Bestand
Reichsausführungsbehörde für Unfallversicherung (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Aufgaben und Organisation
Die für die Durchführung
der Unfallversicherung zuständigen Dienststellen und Behörden lassen sich
in zwei Hauptgruppen unterteilen: die Berufsgenossenschaften (einschl.
Seekasse) und in die Ausführungsbehörden. Die Berufsgenossenschaften, (im
Jahre 1933 102 BGs im Reichsgebiet), waren zuständig für die gewerblichen
Betriebe und Berufszweige, Verantwortlich für die Betriebe und
Dienststellen des Reichs, der Länder oder auch der Kommunen,
Kompetenzüberschneidungen eingeschlossen, waren laut § 892 der
Reichsversicherungsverordnung die Ausführungsbehörden (193 an der Zahl im
Jahre 1933).
Zu den Aufgaben zählten die
Unfallverhütung, die Entschädigung bei
Erwerbsunfähigkeit oder bei Verlust des Ernährers, sowie die
Entschädigung für Folgen eingetretener Unfälle. Letztere zwei Aufgaben
konnten jedoch an die zuständige Krankenkasse übertragen werden, wenn die
betroffene Person krankenversichert war. Unter Umständen konnten auch die
Arbeitsämter in Fällen von Umschulung oder Arbeitsplatzvermittlung
eingeschaltet werden.
Außerdem lag es im
Zuständigkeitsbereich der RafU, bei eingetretenen Unfällen die
Untersuchung zu veranlassen und gegebenenfalls Entscheidungen über die
Auszahlung von Entschädigungen auf der Basis von ärztlichen Berichten und
Gutachten zu treffen.
Die Reichsausführungsbehörde
für Unfallversicherung (RafU) wurde am 8. April 1921 durch einen Erlass
des Reichsarbeitsministers konstituiert. (1) Sie sollte nach dem Ersten
Weltkrieg die militärischen Verwaltungsbehörden und die Werftverwaltungen
der Marine auf dem Gebiet der Unfallversicherung ersetzen. Durch diesen
Zusammenschluss der ehemaligen Unfallabteilungen vermied man die nach §
892 Reichsversicherungsordnung (RVO) notwendige Errichtung neuer
Ausführungsbehörden bei jedem Ressort. Daraus folgte eine erhebliche
Einsparung an Personal und Kosten.
Vorgängerbehörden waren:
- Unfallabteilungen
der ehemaligen Abwicklungs-Intendanturen der militärischen Institute in
Berlin und München
- Abwicklungs-Intendanturen des
früheren XII. Armeekorps in Dresden und des früheren XIII. Armeekorps in
Stuttgart
- Ausführungsbehörde der Marinewerft in
Wilhelmshaven.
Die Behörde wurde als
Ausführungsbehörde für die zum Geschäftsbereich des Reichsministers des
Innern, des Reichsschatzministers und des Reichsarbeitsministers
gehörenden Betriebe, für die das Reich Träger der Unfallversicherung ist,
bestimmt.
Die RafU, mit Sitz in Berlin, gehörte
unter Aufsicht des Reichsversicherungsamtes zum Geschäftsbereich des
Reichsarbeitsministers. Die Leitung übernahm Oberregierungsrat Dr. Walter
Rehdans (2), welcher zuvor beim Reichsschatzministerium tätig war.
Nachdem sich die Behörde anfangs noch in
Kompetenzstreitigkeiten unter anderem gegen die Ausführungsbehörde der
Marinewerft Wilhelmshaven durchsetzen konnte, scheiterte ihr Bestehen
bereits im zweiten Jahr an fehlenden finanziellen Mitteln.
Mit Wirkung vom 19. September 1922 gingen ihre Aufgaben
auf das Hauptversicherungsamt Berlin als Ausführungsbehörde für
Reichsbetriebe nach
§ 892 der RVO über. Ab dem 20.
September 1923 war dann das Versorgungsamt I in Berlin als
Ausführungsbehörde für die Unfallversicherung tätig. Die Zuständigkeit
blieb hier bis Ende 1939.
Mit Wirkung vom 1.
Januar 1940 wurde wieder eine eigene „Reichsausführungsbehörde für
Unfallversicherung" geschaffen, die dem Reichsversicherungsamt
unterstellt war. Die Leitung übernahm Dr. Günther Werk (*13.7.1902)
(3).
Im April 1941 kam es aufgrund der
territorialen Expansion des Deutschen Reiches zur Bildung mehrerer
Außenstellen. Diese befanden sich in Wien, zuständig für Wien, Ober- und
Niederdonau, in Graz, zuständig für die Steiermark und Kärnten, in
Innsbruck, zuständig für Salzburg und Tirol, und in Reichenberg,
zuständig für das Sudetenland.
(1) Amtsblatt für
die Reichsschatzverwaltung Nr. 39 vom 11.05.1921 Abschnitt 648
(2) Dr. Walter Rehdans, geb. 10.08.1878, BArch R 9361-I/
2803
(3) siehe Bestände Bundesarchiv
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
1944 wurden große Teile der
Akten der RafU aus Berlin in die Ausweichlager Punitz und Schmückert im
Warthegau ausgelagert, wo vor allem Einzelunfall- und Einzelrentenakten
wahrscheinlich noch durch Kriegseinwirkung vernichtet wurden. Die Akten
der in Berlin verbliebenen Zentralabteilung gelten ebenfalls als
Kriegsverlust. Nur ein kleiner Rest der Dienstakten und der
Personalunterlagen gelangte nach 1945 zusammen mit einigen Unfallakten
der RafU und des Versorgungsamtes I Berlin in die Ausführungsbehörde für
die britische Zone in Wilhelmshaven.
Im Juni 1977
wurden schließlich die Restakten der RafU bzw. ihrer Vorgänger- und
Nachfolgeorganisationen (bis 1945) von der Bundesausführungsbehörde für
Unfallversicherung in Wilhelmshaven an das Bundesarchiv
abgegeben.
Inhaltliche Charakterisierung: Die
Titelaufnahme erfolgte nach numerus currens. Danach wurde in Dienst-,
Unfall- und Personalakten klassifiziert.
Die
Dienstakten erhielten folgende Unterteilung:
-
Organisation, Amtsverfügungen
- Bestimmungen zur
Unfallversicherung und Unfallverhütung
-
Unfallversicherung in einzelnen Dienststellen und Betrieben
- Unfallversicherung in besetzten und eingegliederten
Gebieten
- Unfallversicherung in
Sonderfällen
Die Ordnung der Unfall- und
Personalakten erfolgte alphabetisch. In Abweichung von der Abgabeliste
der RafU sind bei den Dienstakten eine Reihe von sachlich
zusammengehörenden Verzeichnungseinheiten zu jeweils einem Band neu
zusammengefasst worden.
Sowohl die Unfall- als
auch die Personalakten wurden über die Zäsur 1945 hinaus geführt
(Personalakten 1902-1969, Unfallakten 1905-1948).
Die Überlieferung der Dienstakten konzentriert sich auf die 1920er
bis 1940er Jahre. Während der ersten Bearbeitung wurden Drucksachen, wie
z. B. eine Serie von Marineverordnungsblättern, an die
Amtsdrucksachensammlung des Bundesarchivs abgegeben.
Erschließungszustand: Findbuch
(2014)
Zitierweise: BArch R
152/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch R 152
- Extent
-
385 Aufbewahrungseinheiten; 5,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Arbeit, Soziales
- Related materials
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: R 89 Reichsversicherungsamt
R 40 Reichsverband Deutscher Rentenversicherungsträger
R 3901 Reichsarbeitsministerium
R 321 Gewerbliche Berufsgenossenschaften
B 321 Deutsche gesetzliche Unfallversicherung
Literatur: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, hrsg. von Heinz Boberach, München 1991/1995, Teil 1, S. 418.
- Date of creation of holding
-
1902-1945 (1946-1969)
- Other object pages
- Provenance
-
Reichsausführungsbehörde für Unfallversicherung (RafU), 1921-1945
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Die Benutzung im Bundesarchiv erfolgt nach den Vorschriften des Bundesarchiv-gesetzes vom 6. Januar 1988 (BGBl. I S. 62, zuletzt geändert am 27. Juni 2013, BGBl. I S. 1888) und der zu ihm erlassenen Rechtsverordnungen in der jeweils geltenden Fassung. Die Schutzfristverkürzung bei personengebundenen Unterlagen ist gemäß Bundesarchivgesetz auf Antrag möglich.
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1902-1945 (1946-1969)