Journal article | Zeitschriftenartikel
Die friesische Volksgruppe im Bundesland Schleswig-Holstein
Die Nordfriesen im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein gehören zu den kleinsten Volksgruppen in Europa. Ihre Geschichte ist seit Jahrhunderten geprägt durch die Auseinandersetzung mit der Naturgewalt der Nordsee. Einerseits wurde dem Meer fruchtbares Land abgewonnen, andererseits brachten immer wieder verheerende Sturmfluten Zerstörung. Die Nordfriesen sind eine Minderheit im eigenen Land. Nordfriesisch wird in der Gegenwart von weniger als 10.000 Menschen gesprochen. Die Sprache besteht aus zwei Dialektgruppen mit insgesamt neun Mundarten. Kaum irgendwo sonst in Europa findet man eine sprachliche Vielfalt auf kleinem Raum wie in Nordfriesland. Einen friesischen Nationalstaat hat es nie gegeben. Die Nordfriesen können bei ihrem Bemühen um die eigene Sprache und Kultur daher auch nicht auf die Unterstützung eines benachbarten Staates rechnen, im Unterschied zu den beiden nationalen Minderheiten der Region, den Dänen in Deutschland und den Deutschen in Dänemark. Seit dem Zeitalter der Romantik haben sich immer wieder Nordfriesen für die eigene Sprache und Kultur eingesetzt. Diese Bestrebungen wurden jedoch von Anfang an überschattet durch den deutsch-dänischen Gegensatz im alten Herzogtum Schleswig. Dieser heftige Gegensatz führte auch zu einer organisatorischen Zweiteilung. Erst in jüngster Zeit konnte der Konflikt überwunden werden. In der Gegenwart arbeiten die verschiedenen nordfriesischen Vereinigungen und Institutionen mit insgesamt etwa 6.000 Mitgliedern gemeinsam für die Erhaltung und Förderung der friesischen Sprache und Kultur. An den meisten Schulen im friesischen Sprachgebiet wird auf freiwilliger Grundlage friesischer Unterricht erteilt. Allerdings besteht kein oder kaum ein Angebot an den weiterführenden Schulen. Seit kurzem wird die Sprache in mehreren Kindergärten berücksichtigt. Auch im Bereich der Medien bleibt vieles zu wünschen übrig. Erst als der deutsch-dänische Gegensatz an Bedeutung verlor und die Nordfriesen gemeinsame Ziele betonten, wurden Fortschritte auf der politischen Ebene erreicht. Seit 1988 besteht beim Schleswig-Holsteinischen Landtag ein Gremium für Angelegenheiten der Volksgruppe. Im Jahre 1990 wurde den Nordfriesen in der Verfassung des nördlichsten deutschen Bundeslandes "Schutz und Förderung" zugesichert.
- Weitere Titel
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The Friesian people in the German state of Schleswig-Holstein
- ISSN
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0943-7142
- Umfang
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Seite(n): 12-16
- Sprache
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Deutsch
- Anmerkungen
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Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
- Erschienen in
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Europa Regional, 11.2003(1)
- Thema
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Städtebau, Raumplanung, Landschaftsgestaltung
Sozialwissenschaften, Soziologie
Soziologie, Anthropologie
Raumplanung und Regionalforschung
Ethnologie, Kulturanthropologie, Ethnosoziologie
Kommunikationssoziologie, Sprachsoziologie, Soziolinguistik
Bundesrepublik Deutschland
Schleswig-Holstein
Sprache
Kulturpolitik
Regionalismus
Dialekt
Minderheit
ethnische Gruppe
Dänemark
Sprachförderung
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Steensen, Thomas
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wo)
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Deutschland
- (wann)
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2003
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-48132-3
- Rechteinformation
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Letzte Aktualisierung
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21.06.2024, 16:26 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Zeitschriftenartikel
Beteiligte
- Steensen, Thomas
Entstanden
- 2003