Bestand

Wilhelma, Zoologisch-botanischer Garten Stuttgart (Bestand)

Zur Gründung und Frühzeit der Wilhelma: 1816 am 30. Oktober Regierungsantritt König Wilhelms I. von Württemberg (27.09.1781 - 25.06.1864). 1817-1818 kauft der König Cannstatter Bürgern ihre auf dem Kahlenstein gelegenen Parzellen ab. Ab 1822 lässt König Wilhelm I. an dieser Stelle am Rande des Neckartals von seinem Hofbaumeister Giovanni Salucci das Schloss Rosenstein in klassizistischem Stil erbauen und durch den Hofgärtner Johann Bosch einen englischen Landschaftsgarten anlegen - den Rosenstein-Park. Wilhelm I. widmet Schloss und Parkanlage der Rose, Lieblingsblume seiner Frau, Königin Katharina Pawlowna Romanowa (10.05./21.05.1788-09.01.1819). 1829 wird auf dem Gelände des Rosenstein-Parks ein Mineralwasservorkommen gefunden. 1837 wird der Architekt Karl Ludwig Zanth (06.08.1796 - 07.10.1857) mit dem Bau des Wilhelma-Theaters betraut. 1840 am 29. Mai Einweihung des Wilhelma-Theaters mit der Ballett-Pantomime "Der Zauberschlaf". Das Theater wurde nur bis 1847 für Aufführungen benutzt und nach dem Tod König Wilhelms I. geschlossen. 1900-1929 wird durch die "Wilhelma-Theater-Gesellschaft" der Spielbetrieb wiederbelebt. Nach dem II. Weltkrieg erfolgte eine vorübergehende Nutzung als Kino mit anschließendem Leerstand und Verfall des Gebäudes; erst im Jahr 1985 begann die Restaurierung des Theaters. 1842-1843 Planung und Baubeginn eines Badehauses "im maurischen Stil". Es besteht aus einem komfortablen Wohngebäude mit diversen Räumen und großem Kuppelsaal sowie zwei angrenzenden Gewächshäusern. Das Ensemble erhält auf königliche Anordnung den Namen "Wilhelma". 1843-1846 Bau einer Terrasse mit achteckigem Pavillon entlang der Neckartalstraße. 1844-1851 Bau des sog. Belvedere oberhalb des Wohngebäudes und der Terrassen. 1846 am 13.07. Eheschließung des württembergischen Kronprinzen Karl (06.03.1823 - 06.10.1891) mit der russischen Zarentochter Großfürstin Olga Nikolajewna Romanowa (30.08./11.09.1822 - 30.10.1892) auf Schloss Petershof bei St. Petersburg. Am 23.09.1846 hält das junge Paar feierlichen Einzug in Stuttgart; im Rahmen des Festprogrammes wird am 30. Oktober die Wilhelma eingeweiht. 1847-1850 Bau eines Stallgebäudes und einer Wagenremise - heute bekannt als "Kiwi-Nachthaus" und "Altes Raubtierhaus". 1852-1854 Errichtung eines Gewächshauses als Verbindung zwischen Hauptgebäude und Pavillon an der Neckarfront, anfänglich als Orangerie geplant, aber im Stil eines Landschaftsgartens ¿mit Hügel, Rundgang, Rasenfläche und Gehölzgruppen¿ umgesetzt. Gleichzeitig erfolgt der Bau eines rechteckigen Ziegelbaus mit dem ¿Bildersaal¿, der Gemälde mit orientalischen Motiven enthält. 1862-1863 Errichtung des Hofküchengebäudes, das u. a. eine "Orientalische Sammlung" beherbergt. Die mittlere Hauptachse wird vom Belvedere über den Festsaal hinaus in den sog. Äußeren Garten verlängert. An den Festsaal schließen sich ein halbrundes und ein langgestrecktes Wasserbassin mit einer hölzernen Laube an. 1863-1864 Bau der Damaszener-Halle anstelle der o. g. Laube. Sie besitzt eine zum See gelegene kleine Halle, einen zentralen Winterraum und eine anschließende Fasanerie. 1864 im Juni Tod König Wilhelms I. auf Schloss Rosenstein. Die Fertigstellung der Damaszener-Halle erfolgt erst Ende des Jahres 1864. Bei der Wilhelma handelte es sich ursprünglich um königlichen Privatbesitz. Der Zutritt war daher nur auf persönliche Einladung einem kleinen Kreis ausgewählter Besucher möglich. Erst ab 1880 konnten Besichtigungskarten von jedermann erworben werden. 1918-1919 geht mit dem Ende der Monarchie in Deutschland und der damit verbundenen Auflösung des württembergischen Hofes die Wilhelma in Staatseigentum über. Sie ist nun ein öffentlicher botanischer Garten mit Orchideen- und Kakteensammlungen sowie Azaleen-, Rhododendron- und Magnolienblüten-Schauen (heutiger Eigentümer der gesamten Anlage ist das Land Baden-Württemberg; sie ist dem Finanzministerium unterstellt und somit der einzige Landeszoo in Deutschland). 1933 übernimmt der Gartenexperte Albert Schöchle die Leitung der Wilhelma. Mit ihm beginnt die neuere Geschichte der Wilhelma und damit verbunden auch die Entwicklung zum heutigen zoologisch-botanischen Garten (von 1947-1975 ist Albert Schöchle gleichzeitig Direktor der Schlossgärten in Ludwigsburg, die seit 1954 Blühendes Barock genannt werden). 1944 wird bei den alliierten Luftangriffen auf Stuttgart im Juli die Wilhelma fast völlig zerstört. Luftbilder zeigen eindrücklich die immensen Schäden u. a. am Maurischen Landhaus (Schloss) und an der Damaszener-Halle. Letztere wird auf Grund der massiven Zerstörungen später ganz abgetragen, um für das Aquarium Platz zu schaffen. 1945-1948 wird auf Veranlassung von Albert Schöchle in den ehemaligen königlichen Gärten ebenso wie in den städtischen Anlagen Gemüse angebaut zur Versorgung der Stuttgarter Krankenhäuser.

Vom Park zum zoologisch-botanischen Garten: 1949 Wiedereröffnung der Wilhelma. Mit einer kurzzeitigen Aquarienschau und weiteren befristeten Ausstellungen in den folgenden Jahren soll die Attraktivität erhöht werden. 1950 eine große Vogelschau sowie eine Ausstellung von "Tieren des deutschen Märchens". 1951 "Schlangen, Saurier, Krokodile" und "Afrikanische Steppentiere". 1952 "Indische Dschungeltiere". Durch den Verbleib zahlreicher der gezeigten Tiere aus den einzelnen Ausstellungen in der Wilhelma beginnt der Aufbau eines eigenen Tierbestandes. Erlass der Finanzverwaltung "Die wilden Tiere haben zu verschwinden". Durch die medienwirksame Aktion "Taufe des ersten in Cannstatt geborenen Löwenbabys durch Finanzminister Dr. Karl Frank" wird die Existenz des Tierbestands manifestiert. 1956 Gründung des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma unter dem Vorsitz von Kultusminister a. D. Schenkel. In den Folgejahren fällt die endgültige Entscheidung zur Schaffung eines biologischen Gartens mit Kombination von Pflanzen- und Tierbestand. Der damalige Bauassessor Fecker entwickelt eine Grundkonzeption zur Sanierung und Erweiterung der Wilhelma unter Einbeziehung von Teilen des Rosenstein-Geländes. 1961/1962 Ministerrat und Landtag genehmigen das Ausbaukonzept.

Der Ausbau der modernen Wilhelma: 1962 Wiedereröffnung des im Krieg schwer geschädigten Maurischen Landhauses als kombiniertes Quartier für tropische Pflanzen und Tiere mit der europaweit ersten Nachttierabteilung. 1966-1971 Restaurierung der Gewächshäuser am Maurischen Landhaus. 1967 am 22. April nach sechsjähriger Planungs-und Bauzeit Eröffnung des großen Aquariums/Terrariums mit Krokodilhalle an Stelle der kriegszerstörten Damaszener-Halle. Fertigstellung des Betriebshofs. 1968 am 26. Juni Einweihung des ersten 250 Meter langen Baukomplexes zur Erweiterung der Wilhelma: Raubtierhaus sowie Elefanten- und Dickhäuterhäuser, die Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Tapire und Hirscheber aufnehmen. Der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma stiftet eine Freianlage für Kleinsäuger. 1971 am 24. März Eröffnung der Neuen Farnhäuser. 1973 Fertigstellung der Häuser für Menschenaffen und Niedere Affen sowie der Freianlage für Klammeraffen. 1974 Erweiterung des Haupteinganges zur Bewältigung der wachsenden Besucherzahlen. 1975 Fertigstellung der Felsanlage für Affen- und Klettertiere als Bindeglied zum Erweiterungsgelände der Wilhelma. 1977 Eröffnung der Freianlage für südamerikanische Tiere. Sie ist das "Schaufenster" der Wilhelma zum Rosenstein-Park. 1978 Grundsteinlegung der Huftieranlage. 1979 im Zuge der Sanierung des Koniferentales werden sieben Greifvogelvolieren eingeweiht. 1980 am 23. Mai wird die große Anlage für afrikanische Huftiere ihrer Bestimmung übergeben. 1980 am 11. Juni Grundsteinlegung für das Jungtier-Aufzuchthaus, welches am 11. Februar des folgenden Jahres Richtfest feiert. 1981 findet die Einweihung der Subtropen-Terrassen für Papageien, Waldrappen, Totenkopfäffchen und exotische Pflanzen statt. 1982 Einweihung des Jungtier-Aufzuchthauses, dessen Finanzierung durch den Verein ermöglicht worden war. Hier wird die Aufzucht junger Menschenaffen und die Brutfürsorge verschiedener Säuger und Vögel gezeigt. 1984 im Herbst wird das Kiwi-Nachthaus eröffnet. 1985 Beginn der Restaurierung des Wilhelma-Theaters mit Rekonstruktion der alten Ausmalung im byzantinischen Stil. 1987 Übergabe des Wilhelma-Theaters an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, die dort seitdem jährlich diverse Aufführungen inszeniert. Eröffnung der neuen Wilhelma-Gaststätte. Am 29. Oktober Grundsteinlegung für die große Bären- und Klettertier-Anlage. 1990 Baubeginn für die Außenstelle der Wilhelma auf der Staatsdomäne Tennhof. 1992 Richtfest für die Vogelfreifluganlage. 1996 150-jähriges Bestehen der Wilhelma. 1998 am 5. Juni Richtfest für das Amazonienhaus. 2002 im März Eröffnung des Insektariums mit Schmetterlingshalle. Wiedereröffnung der Gewächshäuser am Maurischen Landhaus. 2006 Eröffnung der neugestalteten Krokodilhalle. 2017 50-jähriges Jubiläum des weltbekannten Wilhelma-Aquariums. (chronologische Angaben u. a. aus FL 420/1 Büschel 66 und den im Bestand vorliegenden Dokumentationen der Staatlichen Hochbauverwaltung des Landes Baden-Württemberg zu einzelnen Wilhelma-Gebäuden sowie aus Albert Schöchle "Das Schlitzohr", Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1981)

Die Direktoren der Wilhelma: Dr. h.c. Albert Schöchle *13.03.1905 +10.08.1998 Direktor 1933-1970 Prof. Dr. Wilbert Neugebauer *25.09.1924 +02.05.2015 Direktor 1971-1989 Prof. Dr. Dieter Jauch *26.06.1947 Direktor 1989-2013 Dr. Thomas Kölpin *08.11.1968 Direktor seit 2014

Zur Überlieferungssituation: Der Bestand FL 420/1 setzt sich zum jetzigen Zeitpunkt zusammen aus den folgenden Ablieferungen: Zugang 2015/101 (digitales Material) und Zugang 2016/106 (analoges Material und vereinzelte digitale Datenträger).

Zur analogen und digitalen Überlieferung: Zur analogen Überlieferung Bei der analogen Überlieferung handelt es sich um eine großenteils ungeordnete Mischung aus Einzelakten, einer chronologischen Pressefotosammlung, thematischen Zeitungsausschnittmappen, Plakaten und diversen Foto- und Diaserien, darunter auch die wissenschaftliche Diasammlung zum Aquarium der Wilhelma, u. a. mit Aufnahmen der Stuttgarter Fotografen-Brüder Klaus Paysan (*1930, +2011) und Hans Paysan (*1931). Auffallend war, dass wegen behördeninterner Verluste nur ein relativ geringer Teil der Verwaltungsakten des zoologisch-botanischen Gartens hierher abgegeben wurde, welche zudem teilweise Wasserschäden aufwiesen. Auch waren einige der überlieferten Akten und Fotos durch feuchtigkeitsbedingten Schimmelbefall stark geschädigt. Unterlagen zum Rosenstein und zur Wilhelma im 19. Jahrhundert finden sich in Bestand StAL E 19 Königliche Bau- und Gartendirektion, Kapitel II. Spezialia, 3. b) Rosenstein und Wilhelma. Der analoge Teil des Bestandes FL 420/1 setzt sich zusammen aus 554 Büscheln, 35 Diakästen und 38 Großformaten. Ludwigsburg, im September 2017 Regina Schneider Zur digitalen Überlieferung Die digitale Überlieferung besteht aus digitalen Fotos sowie Scans analoger Unterlagen (vorwiegend Pläne) aus der Überlieferung der Wilhelma. Da noch nicht absehbar ist, ob die Vorlagen dieser Scans zu einem späteren Zeitpunkt an das Staatsarchiv Ludwigsburg abgegeben werden, kommt den Scans die Bedeutung genuin digitaler Unterlagen zu. Der größe Teil der Fotos betrifft einzelne Gebäude und andere Orte innerhalb der Wilhelma. Darüber hinaus bestehen Fotos zu wenigen Einzelpersonen und Arbeitsabläufen in der Wilhelma. Näher identifizierte einzelne Tiere sind nur in Ausnahmefällen auf den Fotos zu finden. 21 Fotos zeigen Luftaufnahmen von Stuttgart. Der Schwerpunkt liegt auf dem Rosensteinpark und der Wilhelma mit Umgebung, aber zum Teil decken die Luftaufnahmen wesentlich größere Teile von Stuttgart ab. Die Pläne setzen sich aus zwei Teilen zusammen: Der erste Teil bezieht sich auf die Wilhelma und den Rosensteinpark. Der zweite Teil resultiert aus der Verpflichtung der Wilhelma, dem Land Baden-Württemberg gehörige Grünflächen in Stuttgart und seinen Stadtteilen zu pflegen. Darunter befinden sich unter anderem die Grünflächen von verschiedenen Behörden, Hochschulen, Museen, des Schlossplatzes sowie des Schlossgartens in Stuttgart. Für die Pläne bildete eine Microsoft Excel-Datei die Grundlage für die Erschließung. Allerdings waren zu vielen Plänen keine oder nur unzureichende Metadaten vorhanden, weshalb in diesen Fällen einzeln nacherschlossen werden musste. Da die Datei auch Pläne aufführte, die nicht an das Landesarchiv abgegeben worden waren, musste ein Abgleich mit dem vorliegenden Bestand durchgeführt werden. Für die Fotos lagen neben den (oft nicht aussagekräftigen) Dateinamen und teilweise Beschriftungen der CDs keine weiteren Metadaten vor. Die Erschließung erfolgte durch Corinna Knobloch, Thomas Krause und Caroline Leitzbach. Der digitale Teil des Bestandes FL 420/1 setzt sich zusammen aus 951 digitalen Objekten (135 Fotos und 816 Pläne). Ludwigsburg, im November 2017 Corinna Knobloch Anm.: Der Bestand erhält laufend Zuwachs an digitalen Objekten durch die regelmäßige Spiegelung der Website der Wilhelma.

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, FL 420/1
Extent
627 analoge Archivalieneinheiten (15,2 lfd. m), 957 digitale Objekte

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Untere Verwaltungsbehörden seit um 1945 >> Geschäftsbereich Finanzministerium >> Betriebe
Related materials
Albert Schöchle "Das Schlitzohr", Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1981

Date of creation of holding
1910-2022

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Last update
18.04.2024, 10:40 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1910-2022

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