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Der unaufhaltsame Abstieg eines Leitwährungslandes

Der unaufhaltsame Abstieg eines Leitwährungslandes Das Papier setzt sich mit der Verarbeitung der $-Kurs-Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit durch die monetäre Theorie der Wechselkursbestimmung auf der Grundlage der Kaufkraftparitätenannahme (KKP) auseinander. Der Ansatz läßt sich nur durch Einfügung sich mit dem $-Kurs ändernder Argumente an dessen Entwicklung anpassen. Er kann daher für eine Beurteilung anderer als sehr langfristiger Entwicklungen, in denen Kausalitäten nicht mehr zu identifizieren sind, nicht zufriedenstellen. Aus diesem Grunde wird die Annahme, Wechselkurse würden durch nationale Preisniveaus bestimmt (aktive KKP) abgelehnt und eine passive KKP auf der Grundlage einer keynesianischen Theorie der Geldwirtschaft vorgestellt. Es ist darin der Wechselkurs durch die Knappheit der frei konvertierbaren und auf dem internationalen Markt für Kredit konkurrierenden Währungen bestimmt. Die KKP bildet sich durch Preis- und Mengenanpassungen auf den nationalen Ressourcen- und Gütermärkten an das Kreditmarktgleichgewicht heraus. Aus dieser Sicht ist die Wirtschaftspolitik der USA entschieden nachteilig zu beurteilen. Die Höhe des $-Kurses drückt kein Vertrauen in die US- Wirtschaftsentwicklung aus, sondern sie ergibt sich unmittelbar aus der mehr oder weniger energischen Nachfrage nach Kredit durch die öffentlichen Haushalte der USA. Kapital- und Güterimportüberschüsse alimentieren als Folge davon das hohe Niveau der gegenwärtigen US-Wohlfahrt zu stabilen Preisen. Da die Staatsausgaben ein steigendes Steueraufkommen nicht bewirken werden, ist ein Ende der Fähigkeit zur Staatsschuldenexpansion unvermeidlich. Der Fortfall der Eigennachfrage nach $ wird den Kursverfall des Dollar auslösen, der inhaltlich ein reines Kreditmarktphänomen ist, nämlich eine steigende Nachfrage nach Nicht- Dollar-Einlagen durch die Kreditanbieter zur Expansion ihrer Kreditgeschäfte auf der Grundlage einer Währung mit überzeugender Vermögenssicherungsfunktion. Hohe Realeinkommensverluste durch "Exporterfolge" bei gesunkenem Wechselkurs werden dann den Reexport der kreditfinanzierten Gegenwartswohlfahrt aus den USA begleiten und eine Strukturveränderung der Produktion in Richtung auf exportierbare Güter zur Folge haben. Diese Entwicklung ist durch eine scharfe Deflation in den USA vermeidbar, die sich aber mit konkurrierenden Anstrengungen anderer, nach dem Leitwährungsprivileg strebender Währungsräume konfrontiert sehen wird

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 20 ; Year: 1987 ; Issue: 2 ; Pages: 215-235

Classification
Wirtschaft

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Stadermann, Hans-Joachim
Event
Veröffentlichung
(who)
Duncker & Humblot
(where)
Berlin
(when)
1987

DOI
doi:10.3790/ccm.20.2.215
Last update
10.03.2025, 11:41 AM CET

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  • Artikel

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  • Stadermann, Hans-Joachim
  • Duncker & Humblot

Time of origin

  • 1987

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