Bericht
Entwicklungen der Weltwirtschaft im Kontext der Finanzmarktkrise
Die im August 2007 ausgebrochene Finanzkrise erfüllt alle Kriterien einer systemischen Bankenkrise. Zahlungsschwierigkeiten häufen sich, die Kapitalisierung von Banken sinkt und Aktienkurse fallen, während die realen Zinssätze steigen. Ausschlaggebend für diese Entwicklungen ist der Vertrauensverlust zwischen den Banken nach den großen Abschreibungsverlusten, die aus dem Platzen der US-Sub-Prime-Blase resultieren. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen in den USA und im Euro-Raum konnten bislang die am Interbankenmarkt entstandene Liquiditätskrise nicht beenden. Aufgrund des hohen Leverage vieler Banken erforderten die Abschreibungsverluste eine Verkürzung der Bankbilanzen. Dieser Deleverage-Prozess zog den Verkauf von Vermögenswerten und eine restriktivere Kreditvergabe mit sich. Die internationale Vernetzung der Banken und Finanzmärkte führte dazu, dass seit September 2008 auch viele Schwellenländer und mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) die Finanzmarktkrise zu spüren bekamen, nachdem ausländische Investoren Kapital aus diesen Märkten abzogen. Dadurch kämpfen mittlerweile mehrere Länder mit der Finanzierung ihres Leistungsbilanzdefizits, Liquiditäts- und Währungskrisen. Die wichtigsten Kanäle für die internationale Krisenausbreitung sind dabei die internationalen Kapitalflüsse und global agierende Banken. Langfristig werden Länder mit großer Exportabhängigkeit von den USA oder dem Euro-Raum auch unter der konjunkturbedingt schwachen Nachfrage leiden. Der aufgrund der schlechten Konjunkturaussichten seit Mitte 2008 sinkende Ölpreis wird den Abbau der bestehenden externen Ungleichgewichte beschleunigen. Dazu beitragen könnte auch eine relative Verschiebung der Bedeutung von Export und Inlandsnachfrage in den Wachstumsprozessen der USA und China, während die jüngsten Wechselkursentwicklungen einem Equilibrierungsprozess entgegen laufen. Das große Wachstumsdifferential zwischen den Industrieländern und den großen Schwellenländern dürfte bis 2009 bestehen bleiben oder sich sogar ausweiten. 2009 werden die großen Schwellenländer China, Indien, Brasilien sowie Russland den überwiegenden Teil zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen, während der Beitrag der USA, der EU und Japans rezessionsbedingt negativ sein wird.
- Weitere Titel
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Developments in the world economy in the context of the financial crisis
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Series: WIIW Forschungsarbeiten in deutscher Sprache ; No. Januar 2009
- Klassifikation
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Wirtschaft
Financial Markets and the Macroeconomy
Current Account Adjustment; Short-term Capital Movements
Open Economy Macroeconomics
- Thema
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financial crisis
international transmission mechanisms
current account
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Landesmann, Michael
Stöllinger, Roman
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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The Vienna Institute for International Economic Studies (wiiw)
- (wo)
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Vienna
- (wann)
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2009
- Handle
- Letzte Aktualisierung
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10.03.2025, 11:42 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bericht
Beteiligte
- Landesmann, Michael
- Stöllinger, Roman
- The Vienna Institute for International Economic Studies (wiiw)
Entstanden
- 2009