Bestand

NL 56 Nachlass Egon von Eickstedt (1892-1965) (Bestand)

Form und Inhalt: Egon von Eickstedt wurde am 10. April 1892 in Jersitz in der Provinz Posen geboren. Er studierte u.a. Anthropologie, Medizin und Geographie an den Universitäten Berlin und Frankfurt. Während seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg führte er Untersuchungen an kriegsgefangenen Sikhs durch, die als Basis für seine Promotion dienten. 1921 wurde er unter Eugen Fischer Assistent an der Universität Freiburg, wechselte aber bereits 1924 als Leiter der Anthropologischen Abteilung an das Naturhistorische Museum in Wien. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre führte von Eickstedt eine Expedition nach Indien durch, wo er umfangreiche anthropologische und ethnologische Daten sammelte.
1929 wurde von Eickstedt an der Universität Breslau habilitiert und dort 1933 zum außerordentlichen Professor ernannt. Obwohl er - vermutlich auf Grund einer Intrige - nicht in die NSDAP aufgenommen wurde, erwarb sich von Eickstedt während des „Dritten Reiches“ den Ruf eines führenden Rassentheoretikers des Nationalsozialismus. In dieser Zeit gehörte er zu einem Kreis von Anthropologen, die für das Reichssippenamt an Hand körperlicher Merkmale Rassegutachten erstellten. In der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre führte ihn eine weitere Expedition erneut nach Asien.
1945 flüchtete von Eickstedt aus Breslau und kam zunächst nach Leipzig. Da ihm dort eine Festanstellung verwehrt wurde, folgte er einem Ruf an die neu gegründete Universität Mainz. Hier übernahm er die Leitung des Anthropologischen Instituts. Seine langjährige Mitarbeiterin Ilse Schwidetzky folgte ihm nach Mainz. Ab den 1950er-Jahren führte von Eickstedt mehrere Expeditionen nach Nordafrika und in den Nahen Osten durch. 1965 starb er in Mainz.
Der Nachlass von Eickstedts wurde 2018 von Dr. Kandler dem Universitätsarchiv übergeben. Er ist eng verbunden mit dem bereits 2013 übernommenen Aktenbestand des Anthropologischen Instituts (Best. 89). NL 56 enthält eine Serie von Eickstedts Tagebüchern, eine Sammlung von Rezensionen zu seinen Werken sowie einige wenige Unterlagen zu den Asienexpeditionen von Eickstedts in den 1920er- und 1930er-Jahren.
Der Nachlass ist nach Maßgabe des Archivgesetzes des Landes Rheinland-Pfalz und der Nutzungsordnung des Universitätsarchivs Mainz zu benutzen und mit der Signatur NL 56 / [lfd. Nr.] zu zitieren.
Lit:
- Medvekin, Ilja: Egon von Eickstedt und Frédéric Falkenburger. Die Anfänge der Anthropologie, in: Georg Krausch (Hg.): 75 Jahre Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Universität in der demokratischen Gesellschaft, Regensburg 2021, S. 378-386.
- Lüddecke, Andreas: Rassen, Schädel und Gelehrte. Zur politischen Funktionalität der anthropologischen Forschung und Lehre in der Tradition Egon von Eickstedts. Peter Lang, Bern 2000.
- Hoßfeld, Uwe: Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland. Von den Anfängen bis in die Nachkriegszeit. Franz Steiner, Stuttgart 2005.
- Preuß, Dirk: „Anthropologe und Forschungsreisender“: Biographie und Anthropologie Egon Freiherr von Eickstedts (1892-1965). Utz, München 2009.
- Müller, Katja: Die Eickstedt-Sammlung aus Südindien: Differenzierte Wahrnehmungen kolonialer Fotografien und Objekte. Peter Lang, Frankfurt 2015.
- Egon Freiherr von Eickstedt, in: Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz. URI: http://gutenberg-biographics.ub.uni-mainz.de/id/fff82876-0b4d-4292-bc63-8ba54c85c8a2.

Bestandssignatur
NL 56
Umfang
4 Kartons; 0,4 lfm

Kontext
Universitätsarchiv Mainz (Archivtektonik) >> 08 Nachlässe und Handakten

Indexbegriff Person
Eickstedt, Egon von, Anthropologe, Ethnologe, Hochschullehrer

Bestandslaufzeit
1914-1965

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Letzte Aktualisierung
03.06.2025, 10:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1914-1965

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