Bestand
Transportfliegergeschwader-44 (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Aufstellung
Das
Transportfliegergeschwader 44 (TFG-44) wurde auf Befehl Nr.
60/57 des Ministers für Nationale Verteidigung (MfNV) der DDR
vom 29. Juli 1957 zunächst als Regierungsflugstaffel
(Regierungs- und Verbindungsfliegergeschwader) mit Wirkung vom
10. August 1957 aufgestellt.
Das
Geschwader bestand aus 3 Staffeln:
* 1.
Staffel: 2 Ketten mit 5 Flugzeugen vom Typ IL-14, 1 Kette mit 3
Düsenflugzeugen vom Typ TL-152,
* 2.
Staffel: 3 Ketten zu je 3 Flugzeugen vom Typ AN-2,
* 3. Staffel: 2 Ketten zu je 3 Flugzeugen
(Hubschrauber) vom Typ MI-1, 1 Kette mit 4 Flugzeugen
(Hubschrauber) vom Typ MI-4.
Aufgaben
Folgende Aufgaben sollten
von den einzelnen Flugzeugtypen der Regierungsflugstaffel
durchgeführt werden:
Typ IL-14:
Für Flüge in das In- und Ausland mit
Regierungsmitgliedern, vornehmlich des Ministerrates der DDR,
leitenden Mitarbeitern (Genossen) der Organisationen der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und nach
Anforderung des Ministeriums bzw. des Ministers für Nationale
Verteidigung.
Typ AN-2:
Im Inlandsverkehr für Kurierzwecke, Luftbildaufnahmen,
Fallschirmspringen, Übungen, Besichtigungen und
Inspektionen
Typ MI-4:
Für Truppenstäbe als Transport- und Verbindungsflugzeuge
bei größeren Übungen und Manövern im Zusammenwirken mit den
Land- und Seestreitkräften.
Typ
MI-1:
Für die Militärbezirke als Kurier-
und Verbindungsflugzeuge, sowie als Artillerie-Leitflugzeuge;
Unterstützung der Grenzorgane.
Typ
TL-152:
Für Flüge ins Ausland, Erfüllung
der Aufgaben der I. Kette vom Typ IL-14.
Im Juli 1957 wurden zwei IL-14P aus dem Bestand der
Deutschen Lufthansa (Ost) in die Regierungsflugstaffel
übernommen. Sie führten zunächst die Flugzeugkennung DM-SBM und
DM-SBS, und nach Übernahme durch die
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der Nationalen Volksarmee am
Leitwerk die Kennung 470 und 471. Die Maschine 470 war eine
Salonmaschine (IL-14 P/S) und das Flugzeug 471 war eine
Transport- und Schulmaschine. Die Rumpfseite der Flugzeuge war
silbergrau, mittig der Fenster verlief ein breiter blauer
Streifen, oberhalb des Streifens waren diese weiß lackiert. 1958
erhielt das Geschwader nochmals vier IL-14 P, davon eine IL-14
P/S aus dem Flugzeugwerk Dresden.
Der
Standort der Regierungsflugstaffel war durchgehend Marxwalde
(Neuhardenberg), jedoch wurde bis zur Einsatzbereitschaft dieses
Flugplatzes das Personal der 1. Staffel ab dem 07. Juli 1957 im
Standort Niederlehme und die 2. Staffel im Standort Strausberg
untergebracht. Zum Flugplatz Berlin-Schönefeld bestand ein
Busverkehr. Mit Wirkung vom 01. November 1957 wurde das
Geschwader direkt dem Chef der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung
(LSK/LV), Generalmajor Horst Keßler, unterstellt. Nach
Fertigstellung des Flugplatzes erfolgte am 06. April 1959 die
Zusammenfassung der Staffeln mit einer Gesamtstärke von 80 Mann,
im Standort Marxwalde (Neuhardenberg) mit der weiteren
Umbenennung der Einheit in "Selbständige
Transportfliegerstaffel" im Jahre 1962. Jedoch fehlten im
Standort umfangreiche Gebäudekomplexe für einen geregelten
Dienstbetrieb, so dass die Wacheinheit des Geschwaders in
Güstebieser Loose, ca. 25 km nördlich von Marxwalde, unmittelbar
an der Oder gelegen, untergebracht werden musste und nur das
Stabsgebäude, die Küche, ein Unterkunftsgebäude für die
Staffelangehörigen und ein Medizinischer Punkt in Marxwalde voll
einsatzbereit waren.
Aufgrund der
Aufgabenvermehrung infolge der diplomatischen Anerkennung der
DDR erfolgte am 01. Januar 1973 die endgültige Umbenennung des
Geschwaders in Transportfliegergeschwader 44 (TFG-44). Am
Gründungstag der DDR, den 07. Oktober, erfolgte im Jahre 1974
durch den Minister für Nationale Verteidigung die Verleihung der
Truppenfahne an das Geschwader.
Der
Ehrenname Transportfliegergeschwader 44 "Arthur Pieck"[1] wurde
im darauf folgenden Jahr 1976, am Gründungstag der Nationalen
Volksarmee, dem 01. März, verliehen.
Des
Weiteren blieb es bei der Regelung, Flüge für die Staats- und
Parteiführung mit Flugzeugen, welche den INTERFLUG-Anstrich
trugen, durchzuführen. In dieser Lackierung erhielt das
Geschwader alle weiteren Flugzeuge geliefert; nur zwei Flugzeuge
vom Typ TU-134 A, davon eine Salonvariante, blieben mit
militärischer Flugzeugkennung und dem Hoheitszeichen der
Nationalen Volksarmee, aufgrund einer Weisung des Ministeriums
für Nationale Verteidigung, im Geschwaderbestand erhalten. Bei
internationalen Flugreisen der Staats- und Parteiführung der SED
mussten mit dem Ausland Fluganmeldungen ausgetauscht werden, die
unter anderem auch den Start- und Zielflughafen enthielten. Der
Standort der Regierungsflugstaffel sollte jedoch geheim bleiben
und aus diesem Grunde erfand man den Flugplatz "Wriezen", der
den ICAO-Code ETWN erhielt, um den eigentlichen Standort
Marxwalde zu verschleiern.
[1] Arthur
Pieck, geb. am 28. Dez. 1899 in Bremen, gest. am 13. Jan. 1970,
Sohn Wilhelm Piecks, wurde 1918 Mitglied des Spartakusbundes,
1919 Eintritt in die KPD. Von 1921 bis 1932 Mitarbeiter in der
sowjetischen Handelsvertretung Berlin, 1933 Emigration in die
Sowjetunion. Von 1941 bis 1945 Offizier in der Politischen
Verwaltung der Roten Armee, kehrte er 1945 in die Sowjetische
Besatzungszone Deutschlands zurück. 1955 bis 1961
Generalsekretär der Interflug (Deutsche Lufthansa (Ost)), ab
1961 Stellv. Minister für Verkehrswesen.
Auflösung
Mit Beitritt der DDR zum
Geltungsbereich des Grundgesetzes am 03. Oktober 1990 wurde das
Transportfliegergeschwader 44 "Arthur Pieck" in den Dienst der
Bundesluftwaffe als Lufttransportgeschwader 65 (LTG 65)
übernommen. Zum LTG 65 gehörten u. a. das
Hubschraubertransportgeschwader 34 mit Mi-8 und Mi-2 in
Brandenburg-Briest, die "Selbständige Verbindungsstaffel"
(L-410) in Strausberg, welche zur Verbesserung der Führung nach
Neuhardenberg verlegt wurden und die "Selbständige
Transportstaffel 24" in Dresden-Klotzsche. Am 17. Dezember 1992
wurde das Lufttransportgeschwader 65 aufgelöst.
Stellvertreter für Politische Arbeit
Transportfliegergeschwader-44 DVP 59-3:
1957 als Regierungsfliegerstaffel 1965 als
Transportfliegerstaffel 1971 als Transportfliegerstaffel-44 1973
als Transportfliegergeschwader-44
Die
Politorgane waren der Politischen Verwaltung der
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (DVP 58)
rechenschaftspflichtig. Als Stellvertreter der Kommandeure ihrer
Dienststellen waren sie diesen ebenfalls unterstellt. Daraus
folgte, daß sie sowohl militärische Funktionen ausübten und
gleichzeitig leitende Funktionäre der SED in ihrer Dienststelle
waren.
Im folgenden werden die
Politorgane des Kommandos und der nachgeordneten Schulen und
Truppenteile beschrieben:
DVP 59-1
Politabteilung der Offiziershochschule der LSK/LV
DVP 59-2 Politabteilung des
Nachrichtenregimentes 14
DVP 59-3
Politabteilung des Transportfliegergeschwaders 44
DVP 59-4 Politabteilung
Transporthubschraubergeschwaders 34
DVP
59-5 STKPA des Fliegertechnischen Bataillons 14
DVP 59-6 STKPA des Fliegertechnischen
Bataillons 34
DVP 59-7 STKPA der
Verbindungsfliegerstaffel 14
DVP 59-8
Politabteilung des Kommandos der LSK/LV
DVP 59-9 Politabteilung der Militärtechnischen Schule
DVP 59-10 Politabteilung der
Offiziershochschule für Militärflieger.
Inhaltliche
Charakterisierung: Das TFG-44 wurde 1957 als Regierungs- und
Verbindungsfliegerstaffel aufgestellt und mehrfach umbenannt.
Standort war Marxwalde (Neuhardenberg) bei Seelow. Der Bestand
enthält vor allem Befehle und Anordnungen des Kommandeurs,
Berichte und Aufgabenstellungen zur Auswertung der
Ausbildungsjahre, Analysen und Berichte zu Flugvorkommnissen
sowie die Chroniken von 1971 bis 1988.
Stellvertreter für Politische Arbeit
Transportfliegergeschwader-44 DVP 59-3:
Die Politabteilung der Offiziershochschule hat zwischen
1963 und 1984 Informationsberichte überliefert. Von der
Militärtechnischen Schule sind von 1973 bis 1987 neben Berichten
zur politischen Arbeit, einige Delegiertenkonferenzen sowie
Unterlagen der Parteiaktivberatungen vorhanden. Die anderen
Dienststellen sind nur mit einzelnen Akten vertreten.
Erschließungszustand:
Online-Findbuch
Vorarchivische Ordnung:
Die Aktenbildung erfolgte bereits beim Registraturbildner auf
der Grundlage des Einheits- aktenplanes K 01/3/001, der für alle
Dienststellen der NVA verbindlich war. Die Akten wurden über das
Verwaltungsarchiv der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung an das
Militärarchiv in Potsdam übergeben. Von dort gelangten sie in
das Bundesarchiv-Militärar- chiv Freiburg.
Stellvertreter für Politische Arbeit
Transportfliegergeschwader-44 DVP 59-3:
Die Bestände sind sehr lückenhaft. Nur von der
Politabteilung der Offiziershochschule sind 44 Akten und von der
Militärtechnischen Schule 29 Akten überliefert. Sie sind im
Verwaltungsarchiv der LSK/LV registriert und von dort an das
Militärarchiv Potsdam übergeben worden. Bis zum Jahr 1976 wurden
die Akten verzeichnet. Eine endgültige Bearbeitung steht noch
aus. Die Unterlagen tragen noch die Potsdam-Signatur VA-P-02/
bzw. die Signatur des Verwaltungsarchivs P...
Zitierweise: BArch DVL
4-1/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DVL 4-1
- Umfang
-
139 Aufbewahrungseinheiten; 0,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Verteidigung >> Ministerium für Nationale Verteidigung und Nationale Volksarmee >> Nationale Volksarmee >> Luftstreitkräfte/Luftverteidigung
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Wilfried Kopenhagen, Die andere Deutsche Luftwaffe, Stuttgart 1994
- Provenienz
-
Transportfliegergeschwader-44 (TG-44), 1957-1990
- Bestandslaufzeit
-
1961-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Transportfliegergeschwader-44 (TG-44), 1957-1990
Entstanden
- 1961-1990