Bestand

Krieg am Niederrhein (Sammlung Bosch) (S12) (Bestand)

1930er–1970er Jahre, 694 Verzeichnungseinheiten (761 Motive) Im Bestand befinden sich Fotografien, Tagebücher, Berichte von Zeitzeugen sowie schriftliche und filmische Quellen (zum Teil in Kopie), die Heinz Bosch für das Buch „Der zweite Weltkrieg zwischen Rhein und Maas” und den Film „Krieg am Niederrhein” zusammengetragen hat.

Form und Inhalt: Die Sammlung
Mitte der 1960er Jahre wurde Heinz Bosch vom Kreis Geldern beauftragt, Dokumente und Fotos zur Geschichte der Region im Zweiten Weltkrieg zusammenstellen und daraus eine Publikation zu erstellen.(1) Dabei sind Quellen aus verschiedenen Bereichen zusammengetragen worden. Systematisch wurden deutsche Archive nach Berichten und Bildern durchsucht. Archive, der auf alliierter Seite an den Kampfhandlungen beteiligten Armeen, wurden auf relevante Quellen durchsucht. Dazu waren Besuche in London nötig und eine ausführliche Korrespondenz mit den US-amerikanischen und kanadischen Archiven wurde geführt. Daneben sind systematisch die noch lebenden Beteiligten ausfindig gemacht und Interviews geführt oder Kopien von Originaldokumenten angefertigt worden. Bei diesen Personen handelte es sich auf der einen Seite um Kriegsbeteiligte der Wehrmacht und Luftwaffe und auf der an deren Seite um Zivilisten, die den Krieg am Niederrhein erlebt haben. Ein großer Teil der zusammengetragenen Fotos stammt zudem aus verstreutem Privatbesitz in Deutschland und den Niederlanden. Es wurden zeitgenössische deutsche und internationale Zeitungen ausgewertet und die relevanten Artikel reproduziert. Ebenso ist die deutsche und internationale Literatur, die bis Ende der 1960er Jahre erschienen war, ausgewertet und der Sammlung zugeführt worden. Von den Funden sind Reproduktionen erstellt worden, die systematisch in Aktenordnern abgelegt worden sind. Dazu wurde jeweils ein Inhaltsverzeichnis erzeugt, das dem jeweiligem Ordner vorangestellt wurde und aus denen ein Gesamtverzeichnis erstellt worden ist.
Für den Landkreis Kleve ist Anfang der 1960er Jahre eine ähnliche Sammlung angelegt worden, aus der das Buch Niederrheinisches Land im Krieg entstanden ist. Dieses Buch beschäftigt sich, abgesehen von einem kurzen einleitenden Kapitel, ausschließlich mit den Kriegshandlungen am Niederrhein 1944 und 1945. Die Sammlung ist vom Kreis Kleve nach Fertigstellung des Buches an das damalige Hauptstaatsarchiv Düsseldorf verkauft worden und wird seitdem dort gelagert.(2) Auch diese Sammlung bildet eine Quelle für die Forschungen von Heinz Bosch.

Buch und Film
Aus diesen Dokumenten und Fotos hat Heinz Bosch das Buch Der zweite Weltkrieg zwischen Rhein und Maas erstellt.(3) 1970 und 1971 ist dieses durchgehend schwarz/weiß bebilderte Buch in drei Auflagen vom Oberkreisdirektor des Kreises Geldern herausgegeben worden. Das Buch fand nicht zuletzt dadurch starken Absatz, das die Darstellung gut lesbar ist und über 200 teilweise ganzseitige Bilder und Grafiken enthält. Eine Liste der benutzten Quellen ist dem Buch beigefügt. Über die hier vorliegende Sammlung sind zudem die Quellen nachvollziehbar und direkt überprüfbar. Wobei einige Quellen für die Publikation nicht herangezogen wurden.
Der Aufbau des Buches folgt weitestgehend chronologisch den Ereignissen. Von den Kriegsvorbereitungen und dem Kriegsbeginn, über den Luftkrieg und die Luftangriffe auf den Niederrhein, bis hin zum Bodenkrieg am Niederrhein und die Besetzung des linken Niederrheins. Bei der Darstellung wird auf bis dahin unveröffentlichtes Material zurückgegriffen und die damals noch vorhandene Möglichkeit der Zeitzeugenbefragung genutzt ohne völlig die subjektive Perspektive der Befragten einzunehmen. Die teilweise stark subjektiven Aussagen werden gut in eine Gesamtdarstellung eingebunden, die sich auf eine Fülle von Quellen sehr unterschiedlicher Herkunft stützt. Damit ist eine Wertung der einzelnen Quellen gut möglich. Gerade die Einbindung von Zeitzeugen und von Material aus öffentlichen Archiven aller kriegsbeteiligten Parteien macht die Darstellung wertvoll und auch heute über 30 Jahre nach dem Erscheinen zu dem wichtigsten Werk über die Geschichte der Region im Zweiten Weltkrieg.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ist die Idee eines Films zum Zweiten Weltkrieg am Niederrhein von Heinz Bosch und Wilhelm Haas im Auftrag des Kreises Kleve umgesetzt worden. Der Film besteht ausschließlich aus original Filmmaterial, dass durch Sprecher erläutert und durch Grafiken untermauert wird. Zur Erstellung dieses Films wurden alle greifbaren Originalfilme – teilweise als Kopie – gesichtet und daraus ein 135-minütigen Film zusammengestellt, der den Kriegsverlauf am gesamten linken oberen Niederrhein ab Ende 1944 in drei Kapiteln zeigt.(4) Damit unterscheidet sich dieser Film positiv von den heute oft üblichen mit nachgestellten Szenen überladenen Historien-Dokumentationen.

Heinz Bosch
Heinz Bosch (*06.08.1929) hat sich mit einer Vielzahl an Themen gerade zu Geschichte des Niederrheins befasst. Dabei bildet gerade die jüngere Geschichte Gelderns einen Schwerpunkt auch seiner aktuellen Beschäftigung mit historischen Themen. Die vielen selbständigen Veröffentlichungen und Beiträge in Sammelbänden und Periodika, können an dieser Stelle nicht aufgezählt werden. Daneben war und ist Heinz Bosch in verschiedenen geldrischen Vereinen aktiv; nicht zuletzt als langjähriger Vorsitzender des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend e.V. Neben den Veröffentlichungen hat Heinz Bosch eine große Anzahl von Vorträgen zur geldrischen Geschichte gehalten und Fahrten des Historischen Vereins zu unterschiedlichen Themen geleitet. Als Jugendlicher hat Heinz Bosch selbst auf dem Mühlenturm an der Luftabwehr teilnehmen müssen und hat die Nachkriegszeit in Geldern erlebt. Auch große Teile seines beruflichen Lebens als Lehrer und dann als stellvertretender Direktor am Friedrich-Spee-Gymnasium hat er in Geldern verbracht. Nicht nur – aber auch aus diesen Gründen – ist es ihm gelungen auch Quellen, die nicht in Archiven lagern, zu finden und auszu-werten.

Der Bestand
Die Sammlung war ursprünglich in A4 Stehordnern chronologisch nach Themen abgelegt. Diese Ordnung wurde auch nach dem Umbetten in Archivmappen physisch beibehalten. Es fand keine nachträgliche Bewertung des Bestandes statt, da sein Wert in seiner Vollständigkeit liegt, auch wenn z.B. der eine oder andere Literaturauszug in der Bibliothek vorhanden ist. Beim Umbetten wurden die einzelnen Blätter lose in Archivmappen gelegt. Da die Blätter paginiert sind, ist die Ordnung jederzeit, auch nach dem versehentlichen Umordnen, wiederherstellbar. Die Fotografien sind auf Pappen aufgezogen. Die Pappen haben sich stark gebogen. Da die Fotos nicht ohne Beschädigung von den Pappen entfernt werden konnten sind sie jeweils Foto auf Foto, getrennt durch ein säurefreies Papier und Rücken auf Rücken gelegt worden. Dadurch wird die Verformung der Fotos vermindert. Überformate werden in einer gesonderten Mappe aufbewahrt. Negative werden in Pergaminhüllen und Dias, die Motive zeigen, die auch als Negativ und Abzüge vorhanden sind, in speziellen Kisten aufbewahrt.
Da sich in dem Bestand neben Dokumenten auch eine umfangreiche Fotosammlung befindet, ist die Erschließung in zwei Stufen durchgeführt worden. Zuerst sind alle Akten, auch die Aktenordner, die nur Fotos enthalten, nach Inhalt über Laufzeit, Titel, Enthält- und Darin-Vermerke erschlossen worden. In einem zweiten Schritt sind die Fotos einzeln erschlossen worden. Die Fotoerschließung fand in der Fotodatenbank des Archivs statt. Es ist hier eine Volltext- oder Indexrecherche möglich. Auch kann der Nutzer Vorschaubilder betrachten. Zu beiden Erschließungen wurden Orts-, Gebäude-, Personen- und Sachindices erzeugt. Zu dem Bestand wurde ein Findbuch mit Indices erstellt und er ist über das Portal www.archive.nrw.de im Internet greifbar. Im Kreisarchiv ist es möglich, die Datenbanken mit differenzierten Suchfunktionen zu durchsuchen.
Die Fotoerschließung ist nicht klassifiziert worden, in den Findmittel wurden die Fotos strikt nach Nummer der Verzeichnungseinheit und Signatur innerhalb dieser geordnet. Die Klassifikation der Aktenverzeichnung ist grob in zwei Bereiche unterteilt. Der eine Bereich ist die eigentliche Materialsammlung, die wiederum zuerst thematisch untergliedert ist. Diese Einteilung orientiert sich am später gedruckten Buch. Zeitungsausschnitte, Karten, Pläne, Literaturauszüge und die Korrespondenz zur Erstellung der Sammlung sind unter eigenen Klassifikationspunkten abgelegt. Der zweite Bereich enthält die Teile, die sich mit der Erstellung des Buches und des Filmes, sowie Reaktionen auf Buch und Film beschäftigen.

Eine Neuerschließung des Bestandes in einer Datenbank wurde durchgeführt, da die Nutzungsfrequenz dieses Bestands relativ hoch ist und gerade die Fotos durch längeres Blättern in den Aktenordnern stark beansprucht wurden. Diese Beanspruchung wird durch die Recherche an einer Datenbank vermieden und es wird nur noch gezielt auf einzelne Aufnahmen zugegriffen, da eine Bildvorschau in der Datenbank vorhanden ist. Zudem musste der Bestand aus konservatorischen Gründen umgebettet werden und diese Arbeit konnte parallel zur Erschließung durchgeführt werden. Der Bestand umfasst 80 Verzeichnungseinheiten, wobei die letzte vergebene Signatur 81 ist. Die Signatur 48 wurde mit der Nummer 15 vereinigt, da es sich jeweils um Großformate handelte. Es befinden sich 755 unterschiedliche Fotos in der Sammlung, zu denen jeweils eine Bildbeschreibung aufgenommen worden ist. Teilweise wurden ähnliche Motive in einer Verzeichnungseinheit zusammengefasst.
Der Bestand wurde von Herbst 2008 bis Frühjahr 2009 im Rahmen einer AG Geschichte des Friedrich-Spee-Gymnasium Geldern durch die Schüler Christian Holzappel, Hendrik Smitmans und Lucas van Stephoudt erschlossen. Betreut wurde das Projekt durch den Referendar Stefan van Wickern und für das Kreisarchiv von Andreas Berger.

(1) Zu diesem Vorgang siehe auch KA Kle B, 2470.
(2) Wilhelm Michels, Peter Siepenbeck und Wilhelm Haas: Niederrheinisches Land im Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs im Landkreis Kleve, hrsg. v. Landkreis Kleve, Kleve 1.
Aufl. 1964, 2. Aufl. 1965, 3. Aufl. 1967, 4. Aufl. 1975. Zur Sammlung siehe LAV-NRW, Abteilung Rheinland, Bestand RW 0019. Zum Verkauf der Sammlung siehe auch KA Kle O, 3769.
(3) Heinz Bosch: Der Zweite Weltkrieg zwischen Rhein und Maas. Eine Dokumentation der Kriegsereignisse im Kreis Geldern 1939-1945, hrsg. v. Oberkreisdirektor des Kreises Geldern, Geldern, 1. und 2. Aufl. 1970, 3. Aufl. 1971.
(4) Zur Entstehung des Films Krieg am Niederrhein vgl. KA Kle O, 1576 und KA Kle S12, 73-76. Der Film ist als DVD-Kopie über das Medienzentrum des Kreises Kleve zu beziehen.

Context
Kreisarchiv Kleve (Archivtektonik) >> 3 Sammlungen >> 3.4 Zeitgeschichtliche Sammlungen

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06.03.2025, 6:28 PM CET

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