Bestand

I. Familienarchiv Decker-Hauff (Bestand)

1. Zum Familienarchiv Decker: Im Kern besteht das Familienarchiv Decker aus den Nachlässen zweier Ehepaare: das sind Gustav und Frieda Decker und deren Sohn Eberhard Decker mit Frau Johanna, geb. Dölker. Um diesen Kern scharen sich weitere Unterlagen u.a. aus verwandten Familien, mit allerdings geringerer Überlieferungsdichte. Gustav Decker besaß noch einige Unterlagen seiner Eltern und er hat auch die Unterlagen seiner Brüder Otto und Heinrich nach deren Tod übernommen und dem Familienarchiv hinzugefügt. Er verfügte weiterhin über Unterlagen von Verwandten seiner Familie aus dem Hause Hauff. Seine leibliche Mutter war eine geborene Hauff und Gustav Decker hatte folglich Tanten und Onkel aus dieser berühmten schwäbischen Familie. Das Bewusstsein der Hauff`schen Abkunft wird darin sichtbar, dass sein Enkel Hansmartin Decker sich seit 1945 durchgehend "Decker-Hauff" nannte, also dem Familiennamen den der vornehmen Ahnen hinzufügte. Den größten Teil der Hauff-Unterlagen macht die Korrespondenz mit den verschiedenen Deckers aus. Einen kleinen Restnachlass der Geschwister Adolf und Fanny Frey, Kinder einer Hauff-Tochter, konnte wohl erst Eberhard Decker erwerben und dem Familienarchiv hinzufügen. Frieda Decker, die Frau des Gustav Decker, war eine geborene Braun. Auch sie besaß Unterlagen ihrer Mutter, eine geborene Lutz, und sie hat auch mit den Familien ihrer drei Brüder regelmäßig und intensiv korrespondiert. Nach dem Tod ihrer Brüder, die sie wohl alle überlebt hat, hat sie auch einige Unterlagen aus deren Familien erhalten. Eberhard Decker konnte nach dem Tod des Bruders Christoph einige Unterlagen von ihm für das Familienarchiv übernehmen. Seine Frau Johanna, eine geborene Dölker, verfügte über Materialien aus ihrer Familie, die bis ins 18. Jh. zurückreichen, und erhielt auch Unterlagen von ihren vor ihr verstorbenen Geschwistern. Der Nachlass des Historikers Hansmartin Decker-Hauff, des Sohnes von Eberhard Decker und des Enkels von Gustav Decker, ist nicht Teil des Familienarchivs, sondern bildet den eigenständigen Bestand Q 3/36 b. Um diesen Nachlass möglichst geschlossen zu halten, kam nur weniges von den nachgelassenen Unterlagen Decker-Hauffs in das Familienarchiv. Das ist vor allem die Sammlung von Bildern der Ahnen, die bei Decker-Hauff noch als Art "Familiengalerie" aufgehangen waren und schon länger im Familienbesitz gehalten wurden. Die Enkelgeneration des Gustav Decker ist also nur wenig im vorliegenden Bestand vertreten. Auch die Schwester des Historikers, Ursula Seez, die das Familienarchiv zuletzt verwahrte, hat nur Weniges von eigener Herkunft im Bestand hinterlassen. Von Herkunft und Häufigkeit der Unterlagen her stehen also vier Personen im Vordergrund der Überlieferung. Gustav Decker (1853-1921) wurde 1877 Mitglied der Brüdergemeinde in Korntal und leitete von da an als Rektor über 40 Jahre lang das Höhere Töchterinstitut. Er war auch Mitglied des Ältestenrats der Korntaler Brüdergemeinde. Seine Frau Frieda (1843-1923) war 1878 in die Brüdergemeinde eingetreten und hatte - 10 Jahre älter als ihr Mann - bereits als Erzieherin in London, Nizza und Neuchatel gewirkt. Sie besaß den Status einer geprüften höheren Lehrerin. Sie unterstützte ihren Mann bei den Tätigkeiten im Höheren Töchterinstitut. Aus den Tätigkeiten beider liegen u.a. zahlreiche Unterlagen über die Korntaler Mädchenschule vor: Zeugnisse, Briefe der Schülerinnen und der Eltern, Verwaltungsunterlagen und vieles mehr. Ihre pietistische Haltung spiegelt sich auch in ihren Korrespondenzen mit Gleichgesinnten. Eberhard Decker, ihr Sohn, war gleichfalls bis zu seinem Austritt aus der Herrnhuter Brüdergemeinde 1907 Pietist. Er entschied sich für das evangelische Bekenntnis und wirkte als Pfarrer in Oberjettingen (1916-1926) und anschließend in der Stuttgarter Paulusgemeinde (1926-1956). Auch sein Bruder Christoph studierte Theologie, bekam jedoch Glaubenszweifel, die ihm vom Berufsziel Pfarrer abbrachten. Nach einem zweiten Studium übte er den Beruf des Lehrers (mit dem Titel eines Professors) in Stuttgart aus. Johanna Decker, die Frau von Eberhard Decker, war eine Tochter des Stuttgarter Stadtpfarrers Christian Dölker und nach der Heirat nicht mehr berufstätig. Sie unterstützte ihren Mann in seinen Tätigkeiten in Oberjettingen und Stuttgart. So enthält das Familienarchiv Decker-Hauff Unterlagen der Familie Decker (ab Mitte 19. Jh.), Hauff (seit Mitte 18. Jh.), Braun (ab Mitte 19. Jh.) und Dölker (ab 2. Viertel 19. Jh.). Besonders zu erwähnen sind die relativ geschlossenen, dichten Korrespondenzen, daneben gibt es wie in Familienarchiven allgemein üblich zahlreiche Dokumente zu Leben und Wirken einzelner Familienmitglieder, von ihnen betriebene Sammlungen und nicht selten optisch reizvolle Erinnerungsstücke der genannten Familien.

2. Der Bestand und seine Bearbeitung: Die Unterlagen wurden in mehreren kleineren Ablieferungen dem Hauptstaatsarchiv zur Verwahrung übergegeben. Ursula Seez, geb. Decker, hatte sie seit November 1990 noch grob geordnet und die Einheiten auf dem Umschlag kurz beschrieben und dann März 1991 einen etwa 3 lfd. m umfassenden Teil dem Hauptstaatsarchiv zur Verfügung gestellt. Die nächste Ablieferung erfolgte erst März 1996. Schon vorher waren auch Ablieferungen von der Witwe Decker-Hauffs vor allem mit dessen Nachlassunterlagen eingekommen. Die Unterlagen wurden zusammen vermischt im gleichen Magazinbereich eingelagert. Die letzte Ablieferung betraf den in der Wohnung verwahrten Nachlass Decker-Hauffs und erfolgte 2014. Es waren noch einmal 21 lfd. m Unterlagen. Erst nach dieser letzten Ablieferung begann der Unterzeichnete Ende August 2014 mit der Ordnung und Erschließung der gesamten Unterlagen, also des Nachlasses und des Familienarchivs. Die abgebende Person war für jede einzelne Box in einer 2006 angefertigten Liste festgehalten worden und dadurch grob die beiden Bestandteile unterscheidbar. Die Unterlagen des Familienarchivs (also ohne den wissenschaftlichen Nachlass) wurden zuerst ausgewählt und erschlossen. Mit der definitiven Abgrenzung der Bestände (Q 3/36 a Familienarchiv Decker-Hauff, Q 3/36 b Wissenschaftlicher Nachlass Hansmartin Decker-Hauff) wurde allerdings gewartet, bis Februar 2016 auch die Unterlagen des wissenschaftlichen Nachlasses vollständig erfasst waren. Ein Teil der in der Wohnung Decker-Hauffs verwahrten Unterlagen gehörte zum Familienarchiv und wurde darin eingegliedert. Auch gab es Unterlagen aus der Ablieferung von Ursula Seez, die dem wissenschaftlichen Nachlass ihres Bruders zuzuordnen waren. Die Beständeabgrenzung erfolgte nach folgenden Kriterien. Um eine geschlossene Dokumentation zu erhalten, wurde die gesamte Korrespondenz Decker-Hauffs (also die wissenschaftliche, die private wie auch die familiäre) dem Nachlass zugeschlagen. Die Forschungsunterlagen zur Genealogie der eigenen Familie verblieben ebenfalls im Nachlass, denn auch sie sind Ausfluss der wissenschaftlichen Tätigkeit Decker-Hauffs. Quellen und Dokumente zur eigenen Familie (vor allem Fotos), die sich in der Wohnung Decker-Hauffs fanden, kamen jedoch ins Familienarchiv, weil sie dessen Unterlagen komplettieren und für das allgemeine Interesse nicht so wichtig sind. Vor allem die Sammlung von Ahnenbildern, die "Familiengalerie" mit Porträts der Familienmitglieder, einige "Kunstwerke" von Familienmitgliedern und sonstige Erinnerungsstücke, wurden dem Familienarchiv aus sachlichen Gründen zugeordnet. Auf der Bildrückseite dieser Bilder findet sich häufig die Bezeichnung "Familienarchiv", was zeigt, dass sie schon unter Decker-Hauff dem "Familienarchiv" zugeordnet waren. Die gerahmten Bilder zu sämtlichen Zweigen der Decker-Hauff-Ahnen waren in der Wohnung des Gelehrten aufgehangen worden. Decker-Hauff hatte sie seit der Konfirmation Stück um Stück von der Verwandtschaft als Geschenk erhalten. Die Korrespondenzen waren stark durcheinandergeraten. Es gab immer wieder Ordnungsansätze: Gustav Decker und seine Frau Frieda haben ihre Briefe geordnet verwahrt, ihr Sohn Eberhard hat beider Unterlagen später geordnet und auch Decker-Hauff hat die Briefe seines Großonkels Heinrich Decker geordnet und durchnummeriert. Es fanden sich aber an vielen Stellen weitere Briefe, die er nicht berücksichtigt haben konnte. Auch für die anderen Briefserien war typisch, dass sich immer wieder weitere Briefe fanden, die erneut mühsam in die inzwischen bestehende chronologische Ordnung der erfassten Briefe eingebracht werden mussten. Diese Unordnung lässt auf eine intensive Nutzung der Briefe (ohne Reponierung) schließen. Die Einordnung der Briefe in die Familiensystematik erfolgte nach dem Verfasser, also dem "Urheber" des Textes, denn inhaltlich ist in den Briefen mehr über den Verfasser als über den Empfänger zu erfahren. Wenn aber der Verfasser nicht den Hauptfamilien angehört, der Verfasser unbekannt bleibt oder ein Brief mehrere Verfasser hat, erfolgt die Einordnung nach dem Empfänger. Richten sich Briefe an ein Ehepaar, so wurden die Briefe nach der Verwandtschaftsprinzip einer der Personen zugeordnet. Beispielsweise gehören die Briefe der Geschwister, der Neffen und Nichten sowie der Cousinen und Cousins zu dem jeweiligen Verwandten und nicht dessen Ehepartner. Familienarchiv und wissenschaftlicher Nachlass Decker-Hauff sind eng verzahnt und vor allem hinsichtlich der Genealogie der Familie Decker und der verwandten Familien der Nachlass ergänzend zu benutzen. Ein Teil der Unterlagen seines Großvaters Gustav Decker hat Decker-Hauff dem Hauptstaatsarchiv selbst schon früher übergeben. Auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin wurden sie zu einem eigenen Bestand formiert: Q 2/37 Nachlass Gustav Adolf Decker (1853-1921). Er umfasst Unterlagen zur Brüdergemeinde in Korntal. Er ergänzt somit die Unterlagen des vorliegenden Bestandes und wäre je nach Forschungsthema parallel zu benutzen. Auch Q 3/50 Familienarchiv Dölker ergänzt die Unterlagen des Abschnittes 4 des Familienarchivs Decker-Hauff. Die Erschließung und Ordnung des Bestandes erfolgte von Ende August 2014 bis Anfang März 2016 unter paralleler Arbeit an Q 3/36 b Wissenschaftlicher Nachlass Decker Hauff durch den Unterzeichneten. Der Bestand enthält 717 Verzeichnungseinheiten in ca. 8,4 lfd. m und hat eine Laufzeit von 1765-1988. Stuttgart, im März 2016 Dr. Peter Schiffer

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 3/36 a
Extent
717 Bü (ca. 8,40 lfd. m)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Verbands- und Familienarchive >> Familienarchiv Decker-Hauff

Date of creation of holding
1765-1988

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Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1765-1988

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