Buchbeitrag

Texttraditionen in den Erbauungsschriften Georg Philipp Harsdörffers

Im Spektrum der Textsorten des 17. Jahrhunderts nehmen diejenigen religiös-erbaulichen Charakters quantitativ und wohl auch qualitativ eine besondere Stellung ein. Sie zählten zu den am häufigsten gedruckten Texten der Zeit, was auf ihre weite Verbreitung schließen läßt. Sie sprachen zumeist ganz allgemein den Christen an, unabhängig von seinem weltlichen Stand, seinem Besitz und seiner Bildung. Für viele Menschen boten sie die einzige Möglichkeit, mit literatursprachlichen Varianten der deutschen Sprache in Berührung zu kommen. So lernten die Protestanten des 16. und 17. Jahrhunderts an Erbauungsbüchem, Kirchenliedern, dem Katechismus und der Bibel lesen und schreiben, so daß diese Texte sicher Einfluß auf ihren Wortschatz und ihren sprachlichen Ausdruck nahmen, allerdings in einem heute wahrscheinlich nicht mehr eindeutig zu rekonstruierenden Maße. Es liegt hier die Vermutung nahe, daß die sprachliche Varietät im Bereich der Erbauungsliteratur einen besonderen Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Standardsprache ausgeübt hat, den es freilich noch nachzuweisen gilt. Dieser ist weniger auf den Ebenen des Sprachsystems zu suchen; die besondere Leistung der Erbauungsliteratur in diesem Prozeß liegt m. E. vielmehr in einem Ausbau der Mittel des individuell-emotionalen Sprechens und des emotionalen Argumentierens und Beeinflussens.

Language
Deutsch

Subject
Deutsch
Textsorte
Germanische Sprachen; Deutsch

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Pfefferkorn, Oliver
(when)
1991
Event
Veröffentlichung
(who)
Tübingen : Niemeyer

URN
urn:nbn:de:bsz:mh39-7541
Last update
06.03.2025, 9:00 AM CET

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Object type

  • Buchbeitrag

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  • Pfefferkorn, Oliver
  • Tübingen : Niemeyer

Time of origin

  • 1991

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