Grafik
Das Fühlen
In der Emblematik des 16. und 17. Jahrhunderts wurde der Tastsinn mit Schmerz und Krankheiten in Bezug gesetzt, weswegen wir hier eine Darstellung der Schmerzerfahrung beobachten. Das letzte Blatt des Zyklus‘ zeigt die einzige mehrfigurige Darstellung der Serie. - Der Tastsinn wird als Das Fühlen bezeichnet und zeigt zwei Männer, welche im Begriff sind eine Kopf- oder Augenoperation durchzuführen. Im Hintergrund ist ein Mauervorsprung zu sehen. Der behandelnde Arzt erweckt mit seinem Grinsen wenig Vertrauen und auch der Patient zeigt mit seinen aufgerissenen Augen Furcht vor dem was kommt. Wieder einmal ist es dem Publikum überlassen sich vorzustellen, was der Mann in der unteren Hälfte des Bildes fühlt. Die Bildtradition der Allegorie des Tastsinns wurde zutreffend von Körner wie folgt definiert: „Insbesondere das Gegensatzpaar Schmerz und Lust wird die Ikonografie des Tastsinns in der frühneuzeitlichen Kunst dominieren.“ Einer der Gegensätze wird in Seillers Druck dargestellt, der Tastsinn wird durch Schmerz ausgedrückt. Im Gegensatz zu den erotisch anmutenden Streicheleinheiten, die bei Saenredam den Tastsinn aufzeigen, wurden vor allem in der niederländischen Kunst die unangenehmen Gefühle in Form von Operationen vermittelt. - Seillers Die Fünf Sinne werden sicherlich der Massenverbreitung gedient haben. Das niederländische Original ist ein Beispiel der zahlreichen Allegorien der fünf Sinne aus dem 17. Jahrhundert. Nach Körner ist der Transfer dieser in ein bäuerlichländliches Umfeld als spezifisch typisch holländischer Beitrag zur Ikonografie der Fünf Sinne zu werten.191
- Standort
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Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
- Inventarnummer
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D 2014
- Maße
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Höhe: 196 mm (Plattenrand)
Breite: 141 mm (Plattenrand)
- Material/Technik
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Papier; Mezzotinto
- Inschrift/Beschriftung
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Marke: Göttinger Bibliotheksstempel (recto unten rechts)
- Verwandtes Objekt und Literatur
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Beschrieben in: „Die Englische Manier : Mezzotinto als Medium druckgrafischer Reproduktion und Innovation ; [Katalog zur Ausstellung in der Göttinger Universitätskunstsammlung, 27. April 2014 - 01. März 2015]“. Univ.-Verl. Göttingen, Göttingen, 2014. (Die Englische Manier 2014.130.66)
ist Teil von: Die fünf Sinne [D 2010 - D 2014]
- Klassifikation
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Zeichnung/Grafik (Hessische Systematik)
Druckgrafik (Oberbegriffsdatei)
- Bezug (was)
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Druckgrafik
Gefühl
Sinne
Gefühl, fühlen (als einer der fünf Sinne)
Ripa: Tatto
- Ereignis
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Entstehung
- (wo)
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Deutschland
- (wann)
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1663 - 1740 (Lebensdaten Stecher)
- Ereignis
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Herstellung
- Letzte Aktualisierung
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24.04.2025, 12:58 MESZ
Datenpartner
Kunstsammlung der Universität Göttingen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Grafik
Beteiligte
Entstanden
- 1663 - 1740 (Lebensdaten Stecher)