Tischplatte

Tischplatte aus Fayence mit Blaumalerei

Eine detaillierte Beschreibung und Charakterisierung der Tischplatte hat Christiane Keisch im Berliner Katalog von 2001 vorgenommen: "Die gesamte rechteckige Fläche ist von einem aus blauem Grund ausgesparten dichten Blüten-Blatt-Ornament überzogen. Darin eingebettet eine zentrale große Reserve in geschweifter Rahmung, umgeben von vier runden Eckmedaillons, an den Längsseiten je drei und an den Schmalseiten je eine kleine Reserve zusätzlich. In der Mittelreserve ostasiatische Fels-Sumpflandschaft mit niedrigen Halmen und Blättern. Auf schwankendem Bambusstab aufsitzend und nach links gewendet, ein Fasan mit zwei Haubenfedern und zwei langen Schwanzfedern. Darunter der bekannte durchbrochene Wolkenfels, dahinter verästeltes Gezweig mit Lotosblüten und Halmen (links) und Blüten mit Fiederblättern (rechts). In den kleinen Medaillons jeweils eine angedeutete Sumpflandschaft. Im Zuge der Hollandmode sind zahlreiche aus Fliesen zusammengefügte Bildtafeln als Wandverkleidung oder als Beistelltische für brandenburgische Schlösser (wie Schwedt) aus Delft importiert worden. Wolbeer hat offenbar keine solchen produziert. Aus der Werkstatt Funckes sind einige, aber ganzflächige Tischplatten, bekannt geworden, deren Dekoration meist schon in den Régencestil - in das 2. Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts - weist, so wie die aus dem Kestner-Museum Hannover (Inv. Nr. 1908,50; Riesebieter 1921, Abb. 215). [...] Ein so frühes Beispiel wie dieses ist bisher nicht bekannt geworden. Die Bildplatte gleicht einem künstlerischen Firmenschild der späten Funcke-Produktion. Sie präsentiert einige seiner wichtigsten Stilmerkmale: die Reservenmalerei mit neuen Themen und Papagei und Fasan in einer durchlichteten Fels-Sumpflandschaft. [...] Das Motiv des Fasanenvogels im zart bizarren Blütengeäst, durchsetzt von schlanken Halmen, läßt andere, über Delft vermittelte, doch eher japanische Einflüsse vermuten (vgl. Scheurleer 1984, Abb. 290, S. 290). Eine neue, nach europäischem Geschmack ausgerichtete Mode begann, das Alt-Chinesische abzulösen. Funckes Stücke erhielten eine elegantere, modernere Note." (Christiane Keisch, in: Kat. Berlin 2001: "Herrliche Künste und Manufacturen", Kat. Nr. 103) Keine sichtbare Marke. Beistelltische mit blau-weiß bemalten Fayenceplatten auf farbig gefassten Holzgestellen entstanden in verschiedenen Manufakturen, darunter Rouen und Store Kongensgade in Kopenhagen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelten sie sich zu einer Spezialität der Fayencemanufakturen des Ostseeraums. Besonders prachtvolle, polychrom bemalte Teetische, entstanden im schwedischen Marieberg sowie in Kiel und in Stockelsdorf (vgl. Kat. Schleswig 2003: Fayencen aus dem Ostseeraum). ClKa

KGM Archiv | Fotograf*in: Saturia Linke / Rechtewahrnehmung: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin

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Standort
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Deutschland
Inventarnummer
1915,37
Maße
Breite x Tiefe: 64 x 40 cm
Material/Technik
Fayence mit Inglasurmalerei in Blau, Holz

Klassifikation
Tischplatte (Möbel / Tisch) (Objektgattung)

Ereignis
Herstellung
(wo)
Berlin
(wann)
um 1720

Rechteinformation
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
14.04.2025, 08:09 MESZ

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Objekttyp

  • Tischplatte

Entstanden

  • um 1720

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