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Korporales Kapital und korporale Performanzen im Alter: der alternde Körper im Fokus von "consumer culture" und Biopolitik

"Es erscheint als nahezu paradox, dass gerade die (deutschsprachige) Soziale Gerontologie eine ausgesprochene 'Körperscheu' zeigt. Dass die gegenüber der Geriatrie um Eigenständigkeit bemühte Gerontologie dem Diskurs um die 'biologischen Grundbefindlichkeiten' (Schelsky) eher auszuweichen scheint, mag auf die Sorge zurückzuführen sein, dass eine Thematisierung des alternden und an Kräften nachlassenden Körpers nur all zu leicht die in der Gerontologie überwunden geglaubten Vorstellungen eines defizitären Alters neu beleben könnte. Denn aus dieser Perspektive könnte die Thematisierung des Körpers leicht als ein Schritt in die falsche Richtung - zurück auf das Feld biologischer Determinismen - missverstanden werden. Mit diesem Beitrag soll gezeigt werden, dass mithilfe eines veränderten und modernisierten Selbstverständnisses der Humanwissenschaften auch in der Lebensphase Alter eine 'Maximalisierung des Lebens' und eine 'Verantwortung für das Leben' (Foucault) angestrebt wird. In den modernen Kontroll- und Regulationsgesellschaften geht es nicht mehr (vordergründig) um die Unterdrückung und Einschließung störender und widerspenstiger Subjekte, sondern um die Produktion des zuverlässigen Menschen. In diesem Kontext fügen sich die durch die Klammer der Selbstakzentuierung und Förderung der Eigenständigkeit vereinten Leitbilder der Gesundheitswissenschaften, Sozialen Arbeit, Sozialen Gerontologie und Pflegewissenschaft in die regulierenden Strategien der Biopolitik ein. Die durch die 'Philosophie der Fitness' (Bauman) ideologisch unterfütterte Biopolitik erklärt mit ihren Programmen der Menschenstärkung, Gesundheitserziehung und -förderung zwar den 'flexiblen Menschen' (Sennett) zum 'Manager in eigener Sache', jedoch stößt die modernisierte Formel des 'survival of the fittest' im so genannten vierten oder fünften Alter an ihre Grenzen. Hier entwickeln sich im naturwissenschaftlichen Schatten der Medizin Pflege- und Körperdiskurse, die sich zu einem allgemeinen 'Dispositiv der Pflege' verdichten und sich gleichwohl in das auf Regulierung und Norm(alis)ierung der Gesamtbevölkerung zielende Dispositiv der Biopolitik integrieren lassen." (Autorenreferat)

Korporales Kapital und korporale Performanzen im Alter: der alternde Körper im Fokus von "consumer culture" und Biopolitik

Urheber*in: Schroeter, Klaus R.

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Corporal capital and corporal performances during old age: the aging body as the focal point of "consumer culture" and biotechnology policy
ISBN
978-3-593-38440-5
Umfang
Seite(n): 961-973
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006

Erschienen in
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2

Thema
Sozialwissenschaften, Soziologie
Soziologie, Anthropologie
Medizinsoziologie
Gesundheitspolitik
Gerontologie, Alterssoziologie
Gerontologie
alter Mensch
Diskurs
Biopolitik
Strategie
Körper
Fitness
Pflegewissenschaft
Gesundheitswissenschaft
Sozialarbeit
Humanwissenschaft
Leitbild
Naturwissenschaft
Dokumentation
anwendungsorientiert

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Schroeter, Klaus R.
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-152977
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:26 MESZ

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Schroeter, Klaus R.
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 2008

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