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Tannen

„Ich glaube mich selbst als Romantiker bezeichnen zu dürfen“, erklärte Khaynach im Hinblick auf seine Malerei (zit. nach Der Türmer, 15. Jg. [1913], H. 12, S. 828). In der Tat hat der Maler-Schriftsteller neben den frühen symbolistischen Bildern vor allem Landschaften geschaffen, zumeist Darstellungen düster-verrätselter Wälder, die weniger topografische Ansichten geben als Stimmungen evozieren und zur geistigen Versenkung einladen. Sie erinnern darin gelegentlich an Werke des Münchner Malers und Hans-Thoma-Freundes Karl Haider. Drei der motivisch so ähnlichen Waldbilder Khaynachs („Tannen“, A III 624; „Waldstück“, A III 629, und „Burgruine am Waldsee“, A III 627) gelangten ebenso wie zwei weitere Landschaftsansichten, die eher heiter-idyllische Motive zeigen – eine „Römische Osteria“ (A III 625) und ausgelassene Badegäste am Ufer eines Sees bei München (A III 628) – mit dem Nachlass des Künstlers 1960 in die Sammlung der Nationalgalerie (Ost). Den Landschaftsbildern eignet dabei durchweg eine gewisse malerische Unbeholfenheit, die sich mit dem zeichnerischen Werk des Künstlers nicht recht in Einklang bringen lässt (vgl. auch die Randzeichnungen im schriftlichen Nachlass, SMB-ZA, IV/NL Khaynach). Für Khaynach mag dies Programm gewesen sein. Nach seiner Auffassung entschieden weder Talent noch technisches Können über den Wert der Malerei, sondern einzig die innere Geisteshaltung. In der 1908 veröffentlichten Abhandlung „Bildende Kunst und Weltanschauung“ vertrat er die These, dass große Kunst notwendig nur aus einer religiösen Weltanschauung heraus entstehen könne, weshalb das moderne Kunstschaffen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zum Scheitern verurteilt sei. Vor Khaynach, der sich neben dem Christentum auch mit dem Buddhismus beschäftigte, bestanden daher nur Maler wie Pierre Puvis de Chavannes, die Präraffaeliten und Nazarener, Arnold Böcklin und Hans Thoma. Das, was ihre Malerei auszeichne und wonach Khaynach selbst strebe, sei das so „wichtige Gefühlselement: Ruhe und Heiterkeit“ (Friedrich von Khaynach, Bildende Kunst und Weltanschauung, Rom 1908, S. 71). Er, so resümierte die „Vossische Zeitung“ 1913, „gibt so etwas wie Stimmungskunst mit dekorativen Werten“ (Morgenausgabe, 16.4.1913, o. S.). | Regina Freyberger

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 101 x 121 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A III 624

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1960 Schenkung von Frau Schwietzer, Klein-Machnow, aus dem Nachlass des Künstlers
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
vor 1909

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp

  • Bild

Beteiligte

Entstanden

  • vor 1909

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