Calibrating families: Data behaviourism and the new algorithmic logic

Abstract: Family intervention is a long-established mechanism of state control, but recent technological developments are facilitating new regulatory capacities and objectives. This paper will explore how contemporary welfare policy interventions in the UK are converging around a technological solutionist ideology that centres family relationships as core instruments of social management. The last decade has seen a marked techno-administrative turn, with family/state relationships increasingly mediated through online portals and dashboards. Over the last few years this data-centric model has accelerated towards an algorithmic approach to governance through the incorporation of big data surveillance, predictive analytics and behavioural interventions to monitor and socially engineer populations. In this paper we draw on policy analysis and freedom of information requests to trace the embedding of data collection frameworks into apparently conventional family intervention programmes in the UK, and show how this “datification” was made into a core delivery tool. We also highlight how secrecy, or at the very least strategic silence, has restricted public knowledge of how and why data is being collected and used in the UK. We show how parents and children are being quantified and translated into datapoints to support new logics of choice manipulation, ceding unprecedented power to financiers, data analytic and social marketing companies, platform developers and big tech industries. The resulting financialization of family welfare services tracks the contours of longstanding social divisions, reconfiguring and in many cases compounding the injustices of race, class and gender. This algorithmic calibration of children and parents is extending the regulatory powers of the state far beyond previous efforts to govern and control poor families, with under-explored consequences for the principles of democracy and justice.
Familienintervention ist ein seit langem etabliertes Instrument wohlfahrtsstaatlicher Einflussnahme. Die aktuellen technologischen Entwicklungen ermöglichen hier jedoch neue Regulierungsmöglichkeiten und -ziele. Der Beitrag untersucht mit Blick auf die Entwicklungen in Großbritannien, wie bei gegenwärtigen wohlfahrtspolitischen Interventionen eine solutionistische Ideologie an Einfluss gewinnt, die Familienbeziehungen in den Mittelpunkt des Managements des Sozialen stellt. Die letzten zehn Jahre waren geprägt von einer massiven technisch-administrativen Wende, in deren Zuge die Beziehungen zwischen Familien und Staat zunehmend über Online-Portale und Dashboards vermittelt werden. Dieses datenzentrierte Modell hat sich zu einem algorithmischen Governance-Ansatz entwickelt, mit dem durch die Einbeziehung von Big Data-Überwachung, prädiktiver Analytik und Verhaltensinterventionen Bevölkerungsgruppen überwacht und sozial gesteuert werden. Im Beitrag stützen wir uns auf Politikfeldanalysen und auf mittels FOIA-Anfragen gewonnene Auskünfte, um die Einbettung von Datenerfassungsstandards in scheinbar konventionelle Familieninterventionsprogramme im Vereinigten Königreich nachzuvollziehen und zu zeigen, wie diese „Datifizierung“ zu einem zentralen Hilfsmittel staatlicher Steuerung wurde. Wir zeigen auch, wie Geheimhaltung oder zumindest strategisches Schweigen das öffentliche Wissen darüber beschränkt, wie und warum Daten gesammelt und verwendet werden. Wir zeigen, wie Eltern und Kinder quantifiziert und in Datenpunkte umgewandelt werden, um neue Logiken der Manipulaton von Verhalten und von Entscheidungen zu unterstützen, was wiederum Leistungsträgern, Datenanalyse- und Sozialmarketing-Unternehmen, Plattformentwicklern und der Big-Tech-Industrie eine nie dagewesene Macht verleiht. Die sich daraus ergebende Finanzialisierung von familienbezogenen Wohlfahrtsleistungen folgt dabei den Konturen anhaltender sozialer Spaltungen, indem sie ethnische, klassistische und Geschlechterungerechtigkeiten neu konfiguriert und in vielen Fällen noch verstärkt. Diese algorithmische Kalibrierung von Kindern und Eltern erweitert die Regulierungsmacht des Staates weit über frühere Möglichkeiten hinaus, arme Familien zu regieren und zu kontrollieren. Die Folgen für die Grundsätze von Demokratie und Gerechtigkeit sind hingegen noch weitgehend unerforscht.

Weitere Titel
Familien kalibrieren: Datengetriebener Behaviorismus und die neue algorithmische Logik wohlfahrtsstaatlicher Steuerung
Standort
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Umfang
Online-Ressource
Sprache
Englisch

Erschienen in
Calibrating families: Data behaviourism and the new algorithmic logic ; volume:71 ; number:1 ; year:2025 ; pages:137-157 ; extent:21
Zeitschrift für Sozialreform ; 71, Heft 1 (2025), 137-157 (gesamt 21)

Urheber
Gillies, Val
Edwards, Ros
Vannier Ducasse, Helene

DOI
10.1515/zsr-2024-0008
URN
urn:nbn:de:101:1-2503070523456.622669966204
Rechteinformation
Open Access; Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
Letzte Aktualisierung
15.08.2025, 07:22 MESZ

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