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Bayerischer Jugendring (Bestand)

Bayerischer Jugendring (Körperschaft des öffentl. Rechts): Der Bestand (Fonds) Bayerischer Jugendring ist laut Vereinbarung mit der Geschäftsstelle des Bayerischen Jugendrings nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Präsidenten bzw. in seiner Stellvertretung des jeweiligen Geschäftsführers des Bayerischen Jugendrings benutzbar.
Etwaige Benützer dieses Bestandes sind daher gehalten, sich vor der Benützung der Zustimmung des BJR zu versichern. Die Benützungserlaubnis kann u.U. von den Referenten der Abteilung V - Nachlässe und Sammlungen - auch telefonisch beim Geschäftsführer des BJR eingeholt werden (Tel. 089/514580 H. Kopriwa).

Hinweis zur Onlinestellung (Stand: 03.04.2017): Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind im Gliederungspunkt 12. ausschließlich die datenschutzrechtlich unbedenklichen Personalakten des Bayerischen Jugendrings eingestellt (15 Verzeichnungseinheiten). Insgesamt sind aktuell 55 Personalakten archiviert.


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1. Entstehung des Bayerischen Jugendrings

Mit dem Zusammenbruch des 3. Reichs fand auch die kollektivistische Jugenderziehung der NS-Zeit ihr Ende: Die Hitlerjugend wurde von den Militärregierungen verboten oder löste sich von selbst auf. Gleichwohl erkannten die alliierten Besatzungsbehörden bald, dass Jugendpflege und Jugendarbeit eines organisatorischen Rahmens bedürfen. Einzelne Mitglieder ehemaliger, vom Nationalsozialismus nach 1933 zerschlagener Jugendverbände versuchten zwar einen Neuaufbau von unten, doch durften diese Gruppen - auch die rein kirchlichen, die sich bis 1945 durchretten konnten - zunächst nicht wieder arbeiten.
Eine Wende brachte erst ein Erlass des Frankfurter US-Hauptquartiers vom 21.9.1945: Darin wurde die Bildung örtlicher Jugendkomitees zugelassen, in denen Vertreter der Besatzungsmacht und der "in Bildung begriffenen Jugendorganisationen" Aufnahme finden sollten. Diese Jugendkomitees wirkten bei der Zulassung, der Lizenzierung, zwar beratend mit, die Lizenz selbst erteilte aber das Office of Land Commissioner for Bavaria. Die Jahre des Neuaufbaus hatten begonnen, aber auch die Aufarbeitung der Vergangenheit (Stichwort "Verführte Jugend") im Sinne der amerikanischen Reeducation-Politik. In München bildete sich das Jugendkomitee bereits im Oktober 1945, zusammengesetzt aus neun Jugendverbänden; bis Mai 1946 entstanden in Bayern 47 weitere Jugendkomitees, aus denen sich die sogenannten "Kreisjugendausschüsse" entwickelten. Als Organisation auf Landesebene wurde am 24./25.5.1946 der "Bayerische Landesjugendausschuss" gebildet, sorgfältig vorbereitet durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, aber noch unter Kontrolle der Information Control Division (ICD), einer Abteilung des Office of Military Government für Bavaria. Die Anwesenheitsliste der Gründungsversammlung nennt u.a. folgende Namen: Militärgouverneur General Muller, Ministerpräsident Wilhelm Hoegner, Kultusminister Franz Fendt, Stadtschulrat Anton Fingerle und Franz Josef Strauß (damalige Jugendreferenten im Kultusministerium). Zum Vorsitzenden des Bayerischen Landesjugendausschusses wurde der Schriftsteller Alois Johannes Lippl als "Präsident" (direkte Übersetzung des "president" im englischen Satzungsentwurf) gewählt; zweiter Präsident wurde der frühere Führer der sozialistischen Arbeiterjugend August Albrecht.
Bei einer Versammlung führender Persönlichkeiten der Jugendarbeit auf dem Hohen Meißner am 24.10.1946 wurde ein Schlussstrich gezogen unter die traditionelle Jugendbewegung. Aufbau des demokratischen Staates wurde als gemeinsame und hauptsächliche Aufgabe angesehen; dessen Lösung lag in der Zusammenarbeit aller Jugendverbände, Begriff und Idee des "Jugendrings" brachten die Vertreter des Landesjugendausschusses vom Hohen Meißner mit.
Vom 21. bis 23.2.1947 fand die erste Tagung des vorläufigen Hauptausschusses des Bayerischen Jugendrings mit erster Lesung einer Satzung statt. Die eigentliche Gründung erfolgte während einer zweiten Tagung (18.-20.4.1947), bei der nach einer zweiten Lesung die Statuten des BJR von den Verbandsvertretern angenommen und unterzeichnet wurden. Die ersten lizenzierten Landesverbände waren die Falken, die Gewerkschaftsjugend, die Naturfreunde, der Bund der katholischen Jugend, die Kolpingsjugend, die Evangelische Jugend, die Pfadfinderschaft St. Georg und der Bund deutscher Pfadfinder. Bei der Präsidentenwahl wurde Alois Johannes Lippl in seinem Amt bestätigt.
Am 1.1.1948 übertrug die Militärregierung das Linzenzierungsverfahren für Jugendgruppen und -verbände an den BJR, wodurch die Jugendarbeit in Bayern nun ganz in Selbstverantwortung organisiert und gestaltet werden konnte.
Kultusminister Alois Hundhammer verlieh dem BJR am 16.1.1948 Status und Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (veröffentlicht im KM-Blatt 1948 S. 7, Nr. II 934). Damit fand die "Gründerzeit" des BJR ihren Abschluss.

Für die weitere Organisationsgeschichte wird auf die vom BJR herausgegebene Dokumentation von Armin Ganser verwiesen: Zwanzig Jahre Bayerischer Jugendring. Ideengeschichte und Dokumentation. Ein Beitrag zur Geschichte der Jugendarbeit nach 1945. München 1966. Aus Anlass des 40. Gründungsjubiläums des BJR sind z.Z. weitere Dokumentationen in Arbeit.


2. Liste der BJR-Präsidenten

Alois Johannes Lippl 18.04.1947 - 10.05.1948
Dr. Martin Faltermaier 10.05.1948 - 12.04.1953
Dr. Eugen Polz 12.04.1953 - 05.04.1957
Arthur Bader 05.04.1957 - 11.01.1964
Hermann Kumpfmüller 11.01.1964 - 22.10.1971
Adolf Waibel 23.10.1971 - 19.10.1981
Robert Sauter 20.10.1981 - 19.10.1989
Gerhard Engel 19.10.1989 - 2001
Martina Kobriger 2001 - 2010
Matthias Fack 2011 -


3. Bestandsgeschichte

Die Verhandlungen über die Übernahme der Altakten aus der Registratur des BJR durch das Bayerische Hauptstaatsarchiv reichen bis in das Jahr 1978 zurück. Von Seiten der Archivverwaltung konnte dabei deutlich zum Ausdruck gebracht werden, dass zur Dokumentation der Jugendarbeit in Bayern die bereits laufend an das Bayerische Hauptstaatsarchiv zugeschickten Zeitschriften einzelner Jugendverbände und die periodischen Veröffentlichungen des BJR (z.B. Jugendnachrichten, Informationsdienst) allein nicht ausreichen, allenfalls selbst nur Ergänzungsmaterial zu Registraturgut darstellen. Die rechtliche Grundlage der Verhandlungen bildete § 16 der Bekanntmachung über die Aktenaussonderung vom 31.3.1932 (Bay BS I S. 195), der ausdrücklich Körperschaften des öffentlichen Rechts (wie den BJR) anspricht. Das Registraturgut von Körperschaften und Verbänden ist daher ein Sammlungsschwerpunkt der Abt. V (Nachlässe und Sammlungen) des Bayerischen Hauptstaatsarchivs.
Mit der Vereinbarung vom 20.6.1983 wurde die Archivierung der Altakten des BJR vertraglich geregelt. Bis Ende November 1983 übernahm das Bayerische Hauptstaatsarchiv in drei Abgaben archivwürdiges Aktengut des BJR, das im Institut für Jugendarbeit in Gauting zwischengelagert worden war, aus der Zeit der Gründung bis etwa 1974/75. Am 4.4.1985 und am 30.3.1987 wurden nachträglich noch Personalakten abgegeben. Aus diesem Bereich ist für diesen Zeitraum noch Zuwachs zu erwarten, die dem Repertorium als Ergänzungen angefügt werden können.
Ordnungsgrundlage für die Erstellung des Repertoriums waren die alten Aktenpläne bzw. Organisationsbeschreibungen einzelner Abteilungen (z.B. Präsidium) von 1950, 1964 und 1972. Da aber seit 1974 die Organisation des BJR umstrukturiert worden ist (Abt. I: Grundsatzfragen; II: Organisationswesen; III: Jugendaustausch; IV. Geschäftsführung und Verwaltung; V: Institut für Jugendarbeit) und für jede Abteilung ein Einheitsaktenplan erarbeitet worden ist, können künftige Abgaben aufgrund dieser Zäsur einem neuen Repertorium vorbehalten bleiben.

Der Bestand "Bayerischer Jugendring" belegte im Jahr 2016 ursprünglich drei Regalwände; statistisch waren 1.416 Archivalieneinheiten bzw. 80,00 lfm erfasst. Zwei Regalwände waren und sind auch weiterhin mit Archivkartons bestückt. Die dritte Regalwand konnte durch die Manipulationsarbeit der Werkstudentin Frau Alena Vodde im Jahr 2016 beinahe vollständig aufgelöst werden:

Die besagte dritte Regalwand war mit 227 unverzeichneten Stehordnern belegt. Frau Vodde legte den Ordnerinhalt auf Plastikbügel um und entfernte hierbei die Eisenteile. Der Unterzeichnete überarbeitete anschließend den Inhalt dieses in 61 Archivkartons umgelegten Schriftguts. Der überwiegende Anteil bestand aus Drucksachen, die größtenteils der Bayerischen Staatsbibliothek zur Übernahme angeboten wurden. Die von der Staatsbibliothek nicht übernommenen Drucksachen wurden kassiert. Es verblieben 36 archivwürdige Schriftguteinheiten (10 Archivkartons), die mit FAUST verzeichnet wurden.

Herr Matthias Diller hatte 2003/2004 aus den Abgaben der Jahre 1988, 1989 und 1991 327 Archivalieneinheiten in FAUST erfasst, bevor Frau Marianne Pregel das im Jahr 1987 fertig gestellte maschinenschriftliche Findbuch bzw. das Archivgut aus den Abgaben 1983, 1985 und 1987 Ende 2004 nach FAUST übertrug. Die FAUST-Eingaben von Herrn Diller und Frau Pregel waren keiner Gliederung zugeordnet. Der Unterzeichnete erstellte daraufhin Ende 2015 zwei getrennte Sachgliederungen (FAUST-Thesauri), zum einen gemäß dem maschinenschriftlichen Findbuch von 1987 und zum anderen - für zukünftige Abgaben - gemäß dem ab 2005 gültigen Aktenplan des Bayerischen Jugendrings. Anschließend wurden die von Frau Pregel und von Herrn Diller in FAUST erfassten Verzeichnungseinheiten gemäß der Gliederung des Findbuchs von 1987 deskribiert bzw. gegliedert.

Während der Bearbeitung der in den Jahren 1988, 1989 und 1991 vom BJR übernommenen Unterlagen hatte sich herausgestellt, dass manche Schriftgutgruppen nicht oder nur eingeschränkt als archivwürdig angesehen werden können. Die Entscheidungsfindung ist im Verwaltungsschriftgut des Bayerischen Hauptstaatsarchivs dokumentiert (BayHStAS 562/105-3.1.1 vom 12.04.2005). Insgesamt reduzierte sich der Bestand durch Nachkassation von ursprünglich 1.416 auf 1.288 Archivalieneinheiten, was im maschinenschriftlichen Findbuch von 1987 und am Fach zu Springnummern geführt hat.

Zusammen mit den aktuellen 34 Neuverzeichnungen besteht der Bestand zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Oktober 2016) aus insgesamt 1.313 Verzeichnungseinheiten (322 Archivkartons) bzw. 58 lfdm. Die in den Jahren 2003/2004 geleistete FAUST-Erfassung wurde in den Betreffen um die Auflösung der Ortsnamen ergänzt; eine Registererstellung unterblieb.

29.5.1987

Dr. Stephan
Archivrat z.A.

(Bestandsgeschichte ergänzt durch Heinz-Jürgen Weber, 24.10.2016)
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Abkürzungs-Verzeichnis

ABR Amtliches Bayerisches Reisebüro
AGJJ Arbeits-Gemeinschaft für Jugendwohlfahrt und Jugendpflege
AID Assoziation for Youth Development
Allg. allgemein, Allgemeine(r, s)
ARD Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkgesellschaften Deutschlands

BAWAG Bayerische Waren Aktien Gesellschaft
Bayer., Bay. bayerische(r, s)
BayP, BP Bayern-Partei
BayStP, BStP, BSP Bayerische Staatspartei (Absplitterung von der Bayernpartei alter Art)
BBV Bayerischer Bibliotheks-Verband, -bund
BDA 1) Bund deutscher Arbeiter (?)
2) Bund deutscher Architekten
BDAJ Bund Deutscher Arbeiter-Jugend
BdKJ Bund der deutschen Katholischen Jugend
Ber. Bericht
BezJR Bezirksjugendring(e)
BGS Bundesgrenzschutz
BJR Bayerischer Jugendring
BLJA Bayerischer Landes-Jugend-Ausschuss
BLSV Bayerischer Landes-Sport-Verband
BR Bayerischer Rundfunk
BRD Bundesrepublik Deutschland

CDU Christlich Demokratische Union
CSU Christlich Soziale Union
CVJM/YMCA Christlicher Verein Junger Männer (Young Man's Christ Association
(weltweit)

DAG Deutsche Angestellten-Gewerkschaft
DBJR Deuscher-Bundes-Jugend-Ring (westdeutsch)
DDR Deutsche Demokratische Republik
DFJW Deutsch-Französisches Jugend-Werk
D.I.E. Desease International (Office) of England
DJH Deutsche Jugend-Herberge
Deutsches Jugendherbergswerk
DJO Deutsche Jugend des Ostens
DJR Deutscher Jugend-Ring (ostdeutsch, bis 1952-55)
D.N.K. Deutsches National-Komitee

e.V. eingetragener Verein
Ev.-luth., Evangelisch-Lutherische (Kirche)
Evang.-luth(er.)

FDJ Freie Deutsche Jugend
F.d.P., F.D.P. Freie Demokratische Partei (Liberale)
FSK Freiwillige Selbstkontrolle (der deutschen Filmwirtschaft)
FWU Film in Wissenschaft und Unterricht

Gewerkschaften:
CGB Christlicher Gewerkschafts-Bund (kath.)
DAG Deutsche Angestellten-Gewerkschaft
DGB Deutscher Gewerkschafts-Bund
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GVBl. bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt

IJAB Internationales Jugendaustausch-Büro

JA Jugendaustausch
JEF Junge Europäische Föderalisten
IJAB Internationales Jugendaustausch-Büro
JU Junge Union = Parteijugend der CDU/CSU

Kath. katholisch(e, er, es) Kirche
KJR, KjR, Kjr. Kreis-Jugend-Ring
KLE Katholische Lehrer und Eltern-Gemeinschaft
KZ, KL Konzentrations-Lager

LAG Lasten-Ausgleichsgesetz
lfd.Nr. laufende Nummer(n)
LJR Landes-Jugend-Rat, Landes-Jugend-Ring
LT Landtag, bayerischer
LTW Landtagswahl

NDR Norddeutscher Rundfunk
NWDR Nordwestdeutscher Rundfunk
(Köln-Bremen-Hamburg-Hannover-Münster)
NRW Nordrhein-Westfalen

Ofr. Oberfranken
Opf., i.d.Opf. in der Oberpfalz

PAD Pädagogischer Austausch-Dienst

Republ. Republikaner
RHO Reichshaushaltsordnung
RL Richtlinie(n)
RSFSR Russisch sozialistische föderative Sowjet-Republik

SBZ Sowjetische Besatzungszone
SPK Sozialdemokratische Presse Korrespondenz
S.P.D., SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SWF Südwestfunk (Baden-Baden)

Ufr. Unterfranken

VDK 1) Verband der Kriegsopfer
2) Verband der Kriegsgegner
VDS Verband Deutscher, deutsche Studentenschaften

YH-Association Youth Hostel Assoziation Jugend Herbergs-Verband
YMCA s. CVJM

WAY World Association of Youth (Ausbildungsprogramm für Jugendleiter)
Wizo Women's international Zionist Organization

Bestandssignatur
Bayer. Jugendring Bayerischer Jugendring
Umfang
1313
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 5 Abteilung V: Nachlässe und Sammlungen >> 5.2 Verbandsschriftgut >> 5.2.5 Jugend und Freizeit, Frauen, Soziales, Gesundheit, Sport, Opfer- und Betroffenenverbände

Bestandslaufzeit
1946-1985

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:05 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Entstanden

  • 1946-1985

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