Bestand
C Rep. 101-04 Magistrat von Berlin, Beirat für kirchliche Angelegenheiten/Amt für Kirchenfragen (Bestand)
Vorwort: C Rep. 101-04 - Magistrat von Berlin, Beirat für kirchliche Angelegenheiten/Amt für Kirchenfragen
1. Behördengeschichte
In dem am 17. Mai 1945 gebildeten Magistrat waren zum "Beirat für kirchliche Angelegenheiten" Peter Buchholz als Vertreter der katholischen Kirche und als sein Stellvertreter Heinrich Grüber als Vertreter der evangelischen Kirche bestellt worden. Zudem war Siegmund Weltlinger als Referent für die jüdischen kirchlichen Angelegenheiten Mitglied des Beirates.
Die Kirchenvertreter standen einem Stadtrat gleich, hatten beratende Stimme im Magistrat und führten Siegel; der Beirat verhandelte unmittelbar und eigenverantwortlich mit zuständigen Referaten des Magistrats. Er hatte seinen Sitz in der Parochialstraße 1-3 im Neuen Stadthaus.
Dem Beirat oblagen die Weiterleitung von Wünschen und Anliegen der kirchlichen Stellen an Magistrat und Besatzungsbehörden und die Übermittlung der von dort ergangenen Weisungen und Anordnungen an die Kirchen, die Wiederherstellung der in den Kriegsjahren beschädigten kirchlichen Gebäude und die Beschaffung geeigneter Gottesdiensträume, die Ablösung des Patronats, die Anerkennung bestehender bzw. die Zulassung neuer Religionsgemeinschaften, die Unterstützung von Kirchen und Religionsgemeinschaften in Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten (Kirchensteuer, Zuschüsse, Kohlenstelle), die Mitwirkung bei der Flüchtlings- und Heimkehrerfürsorge, die Unterhaltung von konfessionellen Kindergärten, die Festsetzung einheitlicher Pflegesätze für konfessionelle Heime, die Mitwirkung bei der Einrichtung eines zentralen Suchdienstes, die Zusammenarbeit mit dem Hauptausschuss "Opfer des Faschismus", die Bearbeitung von Anliegen der Religionsgemeinschaften auf dem Gebiet des Erziehungs- und Bildungswesens, v. a. hinsichtlich des Religionsunterrichtes, der Wiederaufbau der Wohlfahrtseinrichtungen sowie die Organisation von Nothilfe und Fürsorge für Kranke, Notleidende und Hilfsbedürftige.
Mit den Wahlen im Oktober 1946 bzw. der Übernahme der Amtsgeschäfte durch den neugewählten Magistrat und gemäß der vorläufigen Verfassung Berlins verlor der Beirat für kirchliche Angelegenheiten seine Stellung als selbständiges Ressort der Stadtverwaltung. Er wurde dem Ersten Bürgermeister, zunächst Ferdinand Friedensburg, unterstellt, der den Beirat im Magistrat vertrat. Friedensburg berief Pfarrer Heinrich Tomberge ab Januar 1947 an Stelle von Peter Buchholz in den Beirat; Heinrich Grüber und Siegmund Weltlinger verblieben im Gremium. Grüber hatte dabei die Funktion eines Dienststellenleiters inne. Die Aufgabe des Beirates als Vermittler zwischen den Religionsgemeinschaften und der Berliner Stadtverwaltung blieb bestehen. Ab Mai 1947 schied Grüber auf eigenen Wunsch aus dem Beirat aus; für ihn wurde Werner Messow in den Beirat berufen. Die vakante Funktion des Dienststellenleiters wurde nicht wieder mit einem Vertreter der Kirchen, sondern zunächst mit dem Magistratsangestellten Schmitz-Lenders besetzt, um den Charakter als Dienststelle des Magistrats zu unterstreichen. Ab Juli 1948 wurde Kurt Lenz Dienststellenleiter des Beirates.
Nach der administrativen Spaltung der Stadt und der Einsetzung des Magistrats am 30. November 1948 lag die Zuständigkeit für kirchliche Angelegenheiten im Bereich des Oberbürgermeisters beim dortigen Stellvertreter Arnold Gohr. Aufgaben und Dienststelle blieben vorerst unverändert bestehen.
Ab März 1950 wurde das Ressort dem Oberbürgermeister als "Amt für Kirchenfragen" direkt unterstellt. Im Mai 1950 übernahm das Amt für Kirchenfragen das Aufgabengebiet der Aufsicht über kirchliche Körperschaften vom Präsidenten der Volkspolizei. 1952 betraute der Oberbürgermeister hinsichtlich der ihm unterstellten Ämter wieder den Stellvertreter des Oberbürgermeisters mit der Aufsicht über das Amt für Kirchenfragen. 1953 waren vier Mitarbeiter im Amt tätig und zuständig für die Verbindung zu den Kirchenleitungen, den Dienststellen der Regierung der DDR, des Magistrats u. a. Behörden; für die Kirchenaufsicht über die evangelische und katholische Kirche sowie sonstige Religionsgemeinschaften; für die Mitwirkung bei kirchlichen Grundstücksangelegenheiten sowie bei ökonomischen Fragen kirchlicher Einrichtungen einschließlich der Materialversorgung; und für die personellen und organisatorischen Fragen aller Glaubensgemeinschaften. Leiter des Amtes für Kirchenfragen war Willy Arndt.
Das Amt für Kirchenfragen wurde 1955 aufgelöst. Der Aufgabenkreis Kirchenangelegenheiten ist mit Wirkung vom 1. März 1955 der neu gebildeten Magistratsabteilung "Innere Angelegenheiten" zugeordnet worden.
2. Bestandsbeschreibung
Der Bestand umfasst 133 Akten (2,55 lfm) mit der Laufzeit 1945 - 1954 ( - 1964).
Er beinhaltet Akten des Beirates für kirchliche Angelegenheiten und des Amts für Kirchenfragen.
Beirat für kirchliche Angelegenheiten: Dienststellenleitung.- Zusammenarbeit mit alliierten, staatlichen und kirchlichen Behörden und Dienststellen.- Registrierung von Kirchen und Religionsgemeinschaften.- Konfessionelle Einrichtungen.- Wiederaufbau kirchlicher Gebäude und Dienststellen.- Finanz- und Wirtschaftsfragen.- Erziehungs- und Bildungswesen.- Evangelischer Beirat.- Katholischer Beirat.- Referat für jüdische Angelegenheiten.
Amt für Kirchenfragen: Amtsleitung.- Zusammenarbeit mit staatlichen und kirchlichen Behörden und Dienststellen.- Friedensarbeit.- Kirchliche Veranstaltungen und Festtage.- Aufsicht über Kirchen, Religionsgemeinschaften und kirchliche Körperschaften.- Konfessionelle Einrichtungen.- Wiederaufbau kirchlicher Gebäude und Dienststellen.- Finanz- und Wirtschaftsfragen.- Friedhöfe und Grabstellen.- Grundstücksangelegenheiten.- Sammlungen.- Kirchliche Jugendarbeit.- Passierscheine für kirchliche Mitarbeiter.- Aufenthalts- und Zuzugsgenehmigungen für kirchliche Mitarbeiter A-Z.
Das Schriftgut des Beirates für kirchliche Angelegenheiten und des Amts für Kirchenfragen gelangte gemeinsam mit den Akten des Referates Kirchenfragen der Abteilung Inneres zwischen 1965 bis 1990 in mehreren Etappen in das Verwaltungsarchiv des Magistrats von Berlin und von dort in das Stadtarchiv Berlin. Nach der Bestandstrennung in "Beirat für kirchliche Angelegenheiten / Amt für Kirchenfragen" (C Rep. 101-04 und Magistratsabteilung für Inneres, Referat Kirchenfragen (C Rep. 104) erfolgte die technische Bearbeitung.
Die Gliederung des Bestandes orientierte sich an der Aufgabenstellung der Behörden und fasste teilweise die Überlieferung in bestimmten Schwerpunkten zusammen. Der Bestand ist über die Findmittel Datenbank und Findbuch nutzbar.
Einige Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB C Rep. 101-04 Nr. xxx .
3. Korrespondierende Bestände
LAB C Rep. 101 Magistrat von Berlin, Oberbürgermeister
LAB C Rep. 104 Magistrat von Berlin, Abteilung Inneres
LAB E Rep. 200-22 Nachlass Siegmund Weltlinger
4. Literatur
Assmann, Reinhard: Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR. Strukturen-Quellen-Forschung (= Baptismus-Studien 6), Kassel 2004.
Bericht des Beirats für kirchliche Angelegenheiten. In: Ein halbes Jahr Berliner Magistrat : der Magistrat gibt Rechenschaft. Berlin 1945. Signatur: 10/0709 (1).
Ein Jahr Beirat für kirchliche Angelegenheiten. In: Das erste Jahr : Berlin im Neuaufbau. Ein Rechenschaftsbericht des Magistrats der Stadt Berlin. Berlin 1946. Signatur: Zs 12 (3).
Schroll, Heike: Beirat für kirchliche Angelegenheiten/Amt für Kirchenfragen, STA Repositur 101-04. Magistrat von Berlin, Abteilung Inneres - Referat Kirchenfragen, STA Repositur 104 (= Findbücher des Landesarchivs Berlin, Nr. 19), Berlin 1996.
Weltlinger, Siegmund: Die Bedeutung des Referates "Jüdische Angelegenheiten" im Beirat für kirchliche Angelegenheiten des Magistrats der Stadt Berlin. In: Der Weg. Nr. 29 vom 13. September 1946.
Berlin, Dezember 1995 / Juli 2017 Heike Schroll
- Reference number of holding
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C Rep. 101-04
- Context
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> C Bestände (Ost-) Berliner Behörden bis 1990 >> C 2 Magistrat von Berlin und nachgeordnete Einrichtungen >> C 2.1 Magistratsverwaltungen
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