Bestand

A Rep. 082-06 Osthavelländische Kreisbahnen (Bestand)

Vorwort: A Rep. 082-06 Osthavelländische Kreisbahnen AG


1. Institutionsgeschichte

Am 17. August 1892 wurde mit einem Grundkapital von 700.000 Mark, welches durch die Städte Nauen und Ketzin, den Kreis Oberhavel und die ansässigen Zuckerfabriken aufgebracht wurde, eine Aktiengesellschaft ‚Osthavelländische Kreisbahnen' gegründet (OHKB). Zweck der Gesellschaft war die Errichtung einer Bahnverbindung von Nauen nach Ketzin und die Anbindung an die bestehenden Bahnlinien. Die im Frühjahr 1893 begonnenen Bauarbeiten auf der 17,2 km langen Strecke zwischen Nauen und Ketzin schritten zügig voran, so dass am 4. Oktober des Jahres der Güterverkehr aufgenommen werden konnte, und am 13. Dezember desselben Jahres startete auch der Personenverkehr.
Aus Mitteln des Kreises Havelland wurde der Streckenbau von Nauen über Bötzow nach Velten fortgesetzt; diese Verlängerung wurde am 1. September 1904 eröffnet. Eine Strecke von Bötzow nach Spandau, welche im Volksmund den Namen "Bötzowbahn" bekam, übergab man am 1. Mai 1909 dem Personenverkehr, und die Verlängerung der Strecke bis zum Bahnhof Spandau-West wurde am 1. Mai 1912 in Betrieb genommen.

Auf Betreiben der AEG, die die Erreichbarkeit ihres Werks in Hennigsdorf verbessern wollte, wurde 1922 beim Regierungspräsidium Potsdam ein Antrag auf Errichtung einer Bahnverbindung von Spandau nach Hennigsdorf unter Einbeziehung von drei vorhandenen Strecken gestellt; Teil dieser Planung war eine Trasse der OHKB vom Bahnhof Nieder-Neuendorf zum bei Spandau gelegenen Johannesstift. Diese neue Gesamtlinie wurde am 8. Januar 1923 in Betrieb genommen; sie wurde in einem Mischbetrieb mit der Berliner Straßenbahn bewirtschaftet.

Im folgenden Jahr kaufte die OHKB die Strecken Nauen-Velten und Bötzow-Spandau vom Kreis Havelland. Die Gesellschaft war damit Eigentümer eines Bahnnetzes, das im Berliner Norden zwischen Spandau und Nauen mehrere Städte verband und Anschlussbahnen zu verschiedenen Wirtschaftsbetrieben besaß; ihre Bedeutung bestand damit wesentlich auch im Güterbetrieb. Im Mai 1938 wurde beispielsweise eine Anschlussbahn zwischen Niederneuendorf und Blockbrück zum Fliegerhorst Schönwalde in Betrieb genommen.

Ab 29. Juli 1941 benannte sich die Gesellschaft um in ‚Osthavelländische Eisenbahn AG', kurz OHE. Neben dem Kreis Osthavelland waren an ihr der preußische Staat, die Provinz Mark Brandenburg sowie die Stadt Ketzin und die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) beteiligt. Rechtlich handelte es sich dabei weiterhin um ein Privatunternehmen im Sinne des ‚Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlussbahnen vom 28. Juli 1892' (sog. preußisches Kleinbahngesetz).

Im September 1946 wurden die sich in der sowjetischen Besatzungszone befindlichen Bahnanlagen ins Volksvermögen überführt und die OHE aus dem Handelsregister der Stadt Nauen gelöscht. Der Bahnbetrieb auf den Trassen der ehemaligen OHE lief unter der Regie der RBD Berlin weiter. Nach der Teilung Berlins wurde der Personenbetrieb auf den Strecken bis 1966 schrittweise eingestellt; es erfolgten ausschließlich noch Gütertransporte.

1972 wurde in Westberlin eine ‚OHE Spandau AG' neu gegründet. Im Jahre 1973 entstanden auf dem Bahnhof Johannesstift ein Verwaltungstrakt, ein Stellwerk und moderne Bahnhofsbauten mit Lokschuppen. Die Firma bietet heute als ‚Havelländische Eisenbahn-AG' Transportleistungen im gewerblichen Güterverkehr an.


2. Bestandsgeschichte

1946 wurde das Vermögen der OHE wie auch anderer brandenburgischer Kleinbahnen von der sowjetischen Verwaltung enteignet. 1948 übernahm eine neu gegründete ‚Vereinigung Volkseigener Betriebe Landesbahnen Brandenburg' Betriebsvermögen und Betriebszuständigkeit der Kleinbahnen. 1949 wurde deren Betrieb dann von der Deutschen Reichsbahn übernommen.
Die bei den Gesellschaften vorhandenen Altunterlagen waren bei der Enteignung mit übernommen worden. Sie wurden schließlich zusammen mit anderen Vorkriegsunterlagen der Reichsbahndirektion Berlin in einem Betriebsgebäude am Schöneberger Ufer gelagert. Zu diesem Archiv hatten nur wenige Mitarbeiter der RBD Zutritt, da er sich auf Westberliner Gebiet befand.
1997 gab die DB AG das gesamte Archiv der Reichsbahndirektion Berlin an das Landesarchiv Berlin ab, wo die Vorkriegsunterlagen des Archivs zuerst geschlossen unter der Repositur A Rep. 080 geführt wurden.
Im Zuge der Bearbeitung und Neuordnung dieser Überlieferung wurden die Unterlagen verstaatlichter ehemals selbstständiger Klein- und Nebenbahnen aus der A Rep. 080 herausgelöst und als Bestandsserie A Rep. 082 neu formiert. Die Vorkriegsüberlieferung der OHKB erhielt dabei die Repositur A Rep. 082-06.
Die vorhandenen 184 AE wurden neu signiert, kartoniert und in AUGIAS-Archiv neu erschlossen.
Der Bestand umfasst jetzt 184 AE (4,8 lfm.).
Er wird folgendermaßen zitiert: LAB Berlin, A Rep. 082-06, Nr. …


3. Verweise

LAB A Rep. 082-04; A Rep. 082-05
LAB A Rep. 080; C Rep. 309


4. Literatur

Preuß, Erich: Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen: Brandenburg / Mecklenburg-Vorpommern. Berlin 1994 (transpress-Verlag)




Berlin, November 2011 Martin Luchterhandt

Reference number of holding
A Rep. 082-06

Context
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 6 Unternehmen der Wirtschaft >> A 6.2 Unternehmen der privaten Wirtschaft >> A Rep. 082 Eisenbahngesellschaften, Klein- und Privatbahnen
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Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 080 Eisenbahndirektion Berlin
LAB A Rep. 082-04 Kleinbahn Bötzow-Spandau
LAB A Rep. 082-05 Kleinbahn Nauen-Velten-Spandau
LAB C Rep. 309 Reichsbahndirektion Berlin

Date of creation of holding
1892 - 1949 (- 1952)

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28.02.2025, 2:13 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1892 - 1949 (- 1952)

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