Bestand
Ortsarchiv Höhefeld (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Das Ortsarchiv Höhefeld umfaßt die schriftliche Überlieferung der ehemaligen Gemeindeverwaltung Höhefeld. Ein Handlohnbuch und zwei Pfandbücher datieren aus dem 18. Jahrhundert. Die Akten und Gemeinderechnungen datieren, von einigen Ausnahmen abgesehen, aus dem 19./ 20. Jahrhundert.
Einleitung: Die Gemeinde Höhefeld wird in den bekannten schriftlichen Quellen erstmals zu Beginn des 14. Jahrhunderts greifbar, als C. Klinkhart 1303 /04 von den Würzburger Bischöfen mit einem Lehen in Höhefeld bedacht wird. Dies verrät uns ein Eintrag im sogenannten ältesten Würzburg Lehenbuch, welches heute im Staatsarchiv Würzburg verwahrt wird. In der "Festschrift 100 Jahre Männergesangverein Frohsinn Höhefeld" von 1984 verweist der Autor auf einen Eintrag auf Seite 83r eines Kopialbuches des Klosters Bronnbach (StAWt-R Lit. A Nr. 436), in der von einem "agro in planitie montis" gesprochen wird. Diese Formulierung - wörtlich übersetzt "Feld auf der Ebene des Berges" - deutet der Autor der Festschrift als Ortsbezeichnung, übersetzt sie mit "Höhefeld" und nennt daher die Urkundenabschrift einer Urkunde von 1231 als Stelle für die urkundliche Ersterwähnung des Ortes. Ob mit "agro in planitie monti"¿ tatsächlich Höhefeld gemeint ist, darf jedoch bezweifelt werden, finden sich doch für die weiteren, im Urkundentext genannten Ortschaften wie Bronnbach, Reicholzheim und Uissigheim die zu dieser Zeit üblichen deutschen Benennungen. Wieso nun der Verfasser der Urkunde für diesen einen Ort eine latinisierte Namensform gewählt haben soll, ist nicht erklärbar und scheint auch eher unwahrscheinlich. Betrachtet man den Gesamttext der Urkunde, dann steht die oben zitierte Formulierung mitten in einer Aufzählung von Gütern in verschiedenen Orten der Umgebung und passt mit der wörtlichen Übersetzung gut in diese Reihe, in der von einem "Weingarten in Reicholzheim und Feldern in Uissigheim" die Rede ist. Gesichert sind dagegen die oben erwähnte Nennung Höhefelds im ältesten Würzburger Lehenbuch sowie weitere Nennungen in Kauf- und Lehensurkunden aus dem 14. Jahrhundert, in denen Güter und Rechte in Höhefeld eine Rolle spielen. In diesen findet sich Höhefeld als "Hoefel", "Hofeld", "Hoveldt", "Hovelt" oder "Hoefelt". Gegen Ende des 14. Jahrhunderts sind schließlich auch Quellen überliefert, in denen die Grafen von Wertheim als Eigentümer von Gütern in Höhefeld genannt werden (vgl. StAWt-R US_1393 Januar 9). Dank eines Weistums (Aufzeichnung gewohnheitsmäßigen Rechtes) über das Zentgericht Wertheim aus dem Jahre 1422, welches sich im Staatsarchiv Wertheim (StAWt-G Rep. 7_Lade XXXIIa Nr. 2) erhalten hat, wissen wir, dass Höhefeld zum Bereich der Zent Wertheim gehörte und für das Zentgericht einen Schöffen stellte. Im Bauernkrieg (1525) wurde Höhefeld schwer getroffen, als Graf Georg II. von Wertheim die Aufstände der Bauern in seiner Grafschaft niederschlug. Dieser plünderte Reicholzheim und zündete Höhefeld an, um den Ungehorsam der Bauern in seiner Grafschaft zu bestrafen (vgl. StAWt-S B 4). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte Höhefeld unter den Streitigkeiten der Wertheimer Grafen mit dem Bischof von Würzburg zu leiden, dessen Truppen plünderten auf dem Weg nach Wertheim Höhefeld und setzten es ebenfalls in Brand. Vom Beginn des 17. Jahrhunderts an war Höhefeld Teil des gemeinschaftlich Löwenstein-Wertheimischen Besitzes und fiel 1806 gemeinsam mit der Grafschaft Wertheim an das Großherzogtum Baden. Amtssitz der Bezirksverwaltung war zunächst Wertheim, bevor das dortige Bezirksamt 1938 aufgelöst wurde und seine Aufgaben an das Bezirksamt Tauberbischofsheim übergingen. 1936 erhielt die Gemeinde Höhefeld durch die Auflösung der Gemeinde Bronnbach Zuwachs: Der Wagenbucherhof und der Mittelhof kamen zu Höhefeld. Von 1939 bis 1960 war die Gemeinde Niklashausen ein Ortsteil von Höhefeld. Daher finden sich im Ortsarchiv Höhefeld Unterlagen der Gemeinde Niklashausen aus dieser Zeit. Höhefeld wurde 1975 im Rahmen der Gemeindereform nach Wertheim eingemeindet. Erste Gesamtzahlen zu den Einwohnern Höhefelds liefert der Visitationsbericht der Kirchen und Schulen auf dem Land von 1621 (StAWt-G Rep. 45 Nr. 4). In diesem werden für Höhefeld 274 Einwohner genannt. Im 19. /20. Jahrhundert verlief die Bevölkerungsentwicklung wie folgt: 1880: 438 Einwohner (StAWt-S O 8 R 1) 1885: 428 Einwohner (StAWt-S O 8 R 21) 1900: 431 Einwohner (StAWt-S O 8 R 45) 1910: 424 Einwohner (StAWt-S O 8 R 59) 1916: 375 Einwohner (StAWt-S O 8 R 67) 1919: 414 Einwohner (StAWt-S O 8 R 143) 1925: 424 Einwohner (StAWt-S O 8 R 140) 1939: 836 Einwohner (StAWt-S O 8 R 68) 1946: 1220 Einwohner (StAWt-S O 8 R 174) 1950: 1153 Einwohner (StAWt-S O 8 R 169) 1961: 603 Einwohner (StAWt-S O 8 R 159) 1973: 515 Einwohner (StAWt-S O 8 A 559) Die Bürgermeister der Gemeinde Höhefeld von 1876 - 1973 waren: 1876 - 1888: Adam Hörner II. 1888 - 1903: Georg Hörner III. 1903 - 1912: Adam Deufel 1912 - 1930: Georg Deufel III. 1930 - 1945: Kaspar Gottfried Fiederling 1945 - 1948: 1948 - 1966: Kaspar Gottfried Fiederling 1966 - 1975: Hermann Hörner Diese Informationen stammen aus den im Ortsarchiv überlieferten Rechnungen der Gemeinde Höhefeld. Für die Jahre 1945 - 1947 fehlen diese. Auch mit Hilfe der weiteren im Ortsarchiv verwahrten Unterlagen konnte nicht geklärt werden, ob Kaspar Gottfried Fiederling auch in dieser Zeit das Amt des Bürgermeisters innehatte oder nicht, sodass in der oben stehenden Tabelle für diese Zeit kein Nameneintrag folgt.
Literatur: Siegbert Thoma: Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Männergesangverein ¿Frohsinn Höhefeld¿, Wertheim, 1984 Erich Langguth: Häcker und Bauern: Höhefelds Einwohner um 1600, ein sozial- und familiengeschichtlicher Beitrag zur Orts- und Grafschaftsgeschichte, Wertheim, 1983 Siegbert Thoma: Geschichtsrückblick aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der evangelischen Kirche Höhefeld, Höhefeld, 1992 Das Land Baden-Württemberg: amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. 4: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg, Stuttgart, 1980, S. 368 Gustav Rommel, die Kirchenvisitationen auf den Landorten der Grafschaft Wertheim, in: Wertheimer Jahrbuch 1926, S. 48/49
Bearbeiterbericht: Nach der Eingemeindung Höhefeldes kam 1981 ein Teil der heute im Ortsarchiv Höhefeld verwahrten Unterlagen ins Stadtarchiv Wertheim. Zumindest teilweise wurden die Unterlagen bereits mit der Archivsoftware MIDOSA verzeichnet, wann und durch wen diese Verzeichnung erfolgte lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Weitere Unterlagen, die teilweise aus späteren Übergaben aus den Jahren 2009 und 2012 stammen, wurden 2010 und 2014 von Diplom-Archivarin Ulrike Kühnle und der Archivangestellten Bettina Winkler mit Hilfe der Datenbank scopeArchiv verzeichnet und von Ulrike Kühnle mit einer Klassifikation versehen. Diese Klassifikation folgt dem 1906 eingeführten Külby-Aktenplan für die badischen Gemeinden. Alle Archivalien wurden während der Verzeichnung entmetallisiert und archivgerecht verpackt. In den Jahren 2009-2010 wurden im Rahmen einer Erschließungsmaßnahme einschlägige Akten auf darin enthaltene Karten und Pläne von Erika Ratzka durchgesehen und diese mit eigenen Titelaufnahmen erschlossen. In der Signatur kommt das über den Hinweis "S-O 8_in StAWt-S O 8 A ... Karte ..." zum Ausdruck. Aus konservatorischen Gründen den Akten entnommene Karten erhielten eine fortlaufende Nummerierung innerhalb der Kartensignatur "StAWt-S O 8 K ...". Der vor allem für die Heimat- und Familienforschung wichtige Bestand umfasst 674 Akten, 101 Bände, 249 Rechnungen, 40 Karten und 8 Stempel in 23,40 lfd. m. Bronnbach, im Februar 2015 Anna Spiesberger
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-O 8
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Ortsarchive (O-Bestände)
- Verwandte Bestände und Literatur
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Siegbert Thoma: Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Männergesangverein ¿Frohsinn Höhefeld¿, Wertheim, 1984
Erich Langguth: Häcker und Bauern: Höhefelds Einwohner um 1600, ein sozial- und familiengeschichtlicher Beitrag zur Orts- und Grafschaftsgeschichte, Wertheim, 1983
Siegbert Thoma: Geschichtsrückblick aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der evangelischen Kirche Höhefeld, Höhefeld, 1992
Das Land Baden-Württemberg: amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. 4: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg, Stuttgart, 1980, S. 368
Gustav Rommel, die Kirchenvisitationen auf den Landorten der Grafschaft Wertheim, in: Wertheimer Jahrbuch 1926, S. 48/49
- Bestandslaufzeit
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1745-1993
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1745-1993