Bestand
Moritz von Büren-Schule - LWL-Förderschule, Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation, Büren (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten, Personalangelegenheiten, Schülerakten, Unterrichtsgestaltung, Pflegschaften und Vormundschaft für Schüler, Sprachheillehrgänge und Berufsschulunterricht, Konferenzen und Tagungen, Haushaltswesen und Inventar. Laufzeit: 1849-1995 Zitierweise: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 556/lfd. Nr.
Form und Inhalt: Schulgeschichte:
Die Taubstummenanstalt Büren wurde zum 1. August 1830 gegründet und gehört damit zu den ältesten Schulen für Hörgeschädigte im deutschsprachigen Raum. Die Oberleitung der Schule, die bei ihrer Gründung 6 Schüler betreute, übernahm zunächst der Leiter des Lehrerseminars zu Büren, Seminardirektor Klocke, welcher aber im Jahr darauf durch den Seminardirektor Köchling abgelöst wurde. Der Seminardirektor vertrat die Schule nach außen, führte den amtlichen Schriftwechsel, ermittelte die Pflegehäuser, in denen die Schüler während des Schulbesuchs untergebracht waren, und schloss die entsprechenden Pflegeverträge ab. Technischer Leiter der Schule war der Taubstummenlehrer Wirsel. Er erteilte Unterricht, erstattete Jahresberichte und führte die Teilnehmer des Lehrerseminars theoretisch und praktisch in die Unterrichtung taubstummer Schüler ein.
Hauptaufgabe der Taubstummenanstalt Büren war es anfänglich, künftige Volksschullehrer zu befähigen, taubstumme Schüler gemeinsam mit sogenannten vollsinnigen Schülern zu unterrichten. Finanziert wurde die Schule durch den Westfälischen Provinzial-Taubstummenfond. Die Bemühungen, den Taubstummenunterricht in den Volksschulunterricht zu übertragen, erwiesen sich als aussichtslos und wurden in den Folgejahren eingestellt.
Die wachsende Schülerzahl, die im Jahr 1834 bereits auf 19 Schüler angestiegen war, erforderte die Einstellung eines Hilfslehrers. 1847 richtete man dann eine zweite Hilfslehrerstelle ein, da nun bereits 49 Schüler an der Schule unterrichtet wurden. Die zweite Hilfslehrerstelle bekleidete der Schulamtskandidat Josef Dornseifer. Trotz wachsender Schülerzahl standen weiterhin nur zwei Schulzimmer zur Verfügung. Dieser Zustand wurde mehrmals vom Provinzial-Schulkollegium angemahnt, so dass sich die Taubstummenanstalt Büren 1868 schließlich räumlich vom Lehrerseminar trennte und in ein naheliegendes Gebäude mit vier Klassenräumen und einer Dienstwohnung für den Hauptlehrer umzog. 1869 wurde die Stelle des technischen Leiters vom bisherigen zweiten Lehrer Dornseifer übernommen. Im folgenden Jahr wurde auch das Verhältnis des Seminardirektors zum technischen Leiter der Schule, der nun die Dienstbezeichnung ”Vorsteher“ erhielt, neu geregelt. Der Seminardirektor behielt zwar die Oberaufsicht der Schule und blieb auch dem Vorsteher vorgesetzt, der Vorsteher übernahm jedoch fortan die gesamte Schulleitung.
1876 ging die Schule aus der Verwaltung der Staatsbehörden in die Trägerschaft des Provinzialverbandes über. Ein einheitlicher Lehrplan für die Schule wurde 1887 eingeführt.
Nachdem der bisherige Schulleiter Dornseifer zum 1. Oktober 1889 in den Ruhestand eingetreten war, übernahm Ferdinand Derigs seine Nachfolge zum 1. November 1889.
1895 zog die Schule in einen Neubau in der Bertholdstraße um, der nun die Unterbringung von acht Klassen ermöglichte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Schule von 59 Schülern besucht, die in sechs Klassen von sieben Lehrern unterrichtet wurden. Durch das Inkrafttreten des ”Gesetz[es], betreffend die Beschulung blinder und taubstummer Kinder“ stieg die Zahl der Schüler und Lehrkräfte ab 1911 stark an, so dass die Schule bereits sechs Jahre später 14 Klassen, 17 Lehrpersonen und 150 Schüler zählte. Obwohl die Taubstummenanstalten bereits 1938 in Gehörlosenschulen umbenannt worden waren, setzten sich die Verwendung der Begriffe ”gehörlos“ und ”Gehörlosenschule“ erst nach 1945 durch.
Am 21.01.1949 wurde an der Fröbel-Schule in Bielefeld eine Berufsschulklasse für gehörlose Lehrlinge eingerichtet, die von der Gehörlosenschule Büren betreut wurde.
Den Unterricht der 6 Berufsschüler teilten sich die Oberlehrer Schabedoth und Schepers. Zu Beginn der 1960er Jahre führte man in Büren die Frühförderung für hörgeschädigte Kinder ein. 1969 eröffnete, in der Trägerschaft des Caritasverbandes auch ein Sonderkindergarten bei der Schule, der 12 Heim- und 3 Tagesplätze umfasste. Bis zum Beginn der 1990er Jahre war die Schülerzahl der Gehörlosenschule Büren fast auf 30 Schüler gesunken. Vor diesem Hintergrund ging die Gehörlosenschule mit der Schwerhörigen-Schule in Bielefeld 1996 einen Schulverbund ein, um beide Schulstandorte weiterhin aufrecht zu erhalten. Die Schule führte den Namen "Westfälische Schule für Gehörlose und Schwerhörige Bielefeld/Büren". Während der Sonderkindergarten Ende der 1990er Jahre aus finanziellen Gründen geschlossen werden musste, konnten die Schulstandorte Bielefeld und Büren 2002 wieder verselbstständigt werde, da die Schülerzahl durch die Aufnahme schwerhöriger Schüler seit 1996 wieder kontinuierlich gestiegen war. 2005 betreute die Schule 85 Schüler am Schulstandort Büren, 20 Schüler im gemeinsamen Unterricht an Regelschulen sowie 50 Kinder im Rahmen der vorschulischen Frühförderung. 2006 konnte ein neues Schulgebäude bezogen werden, in dem nun auch eine Beratungsstelle für hörgeschädigte Kinder eingerichtet wurde. Die Beratungsstelle koordiniert und organisiert seitdem die Frühförderung hörgeschädigter Kinder im Vorschulalter. Sie arbeitet mit Regelkindergärten, Ärzten, Kliniken, Akustikern, anderen Schulen und Beratungsstellen zusammen. Seit dem Schuljahr 2010/2011 konnte auch die Einrichtung eines Förderschulkindergartens für hörgeschädigte Kinder an der Schule realisiert werden.
Quelle: Vgl. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Moritz-von-B%C3%BCren-Schule&oldid=217303273 (02.2022)
Personelle Besetzung der Schulleitung:
Seminardirektoren
Klocke 1830-1831
Köchling 1831-[1869]
Technische Leiter/Direktoren
Wirsel 1830-1847
Dornseifer 1847-1889
Ferdinand Derigs 1889-1921
Taubstummenlehrer Michels 1921-1923
Franz Kruse 1923-1933
Heinrich Alt 1933-1948
Erich Krömer 1948-1955
Hans Herbrich 1955-1964
Heinrich Schepers 1964-1968
Friedrich Sieren 1969-1982
Dieter Schnell 1982-1996
Josef Köjer 1996-2017
Claudia Düvel seit 2018
Bestandsgeschichte:
Im Rahmen seiner Umschulung zum Fachangestellten für Medien- und Informationstechnik (Fachrichtung Archiv) überarbeitete Carsten Haubrock 2014 die rudimentäre Erschließung des Altbestandes der Moritz-von-Büren Schule und verzeichnete anschließend einen bis dahin noch nicht erschlossenen Zugang aus dem Jahr 2006. Gleichzeitig übernahm er die magazintechnische Bearbeitung des Bestandes.
Mit 1.473 Einheiten hat der Bestand einen Umfang von ca. 8 lfdm. und umfasst eine Laufzeit von 1830-2010.
Der Bestand enthält neben Unterlagen zu allgemeinen Verwaltungs- und Personalangelegenheiten, Informationen zum Haushalts- und Rechnungswesen sowie zum Grundbesitz der Schule. Zeugnisbücher und Konferenzprotokolle sowie Unterlagen zur Unterrichtsgestaltung dokumentieren ferner den Unterrichtsbetrieb und das Schulleben. Zusätzlich sind 1.243 erschlossene Schülerakten im Bestand vorhanden.
Zitierweise: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 556/lfd. Nr.
Stand: Februar 2022
- Bestandssignatur
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556
- Umfang
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8 lfm.
- Kontext
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Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (Archivtektonik) >> Jugend, Schulen, Soziales >> Förderschulen
- Verwandte Bestände und Literatur
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165 Jahre Gehörlosenschule in Büren : Erinnerungen an die Schulzeit in Büren / Mitarbeiter: Elisabeth Brockmann, geb. Struck ; Anneliese Michels ; Werner Ollesch und Christa Ollesch, geb. Böcker. - Büren 1995. - 141 S. : Abb.
- Provenienz
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Provinzial-Gehörlosenschule Büren
Westf. Schule für Gehörlose Büren - Moritz von Büren-Schule
Moritz von Büren-Schule - LWL-Förderschule, Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation, Büren
- Bestandslaufzeit
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1830-2010
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
LWL - Archivamt für Westfalen. Archiv des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Provinzial-Gehörlosenschule Büren
- Westf. Schule für Gehörlose Büren - Moritz von Büren-Schule
- Moritz von Büren-Schule - LWL-Förderschule, Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation, Büren
Entstanden
- 1830-2010