Arbeitspapier | Working paper

Playing Both Sides: Belarus between Russia and the EU

"Diese Analyse nimmt Belarus als den Fallgegenstand zur Untersuchung der Muster von Zusammenarbeit und Konflikt zwischen Russland und der EU innerhalb der »Gemeinsamen Nachbarschaft«. Untersuchungsgegenstand ist die Art und Weise, wie Belarus unter Alexander Lukashenko die Konkurrenz zwischen EU und Russland genutzt hat, um Vorteile zu erhalten, die den Fortbestand des Regimes gefördert haben. Zu Anfang wird überprüft, warum die Beziehungen von Belarus mit Russland sich durch Zyklen von Konflikt und enger Bindung auszeichnen. Die Integration mit Belarus ist ein bedeutender Teil der russischen Bemühungen, die regionale Hegemonie aufrechtzuerhalten. Andererseits wird die Beziehung auch als eine Last gesehen, die dem belarussischen Regime überlebenswichtige Ressourcen bringt, bei nur geringem Nutzen für Moskau. Die Widersprüche dieser Vorgehensweise sind durch die Zollunion noch verstärkt worden. Es wird argumentiert, dass Belarus einen zusätzlichen Konflikt mit Russland dadurch provoziert hat, dass es Integration zunehmend instrumentell sieht. Die Bekräftigung einmal von Loyalität, dann wieder von Unabhängigkeit kann als eine Art von »Souveränitätsunternehmertum « angesehen werden, die an den »ethnischen Kuhhandel« der russischen Regionen in den neunziger Jahren erinnert. Sobald sich Russland darum bemüht hat, Subventionen zu verringern, hat Belarus darauf mit der Drohung geantwortet, seine Außenpolitik zu diversifizieren und sich andere Partner zu suchen. Jedoch verdecken die Unbeständigkeiten von Lukashenkos Außenpolitik nur eine tiefer liegende Kontinuität – nämlich die Konsolidierung der belarussischen Staatlichkeit und der Identität als eines unabhängigen Staates. Für die EU – die ein Interesse an der Förderung der belarussischen Souveränität hat – liegt das Dilemma darin, dass sich dieser Prozess im Rahmen eines autoritären Staates abgespielt hat. Sowohl die EU wie Russland bemühen sich darum, die innenpolitische Normenrahmen von Belarus zu formen. Die Folgerung der EU-Politik liegt darin, dass Belarus seine europäische Identität entdecken (oder wiedergewinnen) muss, die von seinem sowjetischen Erbe und dem gegenwärtigen Regime verschüttet worden ist. Die Begründung für die Integration mit Russland wiederum sind die gemeinsame Geschichte und die kulturellen Verwandtschaft als Teile eines einzigartigen slawischen Zivilisationsraums. Hinter diesen konkurrierenden Ansätzen verbirgt sich ein angedeuteter Kampf um die belarussische Identität, die, da sie in Begriffen einer geopolitischen Entscheidung gebildet wird, zu einer Polarisierung zwischen Russland und der EU führen wird. Auf längere Sicht wird die Festigung der belarussischen Staatlichkeit wahrscheinlich zu einer zusätzlichen Abgrenzung von Russland führen. Jedoch bedeutet der Misserfolg der nationalistischen Opposition, von der nachlassenden Unterstützung für das Lukaschenko-Regime zu profitieren, dass ein Regierungswechsel nicht notwendigerweise zu einer sofortigen »Europäisierung« von Belarus führen wird. Dies legt nahe, dass die EU ihre Politik neu ausrichten muss, um besser auf die Bedürfnisse der belarussischen Gesellschaft eingehen zu können, anstatt sie zum bloßen Objekt breiterer strategischer Rivalitäten zu degradieren." [Autorenreferat]

Playing Both Sides: Belarus between Russia and the EU

Urheber*in: Nice, Alex

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Alternative title
Ein doppeltes Spiel: Belarus zwischen Russland und der EU
ISSN
1611-7034
Extent
Seite(n): 18
Language
Englisch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion

Bibliographic citation
DGAP-Analyse (2)

Subject
Internationale Beziehungen
Politikwissenschaft
Europapolitik
internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
politisches Interesse
bilaterale Beziehungen
Russland
EU-Politik
Nachbarschaftspolitik
Außenpolitik
Ost-West-Beziehungen
internationale Beziehungen
Weißrussland
EU
politischer Einfluss
Dokumentation

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Nice, Alex
Event
Veröffentlichung
(who)
Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.
(where)
Deutschland, Berlin
(when)
2012

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-350228
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

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  • Arbeitspapier

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  • Nice, Alex
  • Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.

Time of origin

  • 2012

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