Bestand

Reichsstadt Nürnberg, Bauamtsakten (Bestand)

Reichsstadt Nürnberg, Bauamt, Akten: Notizen zur Geschichte
Das reichsstädtische Bauwesen unterstand den Baumeistern bzw. einer Deputation des Inneren Rats. Hierbei gilt es zu beachten, dass der Titel eines "Baumeisters" hier nicht im Sinne eines planenden und bauleitenden Architekten, sondern im Sinne eines Verwaltungsbeamten verstanden werden muss. Die Oberaufsicht führte der dritte Oberste Hauptmann, ab 1. Nov. 1800 die Rentkammer.
Die Bauhandwerke unterstanden dem B., in bestimmten Fällen wurde auch das Rugamt eingeschaltet. Allein schon durch die gewaltigen Baumaßnahmen an den Stadtbefestigungen ist anzunehmen, daß seit dem späten 13. Jh. eine rst. Bauorganisation existierte (Aufsichtspersonal, Bauhandwerker, Werkzeug- und Baumaterialverwaltung). Die Aufsicht hierüber lag zumindest seit dem frühen 14. Jh. bei den vier Baumeistern. Seit den 1390er Jahren leitete ein Baumeister mit dem Anschicker das rst. Bauamt. Als Verwaltungspersonal diente ihnen ein Bauschreiber (wobei dieser anscheinend auch Arbeiten für das Zinsmeisteramt versah) und ein Vorrat-Schreiber. Eine eigene Bauamtsregistratur scheint spätestens seit Beginn des 16. Jh. existiert zu haben. Der heutige Bauhof wurde als Sitz des Baupersonals und als Lagerplatz 1428/30 durch den Kauf einer großen Scheune und von drei Häusern eingerichtet; zuvor scheint man die Zwinger der Stadtbefestigung als Bauhöfe genutzt zu haben. Die rst. Hoch- und Tiefbaumaßnahmen sowie die Kontrolle der Infrastruktur von Versorgung und Entsorgung war verschiedenen Personen(-gruppen) im Bauamt zugewiesen. Neben den Werkmeistern gab es noch andere Bauhandwerker mit entsprechendem Unterpersonal, einen Wagenmeister für den rst. Fuhrpark, zwei Wächter, eine Vielzahl von Fuhrleuten und Handlangern sowie einen Stadtschlossermeister. Letzterer mußte entsprechend vertrauenswürdig sein, da er für alle Schlösser und Schlüssel an öffentlichen Gebäuden mitsamt der Stadtbefestigung zuständig war. Daneben war im Bauamt ein rst. Röhrenmeister für die öffentlichen Wasserleitungen, ein Brunnenmeister für die Brunnen und ein Pflastermeister für die Straßenpflasterung zuständig. Auch die öffentliche Baukontrolle (Bauordnung) war beim Bauamt angesiedelt; die Aufsicht über Bauaushub u.a. führte der Schüttmeister. Eine Sonderfunktion hatte das Bauamt beim Handel mit Kalk (Kalkhütten), mit Sandsteinen (Steinbrüche) und mit Ziegeln (Ziegelhütten). Entsprechend der rst. Feuerordnung war fast das gesamte Bauamtspersonal bei Feuer an bestimmten Stellen im Einsatz, ähnlich bei Hochwassern. Ende des 18. Jh. war im Bauamt eine beträchtliche Desorganisation vorhanden, die 1799 in eine Neuordnung mündete.
Nach 1806 führte die bayerische Verwaltung das Bauamt bis ca. 1809 nahtlos weiter (siehe Baureferat, Weg- und Stegamt), erst 1809/10 ist ein Registraturschnitt erkennbar.
1819 wurde die Registratur zwischen dem Staat und der Stadt aufgeteilt, wobei die Lage der behandelten Gebäude innerhalb oder außerhalb der Stadtmauer bzw. die Funktion als Staatsgebäude als Richtschnur diente. Der im Staatsarchiv Nürnberg verwahrte Bestand wurde 1910 von dem Archivar Fürst bearbeitet und 1958 durch Dr. Hirschmann mit einem Register versehen.
Der größere Teil der Überlieferung (über 2600 Archivalien) befindet sich im Stadtarchiv Nürnberg (dort Bestand B1), da die Unterlagen vor allem das Bauwesen intra muros betreffen.
Der im Staatsarchiv Nürnberg verwahrte Bestand von 575 Nummern ist demgegenüber deutlich geringer, jedoch sind hier einige sehr bedeutende Unterlagen des 15. bis beginnenden 19. Jahrhunderts zum reichsstädtischen Bauwesen vorhanden. Hierzu zählen mehrere Ordnungen des 15.-17. Jahrhunderts (z.B. Steinbruch- und Feuerordnungen), Pflichtbücher mit Eidesleistungen des Personals oder Inventarien (u.a. von säkularisierten Klöstern!). Für die Geschichte der reichsstädtischen Verwaltung am Ende des Alten Reiches sind mehrere sehr aufschlussreiche Akten vorhanden. An Bauakten betrifft die Mehrzahl nach der oben angeführten Aufteilung Staats- und Kommunalgebäude außerhalb der Stadtmauern (Pfarrhäuser, Kirchen, Schulhäuser, Gefängnisse, Mühlen, Brunnen, Brücken und Stege), den Pegnitzfluss und die bedeutenden Steinbrüche, aber auch Akten zum Bau der Barfüßerkirche "intra muros" liegen hier vor. Dies verdeutlicht ein Grundproblem der reichsstädisch Nürnbergischen Überlieferung: die Zersplitterung zwischen dem Staatsarchiv und dem Stadtarchiv.

Bestandsgeschichte
1819 wurde die Registratur zwischen dem Staat und der Stadt aufgeteilt, wobei die Lage der behandelten Gebäude innerhalb oder außerhalb der Stadtmauer bzw. die Funktion als Staatsgebäude als Richtschnur diente.
Der im Staatsarchiv verwahrte Bestand von 575 Nummern wurde 1910 von dem Archivar Fürst bearbeitet und mit einem Register versehen.
Der weitaus größere Teil der Überlieferung (über 2600 Archivalien), vor allem das Bauwesen intra muros betreffend, befindet sich im Stadtarchiv Nürnberg (dort Bestand B1).

Literatur:
Bauernfeind, Walter: Art. Bauamt, in: Nürnberger Stadtlexikon, hrsg. von Michael Diefenbacher und Rudolf Endres. 2. Aufl. Nürnberg 2000
Fleischmann, Peter, Das Bauhandwerk in Nürnberg vom 14. bis zum 18. Jh. Nürnberg 1985.

Bestandssignatur
Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Bauamtsakten 21
Umfang
579
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Reichsstadt Nürnberg >> Reichsstädtische Zentral- und Mittelbehörden >> Bauamt - siehe auch Nürnberger Archivalien sowie Ämterrechnungen

Provenienz
Reichsstadt Nürnberg, Bauamtsakten
Bestandslaufzeit
1400-1807

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Letzte Aktualisierung
18.10.2023, 09:31 MESZ

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Objekttyp

  • BestandAkten

Beteiligte

  • Reichsstadt Nürnberg, Bauamtsakten

Entstanden

  • 1400-1807

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