Archivale
Kurztitel fehlt in Vorlage
Regest: Herr Bürgermeister Abraham Zendel klagt, er habe mit höchster Verwunderung und Bekümmernis vernehmen müssen, dass die verhaftete Letschlerin vom Turm herab schreie, seine Hausfrau sei eine Hex. Er habe doch über 40 Jahr mit ihr gehaust und nichts Unrechtes von ihr gesehen oder gespürt, er hoffe auch, dergleichen boshafte Zulage (= Anschuldigung) werde sich in Ewigkeit nicht erfinden. Sei aber seine Hausfrau mit dergleichen Laster behaftet und könne es auf sie gebracht werden, so möge er leiden, dass man ihr das Kaiserliche Recht ergehen lasse. Wenn nicht, so bitte er den Rat, man wolle gegen die Verhaftete das Schwert schneiden lassen und so vorgehen, wie Kaiser Karls V. P(einliche) Halsgerichtsordnung ausweise. Obwohl die Verhaftete jetzt, wie die Herren Commissarii berichten, sich entschuldigen wolle, sie habe seine, des Bürgermeister Zendel, Hausfrau nicht bezichtigt, sondern was sie gesagt habe, allein aus dem Mund der hingerichteten Catharein geredet, welche solches zu dem Lädlein heraus gesagt habe und dabei vermeldet, die Catharein habe seiner Hausfrau 2 Leinlachen (= Leintücher) vermacht, so könne er doch nicht mit dergleichen Entschuldigung zufrieden sein, sondern bitte, gegen die verhaftete Calumniantin (= Verleumderin) aufs strengste vorzugehen und die Sache dahin zu dirigieren, dass der Ehre seiner Hausfrau Genugtuung geschehe. Es müsse ihm eher Hab und Gut draufgehen, ehe er oder seine Hausfrau dergleichen Despect (= Schimpf) auf sich sitzen lassen. Dergleichen hat auch Herr EM Kindtsvatter für sich wie auch Herr Jacob Schäffer wegen seiner Hausfrau und Herr Veit Bihler wegen seiner Schwester gebeten.
Herr Bürgermeister im Amt berichtet, es habe Johannes Metzger sonst Gerstlin genannt ihm dieser Tage angezeigt, als er am vergangenen Zinstag (= Dienstag) zur Ader gelassen und nachher in Jerg Knapps Garten, wo sein Bub dem Knapp schaffte, gegangen und dort gestanden sei, habe die verhaftete Letschlerin vom Turm herab geschrien: "Du Gerstlin, gang hin zum Bürgermeister und sag, er solle des Schradins Belle (= Barbara), welche deinem Buben das getan hat, ferner die bei dem untern Tor, die dem Mosis-Hans (Hans Mosi) in einem Stück Platz (= Kuchen) vergeben (= Gift gegeben) hat, auch holen lassen. Jedoch, wie die Herren Commissarii berichten, leugnet sie das jetzt durchaus.
Weiter berichtet der Herr Bürgermeister im Amt, es haben ihm des Paul Schaupp und des Hans Gairing Sohn angezeigt, als sie am vergangenen Sonntag nachts auf der Wacht gewesen und ungefähr um 2 Uhr im Herumgehen auf der Stadtmauer bei dem Diebsturm durchgehen wollten, habe sich in diesem Turm, sobald sie auf der einen Seite hineingegangen waren und auf der andern Seite wieder hinaus auf die Stadtmauer gehen wollten, ein Gespenst (= Blendwerk des Teufels) gezeigt, indem etwas gleich einem gefüllten Sack die Stege herabgefallen sei. Darüber seien sie sehr erschrocken und wieder zurückgewichen. Der Gairing habe seinen Degen gezogen und gesehen, dass ein grosser schwarzer Hund vor ihm stand, welcher schliesslich verschwand.
Herr Apotheker Heinrich Efferen sagt bei seinen Ratspflichten aus, er habe dieser Tage in seinem Garten vor dem Mettmans-Tor gehört, dass die verhaftete Letschlerin von dem Turm herab schrie: "Dass Gott erbarm! Ich lieg schon so lang gefangen. Jetzt legt man mich erst da herein in das Blockhaus (= Gefängnis), weil ich die Wahrheit sag."
- Reference number
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A 2 f (Hexenprozesse) Nr. A 2 f (Hexenprozesse) Nr. 7790
- Formal description
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Beschreibstoff: Pap.
- Further information
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Genetisches Stadium: Or.
- Context
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Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25) >> Bd. 23 Hexenprozesse
- Holding
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A 2 f (Hexenprozesse) Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25)
- Date of creation
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1645 April 19
- Other object pages
- Last update
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20.03.2025, 11:14 AM CET
Data provider
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Object type
- Archivale
Time of origin
- 1645 April 19