Bestand
Treuhandstelle für Industrie und Handel (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Am 8. Okt. 1949 wurde durch die Delegationen der Währungsgebiete
DM-West und DMOst das Abkommen zur Regelung des Verfahrens im
Interzonenhandel 1949/50 geschlossen
(Frankfurter Abkommen, BAnz. Nr. 8 vom 11. Okt. 1949).
Unmittelbar vor der Unterzeichnung
dieses
Abkommens, am 7. Okt. 1949, war die DDR gegründet worden. Um die
Möglichkeit
einer De-facto-Anerkennung dieser
Staatsgründung auszuschließen, untersagte die
BReg. durch Erklärung vom 21. Okt. 1949 alle direkten
Verhandlungen mit Dienststellen der
DDR. Für
den Interzonenhandel bedeutete dies, daß Verhandlungen auf der Ebene
der Wirtschaftsministerien
nicht möglich
waren.
Aufgrund dieser staatsrechtlichen
Problematik wurde am 2. Nov. 1949 von westdeutscher
Seite -auf Anregung- des BMWi eine nach außen als nichtstaatlich
erscheinende Stelle gegründet,
die
Treuhandstelle für den Interzonenhandel beim Deutschen Industrie- und
Handelstag
(DIHT), Frankfurt a. M. (TSI), die
jedoch nie eine Einrichtung des DIHT war. Sie
unterstand vielmehr der Aufsicht und den Weisungen des BMWi, das
aufgrund der Interzonenhandels-
VO vom 18. Juli
1951 für alle Fragen des Interzonenhandels, auch auf dem
Ernährungssektor,
zuständig war. Mit Erlaß vom
4. Nov. 1949 übertrug er der TSI die Durchführung
und Ausgestaltung des Frankfurter Abkommens. Sie wurde
ermächtigt, mit den
obersten Wirtschaftsorganen
des Währungsgebietes der DM-Ost in allen geschäftlichen Fragen
Verbindung zu halten, Verhandlungen zu führen und
Vereinbarungen zu treffen. Ihren
Sitz verlegte
die TSI Anfang 1950 von Frankfurt nach Berlin.
Rechtsgrundlage für den innerdeutschen Handel war nach dem
Auslaufen des Frankfurter
Abkommens das
Berliner Abkommen vom 20. Sept. 1951 über Warenaustausch und
Dienstleistungsverkehr.
Dieses wurde am 16.
Aug. 1960 neu gefaßt und jeweils durch neue Vereinbarungen
geändert oder ergänzt. Der BMWi übertrug der TSI
darüber hinaus bei Bedarf
Aufgaben, die über
die rein wirtschaftliche Durchführung des Interzonenhandels
hinausgingen,
z. B. 1953 die technische
Abwicklung des Berlinverkehrs zwischen der Bundesrepublik
und West-Berlin, 1967 die aktive Handelsförderung
durch Information und Beratung beteiligter
Wirtschaftskreise.
Trotz fortbestehender
staatsrechtlicher Bedenken wurde die TSI zum 1. Jan. 1952 in die
Bundesverwaltung eingegliedert. Ein Großteil ihrer
Durchführungsaufgaben wurde der Bundesstelle
für den Warenverkehr der gewerblichen Wirtschaft in
Frankfurt/Main übertragen.
Auch nach der
Unterzeichnung des Grundlagenvertrages mit der DDR am 21. Dez.
1973
hielt die Bundesrepublik an der
Sonderstellung des innerdeutschen Handels und damit am
Fortbestehen der TSI fest. 1981 wurde ihr längst
nicht mehr zeitgemäßer Name in -Treuhandstelle
für Industrie und Handel- geändert.
Im
Zuge des Zerfallsprozesses der DDR wurde aufgrund Art. 12 des
Staatsvertrags über die
Schaffung einer
Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 18. Mai 1990 der
innerdeutsche
Handel mit der VO über den Waren-
und Dienstleistungsverkehr zwischen der DDR
und
der Bundesrepublik (VIH) vom 4. Juli 1990 neu geregelt. Die Vertreter
beider Delegationen
trafen sich zum letzten Mal
am 20. Sept.1990.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Archivische Bewertung und
Bearbeitung
Inhaltliche Charakterisierung:
Handelsvereinbarungen (1950-1990); Braunkohle- und Kaliabbau im
Grenzgebiet (1973-1990); Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg
gesprengten Autobahnbrücke über die Saale bei Hirschberg/Hof
(1958-1968).
Erschließungszustand: Findbuch
(1995)
Zitierweise: BArch B
356/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch B 356
- Umfang
-
31 Aufbewahrungseinheiten; 2,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Finanzen, Wirtschaft
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: B 102, DL 2
Literatur: Horst Lambrecht: Der Innerdeutsche Handel - ein Güteraustausch im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitschrift -Das Parlament- B 40/82 vom 9.10.1982.- Friedrich von Heyl: Der innerdeutsche Handel mit Eisen und Stahl 1945-1972. Deutsch-deutsche Beziehungen im Kalten Krieg, Köln, Weimar, Wien 1997.
- Provenienz
-
Treuhandstelle für Industrie und Handel (TSI), 1949-1990
- Bestandslaufzeit
-
1950-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Treuhandstelle für Industrie und Handel (TSI), 1949-1990
Entstanden
- 1950-1990