durch den Ausbau des Bergbaus wuchs die Gemeinde von 1909 ? 1919 um ein fünffaches an, durch die Errichtung von Bergarbeiterwohnungen entstand ein neuer Stadtteil. Ebenso rasant verlief die Entwicklung in der ebenfalls zur Kirchengemeinde gehörenden Kommune Heessen. 1917 wurde hier eine Hilfspredigerstelle eingerich-tet, die 1919 in eine 2. Pfarrstelle umgewandelt wurde. 1922 wurde Heessen selb-ständig. In der Neustadt war mit Viktor Pleß ab 1921 der erste Pastor für diesen Bezirk tätig, die Errichtung der Pfarrstelle erfolgte 1929. 1926 konnte durch die Unterstützung des Gustav-Adolf-Vereins und der finanziellen Leistungen der Zeche ein Gemeindezentrum eingeweiht werden. Die 30er Jahre sind in Ahlen wie auch in den meisten anderen westfälischen Gemeinden geprägt von den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen. Das Presbyterium setzte sich überwiegend aus DC-Mitgliedern zusammen, die Inhaber der beiden Pfarrstellen waren Mitglieder der Bekennenden Kirche. 1934 wurde Pfarrer Becker wegen seiner Aktivitäten durch den Reichsbischof in den Ruhestand versetzt, ihm folgt der DC-Pfarrer Schmalhorst im Amt. Damit lagen die Geschicke der Gemeinde entgültig in den Händen der starken DC-Fraktion. Es folgten die Kriegsjahre und die Zeit des Wiederaufbaus. Die 1944 bei einem Bombenangriff zerstörte Neustadtkirche wurde am 27. Oktober 1946 als erstes in Westfalen instandgesetztes Kirchengebäude wiedereingeweiht. Nach und nach wur-den auch die anderen kirchlichen Gebäude wiederaufgebaut. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und die Wiedereintritte wuchs die Kirchengemeinde bis 1948 auf 12000 Gemeindeglieder. Dies stellte die Kirchengemeinde vor wichtige Aufgaben. U.a. mussten die Evangelischen in den Außenbezirken pfarramtlich versorgt werden. In Sendenhorst trat 1946 Artur Rudies den Predigerdienst an, 1952 wird hier die 4. Pfarrstelle errichtet und die Friedenskirche eingeweiht. Zwei Jahre zuvor war für den Pfarrbezirk Christuskirche Pfarrer Loose in die 3. Pfarrstelle berufen worden. Seit 1948 nahm er die pfarramtliche Versorgung des Ahlener Südens vor. 1956 konnte die Christuskirche eingeweiht werden. Bereits ein Jahr später fand der erste Gottes-dienst in der neugebauten Pauluskirche statt, die als Ersatz für die zu klein gewordene Stadtkirche erbaut worden ist. 1966 wurde im Ahlener Osten die Paul-Gerhardt-Kirche errichtet, seit 1959 hatte hier Herbert Wolff die 5. Pfarrstelle inne. Mit der Errichtung der 6. Pfarrstelle im Jahre 1962 erfährt die Kirchengemeinde ihre bis dahin größte Ausdehnung. Bereits vor diesem Zeitpunkt wurde in der Kirchengemeinde kontrovers über die Größe und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in einer so großen Gemeinde nachgedacht. Diese Überlegungen führten schließlich zum Ende der 60er Jahre dahin, dass Senden-horst zusammen mit Enniger und Vorhelm selbständige Kirchengemeinde wurde, die restlichen Pfarrbezirke jedoch weiterhin gemeinsam die Kirchengemeinde Ahlen bildeten. In den 70er und 80er Jahren setzte in Ahlen ein regelrechter Bauboom ein: die Kirchen wurden renoviert, es entstanden die Gemeindezentren Am Röteringshof, an der Pauluskirche und in Dolberg, neue Kindergärten wurden errichtet. Auch in den 90er Jahren setzten sich die Renovierungsarbeiten an den Kirchen fort. Bielefeld, den 19.09.2002 Literatur zur Gemeindegeschichte - Manuskript ?Geschichte und Vorgeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Aheln in größerem Zusam-menhange dargestellt von Ludwig Becker, Pfarrer i.R.?, Hamm 1936, Archiv der Kirchengemeinde Ahlen, Nr. 473. - Festschrift zum 125jährigen Bestehen der Evangelischen Kirchengemeinde Ahlen, im Auftrag des Presbyteri-ums hrsg. von Erhard Nierhaus, Ahlen 1986 - Sammlung Jesse, Landeskirchliches Archiv der EKvW, Az. A 6-02- Lagerbuchchronik, Archiv der Kirchengemeinde Ahlen, Nr. 476
Form und Inhalt: Vorwort
Zum Bestand
Das Archiv der Kirchengemeinde Ahlen besteht aus 477 Akteneinheiten und 23 Fotos im Zeitraum von 1838 - 1999. Es wurde im Jahr 2002 im Landeskirchlichen Archiv der EkvW in Bielefeld verzeichnet. Bei der Bearbeitung fiel auf, dass ältere Akten teilweise neu geordnet worden sind, und dabei die ursprünglichen Zusammen-hänge zerstört wurden.
Über weite Zeiträume hinweg sind im Gemeindebüro die Verwaltungsvorgänge nur zum Teil unter Sachbetreffen abgelegt worden. Stattdessen wurden die Akten chronologisch bzw. alphabetisch geordnet. Daher finden sich unter dem Gliederungspunkt ?Verfassung und Organisation? 38 Archiveinheiten mit dem Titel ?Verwaltung der Kirchengemeinde? und 13 Archiveinheiten mit dem Titel ?Schriftverkehr?. Diese Akten müssen bei Recherchen immer beachtet werden, da sie Unterlagen zu allen Belangen der kirchlichen Verwaltung beinhalten. Von besonderem Interesse sind vor allem die Akten aus den 30er Jahren, da sie die Spannungen zwischen den Pfarrern aus den kirchenpolitischen Lagern dokumentieren, die in verschiedenen Arbeitsbereichen deutlich zu Tage treten.
Die Gründung der Kirchengemeinde, sowie der Kirch- und Schulbau sind im Archiv gut dokumentiert. Auch das Anwachsen der Kirchengemeinde lässt sich anhand der Akten zur Bildung von Pfarrbezirken und zur Errichtung weiterer Pfarrstellen nach-vollziehen. Zur Unterrichtung von jüdischen Kindern in der evangelischen Schule in Ahlen finden sich Vorgänge in den Akten zu den Schulangelegenheiten. In Zusammenarbeit mit kommunalen Behörden nahm die Kirchengemeinde in der jüngsten Zeit in starkem Maße soziale Aufgaben war. Dies zeigt sich z. B. im Archiv an den zahlreichen Personalakten zu durchgeführten AB-Maßnahmen im Bereich der Ju-gend- und Ausländerarbeit sowie in der Arbeitslosenbetreuung. Als weitere Besonderheit im Archiv ist die umfassende Zeitungsausschnittsammlung und das umfangreiche Material zur Geschichte der Kirchengemeinde zu nennen, die in hervorragender Weise das überlieferte Verwaltungsschriftgut ergänzen.
Zur Erläuterung des Findbuches ist zu sagen, dass in der ersten Spalte die gültigen Archivsignaturen aufgeführt sind. Handelt es sich um Karten und Pläne ist der Nummer ein K vorgestellt, bei den Fotos ein F und den Urkunden ein U. Darauf folgt in der mittleren Textspalte der Aktentitel, gegebenenfalls mit Erschließungsvermerken. Darunter findet sich, falls vorhanden, der Sperrvermerk und die Altsignaturen. Ganz rechts sind die Laufzeiten angegeben. Bei diesen können zwei verschiedene Arten von Klammern auftreten: ( ) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, [ ] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke.
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen die Archivalien einer 30jährigen Sperrfrist (gerechnet nach Ende der Laufzeit). Archiveinheiten, die besondere personenbezogene Daten enthalten bzw. personenbezogen angelegt sind, wie z.B. die Personalakten, unterliegen darüber hinaus längeren Schutzfristen und tragen daher einen Sperrvermerk. Zu den Schutzfristen vgl. ᄃ 6 der Muster-Archivbenutzungsordnung, Stand: Februar 1990.
Zur Geschichte
Bereits zur Zeit der Reformation wurde in Ahlen lutherisch gepredigt. In der Fest-schrift zum 125jährigen Bestehen der Kirchengemeinde wird beschrieben, wie Gerhardus Cotius und Johann von Bevern, ein ehemaliger Franziskaner die bisheri-gen Pfarrer von St. Bartholomäus und St. Marien ablösten und die lutherische Lehre in Ahlen Einzug hielt. Jedoch nur für kurze Zeit, denn die aus dem Amt entfernten katholischen Prediger konnten die Ahlener Bevölkerung durch den Raub des gesam-ten Viehs so unter Druck setzen, dass sie zum alten Glauben zurückkehrten und die ehemaligen Prediger wieder in ihr Amt einsetzten. Die folgenden Jahrzehnte sind eine Zeit der unklaren Glaubensverhältnisse in Ahlen, immer wieder zeigen sich lu-therische Elemente im katholischen Glauben. Erst der 30-jährige Krieg schafft ent-gültige Klarheit: Die Evangelischen müssen entweder dem neuen Glauben abschwö-ren oder sie flüchten z.B. in die benachbarte Grafschaft Mark.
Die nächste Neuordnung der politischen und religiösen Verhältnisse stand 1815 an, als Westfalen eine Provinz Preußens wurde. Durch Zuzug v.a. von Beamten und landwirtschaftlichem Personal wuchs in Ahlen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine evangelische Bevölkerung heran, die zur Durchführung von Amts-handlungen die Pfarrer von Hamm oder Uentrop in Anspruch nahm.
Die Konstituierung einer evangelischen Gemeinde in Ahlen wurde unter dem Apo-theker Johann Gerhard Friedrich Unckenbold vorangetrieben. Im Jahre 1840 wurden die Evangelischen aus Ahlen von der Kirchengemeinde Hamm als Gastgemeinde aufgenommen. Die Gottesdienste fanden ab 1839 im Gerichtssaal des Rathauses statt. Jedoch wurde dieser Raum wegen des stetigen Zuzugs von Evangelischen rasch zu klein. Daher plante man einen Kirchbau mit Schule und Pfarrerwohnung. Das Grundstück dafür stellte Apotheker Unckenbold zur Verfügung, die Finanzierung des Bauvorhabens gelang u.a. mit Hilfe des Gustav-Adolf-Werkes und der Kirchen-gemeinde Hamm. Um die nötige Gemeindegliederzahl zu erreichen, bildeten die E-vangelischen der Kommunen Heessen, Dolberg, Enniger, Vorhelm und Sendenhorst mit Ahlen eine Gemeinde.
1861 war ein bedeutendes Jahr in Ahlen: ein Presbyterium wurde gebildet, die Kir-che wurde eingeweiht und die Schule bezogen. Ein Lehrer wurde für die evangeli-sche Privatschule eingestellt. Aufgrund der noch immer geringen Gemeindeglieder-zahl und fehlender finanzieller Mittel dauerte es jedoch bis 1894 ehe eine Pfarrstelle eingerichtet werden konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Ahlen von Pastoren im Hilfsdienst pfarramtlich versorgt, was eine hohe Fluktuation bedeutete und daher einem raschen Gemeindeaufbau im Wege stand.
Mit der Besetzung der Pfarrstelle 1894 durch Pfarrer Ludwig Becker, der über 40 Jahre in Ahlen tätig war, tritt eine Zeit der Kontinuität ein, das Gemeindeleben blüht. Um die Jahrhundertwende gründete man den Jünglings- und Jungfrauenverein so-wie den Bürger- und Arbeiterverein. 1911 kam es anlässlich des 50-jährigen Beste-hens der Kirchengemeinde zur Gründung eines Kirchenchores.
Durch den Ausbau des Bergbaus wuchs die Gemeinde von 1909 ? 1919 um ein fünffaches an, durch die Errichtung von Bergarbeiterwohnungen entstand ein neuer Stadtteil. Ebenso rasant verlief die Entwicklung in der ebenfalls zur Kirchengemeinde gehörenden Kommune Heessen. 1917 wurde hier eine Hilfspredigerstelle eingerich-tet, die 1919 in eine 2. Pfarrstelle umgewandelt wurde. 1922 wurde Heessen selb-ständig.
In der Neustadt war mit Viktor Pleß ab 1921 der erste Pastor für diesen Bezirk tätig, die Errichtung der Pfarrstelle erfolgte 1929. 1926 konnte durch die Unterstützung des Gustav-Adolf-Vereins und der finanziellen Leistungen der Zeche ein Gemeindezentrum eingeweiht werden.
Die 30er Jahre sind in Ahlen wie auch in den meisten anderen westfälischen Gemeinden geprägt von den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen. Das Presbyterium setzte sich überwiegend aus DC-Mitgliedern zusammen, die Inhaber der beiden Pfarrstellen waren Mitglieder der Bekennenden Kirche. 1934 wurde Pfarrer Becker wegen seiner Aktivitäten durch den Reichsbischof in den Ruhestand versetzt, ihm folgt der DC-Pfarrer Schmalhorst im Amt. Damit lagen die Geschicke der Gemeinde entgültig in den Händen der starken DC-Fraktion.
Es folgten die Kriegsjahre und die Zeit des Wiederaufbaus. Die 1944 bei einem Bombenangriff zerstörte Neustadtkirche wurde am 27. Oktober 1946 als erstes in Westfalen instandgesetztes Kirchengebäude wiedereingeweiht. Nach und nach wur-den auch die anderen kirchlichen Gebäude wiederaufgebaut. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und die Wiedereintritte wuchs die Kirchengemeinde bis 1948 auf 12000 Gemeindeglieder. Dies stellte die Kirchengemeinde vor wichtige Aufgaben. U.a. mussten die Evangelischen in den Außenbezirken pfarramtlich versorgt werden. In Sendenhorst trat 1946 Artur Rudies den Predigerdienst an, 1952 wird hier die 4. Pfarrstelle errichtet und die Friedenskirche eingeweiht. Zwei Jahre zuvor war für den Pfarrbezirk Christuskirche Pfarrer Loose in die 3. Pfarrstelle berufen worden. Seit 1948 nahm er die pfarramtliche Versorgung des Ahlener Südens vor. 1956 konnte die Christuskirche eingeweiht werden. Bereits ein Jahr später fand der erste Gottes-dienst in der neugebauten Pauluskirche statt, die als Ersatz für die zu klein gewordene Stadtkirche erbaut worden ist.
1966 wurde im Ahlener Osten die Paul-Gerhardt-Kirche errichtet, seit 1959 hatte hier Herbert Wolff die 5. Pfarrstelle inne. Mit der Errichtung der 6. Pfarrstelle im Jahre 1962 erfährt die Kirchengemeinde ihre bis dahin größte Ausdehnung. Bereits vor diesem Zeitpunkt wurde in der Kirchengemeinde kontrovers über die Größe und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in einer so großen Gemeinde nachgedacht. Diese Überlegungen führten schließlich zum Ende der 60er Jahre dahin, dass Senden-horst zusammen mit Enniger und Vorhelm selbständige Kirchengemeinde wurde, die restlichen Pfarrbezirke jedoch weiterhin gemeinsam die Kirchengemeinde Ahlen bildeten.
In den 70er und 80er Jahren setzte in Ahlen ein regelrechter Bauboom ein: die Kirchen wurden renoviert, es entstanden die Gemeindezentren Am Röteringshof, an der Pauluskirche und in Dolberg, neue Kindergärten wurden errichtet. Auch in den 90er Jahren setzten sich die Renovierungsarbeiten an den Kirchen fort.
Bielefeld, den 19.09.2002
Literatur zur Gemeindegeschichte
- Manuskript ?Geschichte und Vorgeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Aheln in größerem Zusam-menhange dargestellt von Ludwig Becker, Pfarrer i.R.?, Hamm 1936, Archiv der Kirchengemeinde Ahlen, Nr. 473.
- Festschrift zum 125jährigen Bestehen der Evangelischen Kirchengemeinde Ahlen, im Auftrag des Presbyteri-ums hrsg. von Erhard Nierhaus, Ahlen 1986
- Sammlung Jesse, Landeskirchliches Archiv der EKvW, Az. A 6-02
- Reference number of holding
-
4.145
- Context
-
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.09. Kirchenkreis Hamm
- Date of creation of holding
-
1838 - 1999
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
06.03.2025, 6:28 PM CET
Data provider
Evangelische Kirche von Westfalen. Landeskirchliches Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1838 - 1999