Bestand

009 (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: unverzeichnet
12 lfm

Vorwort: Geschichte der Deutschen Auslandsgesellschaft

Die Gesellschaft wurde am 24.10.1949 durch "Persönlichkeiten des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens unter der Führung von Senator i. R. Dr. Georg Kalkbrenner" in Lübeck gegründet.

Es war ein Anliegen der Gründer, nach dem verheerenden 2. Weltkrieg wieder zu einem Austausch und Gespräch mit dem Ausland zu kommen. Im Laufe der Geschichte der Deutschen Auslandsgesellschaft lag der Schwerpunkt hierbei in den nordischen Ländern, sprich Skandinavien und Finnland.

Das beste Mittel zur behutsamen Annäherung an das Ausland sei "die intensive Beschäftigung mit den Problemen des anderen Landes und der Versuch, den Menschen aus den anderen Ländern die deutschen Probleme verständlich zu machen." Hierfür sei die Begegnung sehr gut geeignet und der Jugend solle zum "gegenseitigen Kennenlernen" Hilfe geboten werden. Ebenso wichtig sei die durch Behörden, politische Richtungen und wirtschaftliche Interessen nicht beeinflusste und unabhängige Arbeit.

In den 1950er-Jahren entstanden verschiedene Außenstellen, von denen 1959, neben der Zentrale in Lübeck, noch sechs Außenstellen existierten:
Die Arbeitsgruppe Industriegebiet in Bochum, die Arbeitsgemeinschaft Flensburg, die Arbeitsgemeinschaft Hannover, die Arbeitsgemeinschaft Husum, die Arbeitsgruppe Kiel und die Arbeitsgemeinschaft Rendsburg.
Diese Außenstellen lösten sich aber mit der Zeit auf, da eher die Zusammenarbeit mit oftmals örtlich gebundenen Gesellschaften forciert werden sollte. In den 1970er-Jahren existierte nur noch die Arbeitsgruppe Kiel.

Seit ihrer Gründung betätigte sich die Deutsche Auslandsgesellschaft vor allem auf fünf Hauptgebieten:

- Veranstaltungsprogramm (Vorträge, Filmvorstellungen, Ausstellungen
und musikalische Veranstaltungen)
- Förderung und Hilfe beim Jugend- und Schüleraustausch
- Organisation und Einrichtung von Sprachkursen
- Organisation und Betreuung von Studien- und Fachreisen
- Herausgabe der Zeitschrift "Ausblick"

Die ersten Vorträge fanden im Jahre 1950 statt. Sie begannen mit Island-Vorträgen von Gudmundur Einarsson aus Reykjavik, dessen Vortrag von einem Film über den Ausbruch des Vulkans Hekla begleitet wurde. Bei Wiederholungen musste dieser sogar von der Polizei auf Grund des Andranges abgesperrt werden. Vorgetragen wurden im Laufe der Jahre Themen wie "Norwegische Wirtschaftsprobleme nach dem Kriege", "Die Kunst des Barock in Flandern", "Das Bild des Menschen in der französischen Literatur" und "Staat und Kirche in den USA".

Sinn und Zweck der Vorträge war es, ein umfangreiches Bild von anderen Ländern und Menschen, welches tiefer als oberflächliche Reisen usw. gehen sollte, zu präsentieren. Auch wurden von führenden Persönlichkeiten vorgetragene, recht spezielle Themen gewählt, welche wohl weniger Zuhörer ansprachen, dafür aber in tiefer gehenden Gesprächen und Diskussionen münden sollten.

Der Kreis an persönlichen Kontakten wuchs hierdurch stetig, auch, da nach Möglichkeit neue Vortragende gewählt wurden und auch jüngeren Wissenschaftlern mit neuen Ansätzen eine Präsentationsmöglichkeit geboten werden sollte.

Weiterhin führte die Deutsche Auslandsgesellschaft die Veranstaltungsreihe "Unsere Nachbarn im Film" durch, welche regelmäßig 200-300 Besucher anlockte. Sie sollte gemeinsam mit den Vorträgen mehr oder weniger unerreichbare Länder und Eindrücke zeigen, da die Informations- und Reisemöglichkeiten in den ersten Nachkriegsjahren natürlich stark eingeschränkt waren. Mit der Zeit und weiterer Verbreitung und vermehrter Information durch Presse, Funk und Fernsehen nahm das Interesse an Vorträgen langsam ab und das Bedürfnis nach Filmveranstaltungen konnte durch mangelndes Angebot an Filmen nicht mehr ausreichend befriedigt werden. Nach über 120 Kulturfilmen war das Reservoir erschöpft und die Reihe wurde eingestellt. Vorträge blieben aber weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Programms der Deutschen Auslandsgesellschaft. In geringerem Maße wurden auch Musik- und Theatervorführungen sowie Ausstellungen organisiert bzw. durchgeführt. Die hiermit verbundenen hohen Kosten beschränkten den Umfang.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit der Deutschen Auslandsgesellschaft stellte die Hilfe und Mitarbeit am Jugend- und Schüleraustausch mit dem Norden dar. Im Jugendaustausch war die DAG zuerst für Lübeck und Travemünde zuständig und die von ihr betreute "norddeutsche Gruppe" war mit 90-100 Teilnehmern eine der größten Gruppen im Austausch mit Schweden. Nachdem sich Reiseverbindungen besserten und andere Schwierigkeiten verschwanden, stellte die DAG ihre Erfahrungen dem Pädagogischen Austauschdienst der Ständigen Konferenz der Kultusminister in Bonn zu Verfügung, war aber nicht mehr mit der gesamten Ausführung befasst. Der Schüleraustausch der Länder Niedersachsen, Schleswig Holstein, Hamburg und Bremen mit den nordischen Ländern wurde durch die Deutsche Auslandsgesellschaft regional geleitet und organisiert. Ebenso verhielt es sich mit Schülersprachkursen.

Im Bereich des Studentenaustausches betätigte man sich nicht, da dieser Bereich ausreichend von anderen Stellen abgedeckt wurde. Dies entsprach auch der allgemeinen Einstellung der Deutschen Auslandsgesellschaft, denn man wollte keine unnötige Konkurrenz schaffen, die die Arbeit mit dem Ausland nur unnötig verkompliziert und erschwert hätte.

Eines der bis heute bestehenden Sachgebiete und eine der Hauptaufgaben der Deutschen Auslandsgesellschaft fügte sich im Jahre 1960 in die Arbeit der Gesellschaft ein. Angeregt durch die Tagung "Begegnung Deutschland und der Norden" anlässlich des 10-jährigen Bestehens 1959 kam es im folgenden Jahr zu einer ersten Studienreise dänischer Deutschlehrer in die Bundesrepublik, welche 50 Teilnehmer umfasste. Hierbei wurde mit dem Goethe-Institut kooperiert. Fortan absolvierten die Kursteilnehmer einen zweiwöchigen theoretischen Teil in Lübeck, der praktische Teil wurde auf Grund der Ferienordnungen in den Süden der BRD gelegt. Wichtige inhaltliche Punkte der Kurse waren das deutsche Schulwesen, Didaktik und Methodik, pädagogische Themen sowie deutsche Literatur und Aspekte der deutschen Gegenwart. Unterstützt wurden diese Kurse von fast allen Kultusministerien und Schulbehörden der BRD.

Hieraus entstand auch eine lose Vereinigung ehemaliger Kursteilnehmer, welche sich zu gesonderten Tagungen trafen, um fachliche Fragen zu erörtern.

Neben Vorträgen, Kursen und Studienreisen wurden u.a. nach Beratung der Hansestadt Lübeck bei den "Nordischen Tagen" auch eigene größere Tagungen durchgeführt. Die erste dieser Tagungen fand anlässlich des 10-jährigen Bestehens 1959 statt. Während dieser Veranstaltungen wurden unter anderem Richtlinien für die zukünftige Arbeit auf den "Fachgebieten" der DAG, also dem kulturellen, wissenschaftlichen und persönlichen Austausch, konzipiert.

Von 1949 bis 1994 gab die Deutsche Auslandsgesellschaft den "Ausblick", eine vier bis fünf Mal jährlich erscheinende Zeitschrift heraus. Der Inhalt umfasste Berichte über die Verhältnisse im Ausland und Beziehungen zwischen den nordischen Staaten und der BRD. Es wurde auch auf deutsche und ausländische Literatur hingewiesen. Eine große Anzahl an Verfassern stellte Beiträge zur Verfügung und der "Ausblick" stellte so mehr und mehr auch ein Organ für Stellungnahmen auf dem Gebiet der zwischenstaatlichen Arbeit und anderen verwandten Bereichen dar.

Schließlich war die Deutsche Auslandsgesellschaft auch maßgeblich an der Gründung der "Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Norden-Deutschland" beteiligt und übernahm die Geschäftsführung.
Die Arbeitsgemeinschaft setzte sich aus zahlreichen Wissenschaftlern verschiedener Gebiete zusammen und machte es sich zur Aufgabe, Forschung zur Klärung der kulturellen Beziehungen anzuregen und zu fördern, auf Forschungsarbeiten aufmerksam zu machen und diese Originalbeiträge in ihrem Veröffentlichungsorgan "Nerthus" zu publizieren. Übersetzungen skandinavischer Berichte sollten dem deutschen Publikum zugänglich gemacht werden und junge Forscher die Chancen erhalten, ihre Arbeiten publiziert zu sehen.
Band I "Nerthus. Nordisch-deutsche Beiträge" erschien im Jahr 1964 im Verlag Eugen Diederichs Düsseldorf-Köln.

Weitere Mitgliedschaften bestanden in dem Arbeitskreis deutsch-skandinavischer Gesellschaften, in welchem sie Teil des Geschäftsführenden Dreierausschusses war, und im Arbeitskreis der privaten Institutionen für internationale Begegnung und Jugendaustausch e.V.

Die heutige Hauptaufgabe der Deutschen Auslandsgesellschaft besteht in der Organisation und Ausführung von Fortbildungen für ausländische Deutschlehrer. Die Herkunft dieser Lehrer beschränkt sich seit den 90er Jahren aber nicht mehr auf Skandinavien, sondern wurde mit der Zeit um die baltischen Länder, Polen, Russland und Weißrussland erweitert.

Quellen:
Deutsche Auslandsgesellschaft (Hrsg.): Deutsche Auslandsgesellschaft. Aufgaben und Arbeitsweise - Übersicht über die bisherige Tätigkeit, Lübeck o.J.

Deutsche Auslandsgesellschaft (Hrsg.): Deutsche Auslandsgesellschaft 1949-1959. Zehn Jahre Auslandsarbeit in zusammenfassenden Berichten und Übersichten, Lübeck o.J.

Deutsche Auslandsgesellschaft (Hrsg.): Unsere Auslandsarbeit. Ein Bericht, Lübeck 1964

http://www.deutsche-auslandsgesellschaft.de/



Ordnungs- und Verzeichnungsmethodik

Die Akten der Deutschen Auslandsgesellschaft wurden im Jahre 1992 mit der Ablieferung 16/1992 dem Archiv übergeben.

Der Bestand umfasst größtenteils Korrespondenz. Inhaltlich befasst sich diese mit Organisation von Veranstaltungen, Absprachen, Anfragen usw.. Protokolle finden sich zumeist nur bei der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Norden-Deutschland und den beiden Arbeitskreisen. Unterlagen zur Gründung der DAG sind nicht vorhanden. In den Akten aus den ersten Jahren, vor allem der allgemeinen Korrespondenz und den Arbeitsgruppen, lassen sich aber Informationen über Vorgänge der Anfangszeit finden, vor allem Mitgliederangelegenheiten und Planung der ersten Veranstaltungen. Zur genaueren Organisation usw. sei hier auf die unter Quellen angegebenen Veröffentlichungen der Deutschen Auslandsgesellschaft verwiesen, welche sich in der Dienstbibliothek des Archivs der Hansestadt Lübeck befinden.

Vor der Bearbeitung wurden die Aktenordner grob nach den vorhandenen Titeln geordnet, um die Übersicht zu erleichtern und die Akten möglichst zusammenhängend erschließen zu können.

Der Umfang des Bestandes Betrug 12 lfm bzw. 131 Ordner. Während der Bearbeitung wurden 4 lfm Akten kassiert, da sie nicht archivwürdig waren. Dies betraf Ordner mit Pressenotizen, allgemeiner Korrespondenz und Ordner mit sehr allgemeinem Inhalt über Veranstaltungen und Sonderangelegenheiten.

Die Veranstaltungsordner waren z.B. sehr allgemein gehalten und enthielten kaum archivwürdige Informationen über die Organisation, den Ablauf usw., sondern beinhalteten zum Großteil Absprachen, Ab- und Zusagen, Ankunftszeiten, Dankesschreiben usw.. Sie wurden nicht komplett kassiert, denn auch diese allgemeinen Ordner geben einen Einblick in die Arbeit der Gesellschaft und den Umgang mit Vortragenden. Auf Grund dessen wurden Beispielakten aufgehoben. Die Auswahl geschah durch grobe Sichtung des Inhalts.

Ebenso verhält es sich mit der allgemeinen Korrespondenz und es wurde in gleichem Sinne verfahren. Der Inhalt besteht zumeist aus recht kurzem Schriftverkehr, d.h. nur zwei bis drei Schreiben. Auch finden sich hier viele Anfragen, welche negativ beantwortet wurden. Als Auswahlkriterium kam hier aber noch die Datierung hinzu, d.h. es wurden pro Jahrzehnt Ordner aus der Anfangszeit, der Mitte und dem Ende des Selbigen berücksichtigt. Hier wurden von insgesamt 42 Ordnern 33 Stück kassiert und neun übernommen.

Auch die Sonderanfragen wurden wie oben beschrieben behandelt.

Ein größerer Teil der Pressenotizen wurde zur Vernichtung freigegeben, da hier ebenso viele Redundanzen vorhanden waren und sie einen unverhältnismäßigen Umfang in dem Bestand eingenommen hätten. Ohnehin sind Zeitungen an anderen Stellen archiviert.

Die Akten wiesen vor der Bearbeitung zu einem Großteil Rostschäden, erhebliche Verschmutzungen, mechanische Schäden usw. auf. Da Gegenstände aus Metall und Kunststoff z.B. durch Rost die Schriftstücke erheblich schädigen können, wurden diese entfernt. Teilweise sind die Akten in Kontakt mit Wasser gekommen; Wasserschäden und Schimmelbefall waren hier die Folge. Es fand eine Säuberung und Behebung von groben Knicken statt.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen wurden Dubletten entfernt. Die innere Ordnung der einzelnen Akten wurde beibehalten. Eine alphabetische und innerhalb dieser chronologische Ordnung bestimmt die Anordnung der Schriftstücke. Zur Übersichtlichkeit und Hilfe bei der Benutzung des Bestandes wurden die alphabetischen Unterteilungen mit einem beschrifteten Bogen Kanzleipapier kenntlich gemacht. Ebenso wurde an anderen Stellen verfahren, um die Benutzung zu erleichtern.

Der Bestand wurde mit Hilfe der Archivsoftware ‚AUGIAS-Archiv 8.2' verzeichnet. Nach Abschluss der Verzeichnung folgte die Anfertigung einer Systematik. Diese ist in neun Unterpunkte eingeteilt, die in fünf Fällen auch eine weitere Unterteilung aufweisen. Die Struktur dieser Systematik orientiert sich an der "Wichtigkeit" der Archivalien, welche sich aus Umfang, Inhalt und der groben Stellung dieses Bereiches innerhalb der Deutschen Auslandsgesellschaft ergibt. So wurde die Korrespondenz an den Anfang gestellt, da, durch Mangel an Organisation, Mitarbeiter und Gründung betreffende Akten, sich hier die diese Punkte am ehesten behandelnden Schriftstücke befinden. Der letzte Punkt der Systematik ist das Rechnungswesen, in welchem sich nur zwei Archivalien befinden.
Diese Art der Systematik wurde auch gewählt, da dem Bearbeiter keinerlei Informationen zu einem Aktenplan oder einer ursprünglichen Ordnung vorlagen. Auf die Erstellung eines Registers wurde auf Grund der begrenzten zeitlichen Kapazität und, da die Möglichkeit der Schlagwortsuche in AUGIAS besteht, verzichtet.

Die Archivalien wurden aus den Ordnern herausgenommen, in säurefreie Mappen verpackt und abschließend in Archivkartons gelegt.

Nach der archivmäßigen Bearbeitung hat der Bestand nun einen Umfang von 3,3 lfm.

Der Bestand unterliegt keinen Nutzungsbeschränkungen.

Zitierweise: 05.4-009 Deutsche Auslandsgesellschaft

Dem Bearbeiter ist es ein Bedürfnis, den Mitarbeitern des Archivs der Hansestadt Lübeck, insbesondere Frau Letz, für ihre freundliche Unterstützung zu danken.

Bearbeitet von Leif Erik Pöppel, 2011/2012

Bestandssignatur
Archiv der Hansestadt Lübeck, 05.4-Deutsche Auslandsgesellschaft

Kontext
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 05 Private Archive >> 05.4 Vereins- und Verbandsarchive

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Letzte Aktualisierung
22.02.2023, 10:29 MEZ

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