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Den Kapitalismus lesen: Überlegungen zum Spannungsverhältnis von Kapitalismus und (politischer) Selbstbestimmung

"Die Realisierung einer Praxis kollektiver und individueller Selbstbestimmung in den Gegenwartsgesellschaften hängt konstitutiv von der demokratischen Gestaltbarkeit sozialer Strukturen ab. Die Frage danach, inwiefern eine solche Idee der Selbstbestimmung praktisch zu werden vermag, inwiefern das Wagnis des Selbstregierens gelingen kann, entscheidet sich demnach daran, ob die politisch miteinander verbundenen, aber auch je für sich selbst belassenen Bürgerinnen und Bürger posttraditionaler Gesellschaften über die Bedingungen, die ihr Handeln flankieren, gestaltend verfügen können. Sollen die beiden miteinander verbundenen Dimensionen subjektiver und kollektiver Selbstbestimmung in einer institutionellen Befragungs- und Selbstbefragungspraxis zur Geltung gebracht werden können, dann ist eine prinzipielle Gestaltbarkeit mindestens derjenigen sozialen Strukturen notwendig, die die Entfaltungsmöglichkeiten subjektiver und kollektiver Selbstbestimmung tangieren. Dies aber ist in den Gegenwartsgesellschaften keineswegs der Fall. Vielmehr zeigen sie sich bis in ihre Kapillaren hinein von der naturalisierten sozialen Institution (Dahmer) des Kapitalismus durchdrungen. Durch eine kritische Aneignung von Hegels Begriff der zweiten Natur wird es möglich, den Vorgang der Naturalisierung des Kapitalismus zu verstehen. Allerdings hatte Hegel seinen Begriff der zweiten Natur an der konzeptuellen Stelle ins argumentative Spiel gebracht, an der es ihm darum ging, seine Hoffnung, die sittlichen Institutionen des Staates mögen die atomistischen Handlungsimperative der bürgerlichen Gesellschaft brechen, begrifflich zu unterfüttern. Das Fehlschlagen dieser Hoffnung durch die Naturalisierung des Kapitalismus lässt sich mit der durch Hegels Begriff der zweiten Natur inspirierten Fetisch-Analyse von Marx auch heute noch erhellen. Um diesen an Hegel und Marx gewonnenen Gedanken weiterzuführen empfiehlt sich in einem dritten Schritt ein Rekurs auf Derridas Dekonstruktion. Mit ihrer Hilfe lässt sich zeigen, dass eine philosophisch informierte Kritik der Gegenwartsgesellschaften die Form einer Dekonstruktion von Naturalisierungen annehmen muss." (Autorenreferat)

Den Kapitalismus lesen: Überlegungen zum Spannungsverhältnis von Kapitalismus und (politischer) Selbstbestimmung

Urheber*in: Flügel, Oliver

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Alternative title
Read capitalism: reflections on the tense relationship between capitalism and (political) self-determination
ISBN
978-3-593-38440-5
Extent
Seite(n): 2277-2287
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006

Bibliographic citation
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2

Subject
Philosophie
Philosophie, Theologie
Derrida, J.
Dekonstruktivismus
Politik
Kapitalismus
Marx, K.
Begriff
Gesellschaft
Natur
Einbürgerung
Selbstbestimmung
Hegel, G.
Gegenwart
bürgerliche Gesellschaft
Grundlagenforschung
wissenschaftstheoretisch
Dokumentation

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Flügel, Oliver
Event
Herstellung
(who)
Rehberg, Karl-Siegbert
Event
Veröffentlichung
(who)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(where)
Deutschland, Frankfurt am Main
(when)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-152020
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

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Object type

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Associated

  • Flügel, Oliver
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Time of origin

  • 2008

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