Bestand

B Rep. 065 Justizvollzugsanstalt für Frauen (Bestand)

Vorwort: B Rep. 065 - Justizvollzugsanstalt für Frauen

1. Behördengeschichte

Als sich nach Kriegsende die Teilung der Stadt abzuzeichnen begann, lag das Berliner Strafgefängnis für Frauen in der Barnimstraße 10 im Bezirk Berlin-Friedrichshain, Im sowjetischen Sektor der Stadt. Ersatz fanden die West-Berliner Behörden im Mai 1949 im Gefängnisgebäude des ehemaligen Militärgefängnisses Lehrter Straße 60 - 61 in Berlin­Tiergarten (Moabit). Es hatte den Krieg mit geringen Schäden überstanden. Strafanstaltsdirektorin war zwischen 1953 und 1972 Frau Dr. Gertrud Siemsen. 1955 wurde das Frauengefängnis Tiergarten in "Frauenstrafanstalt Tiergarten" umbenannt.
Da zwischen 1965 und 1970 die Anzahl der weiblichen Gefangenen zurückging, wurde die bisherige Jugendvollzugs- und Untersuchungshaftanstalt für weibliche jugendliche Gefangene in der Kantstraße 79 in Berlin-Charlottenburg in das Haupthaus eingegliedert. Am 9. Oktober 1970 wurden die ersten vier politisch motivierten Gefangenen eingeliefert. Sechs Jahre später saßen bereits zwölf Angehörige der Baader-Meinhof-Gruppe und ihrer Nachfolgeorganisation ein. In den Folgejahren stieg die Anzahl der weiblichen Gefangenen in Berlin wie­ der so stark an, dass sich die Haftbedingungen Infolge der Überbelegung erheblich verschlechterten. Im Herbst 1975 musste ein Vollzugsstop verhängt werden.
Im Frühjahr 1985 bezog die Justizvollzugsanstalt für Frauen schließlich einen Neubau am Friedrich-Olbricht-Damm 17 in Berlin-Plötzensee, in dem sie sich bis 1998 befand.

2. Bestandsgeschichte

Ein Teil der Überlieferung der Jugendvollzugsanstalt für Frauen gelangte 1984 zusammen mit Unterlagen verschiedener Berliner Haftanstalten in das Landesarchiv Berlin und erhielt zunächst die Repositur Rep. 65 Ace. 3201. lm Jahr 1996 übernahm das Landesarchiv ca. 30 lfm Akten der JVA für Frauen, die unter der Repositur Rep. 65 Ace. 5042 geführt wurden. Im Rahmen der Provenienzbestimmung und Bestandsbearbeitung 2008 - 2009 wurden die Akten der Justizvollzugsanstalt für Frauen herausgelöst und in den neu gebildeten Bestand B Rep. 065 eingearbeitet. Die Überlieferung wurde mit der Verzeichnungssoftware Augias­Archiv 8.1. verzeichnet und in die Musterklassifikation "Generalaktenplan der Justiz" gegliedert. Daher sind nicht alle Klassifikationspunkte belegt.

Der Bestand enthält überwiegend Gefangenenakten und Register. Sachakten über die Ans­ talt sind nur wenige überliefert. Die Gefangenenakten enthalten in der Regel Haftbefehle, Urteile, Sprechscheine, Berichte von Jugendämtern und vereinzelt Kassiber. Ebenso finden sich dort auch Zeitungsartikel sowie persönliche Notizen und Briefe der Gefangenen.
Sprechscheine wurden bei der Bestandsbearbeitung kassiert.

Das vorliegende Aktenmaterial zeigt unterschiedliche Lebenssituationen der weiblichen Gefangenen. Sowohl die Kriminalitätsentwicklung in der Nachkriegszeit als auch die die Strafverfolgungsintensität nach Ende des zweiten Weltkrieges können mit Hilfe des Bestandes rekonstruiert werden. Der Mangel an Bedarfsgütern wie Lebensmittel, Wohnraum, Brennstoff und an Arbeit und Erwerbsquellen beeinflusste die weibliche Kriminalitätsentwicklung.
Vor allem Diebstahlsdelikte erfuhren einen erheblichen Anstieg - besonders Sachwerte war­ en das Objekt der Begierde.

Die Unterlagen sind aufgrund der archivgesetzlichen Bestimmungen nach § 9 des Archivgesetzes Berlin (ArchGB) vom 14. März 2016 für die Benutzung gesperrt. Nach § 9 Abs. 4 ArchGB kann eine Verkürzung der Schutzfristen auf schriftlichen Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

Insgesamt umfasst der Bestand 643 AE (12 lfm). Seine Laufzeit reicht von 1946-1992. Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, B Rep. 065 Nr."

3. Korrespondierende Bestände

LAB B Rep. 005 Senatsverwaltung für Justiz LAB B Rep. 059 Strafvollzugsamt Berlin
LAB B Rep. 065 Justizvollzugsanstalt für Frauen
LAB B Rep. 065-01 Frauenstrafanstalt Tiergarten, Nebenanstalt Lichterfelde LAB B Rep. 065-03 Untersuchungshaftanstalt Moabit, Frauenabteilung
LAB E Rep. 300-05 Nachlass Gertrud Siemsen

4. Literatur

Die Berliner Justiz. Eine Informationsbroschüre über die Aufgaben, Leistungen und Standorte der Berliner Gerichts- und Strafverfolgungsbehörden, hrsg. von der Senatsverwaltung für Justiz, o. D.

Tiergarten. Teil 2: Moabit, Berlin 1987 (= Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, hrsg. von Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel und Wilhelm Treue, Bd. 2).

Lindner, Andrea: 100 Jahre Frauenkriminalität. Die quantitative und qualitative Entwicklung der weiblichen Delinquenz von 1902 bis 2002, (= Würzburger Schriften zur Kriminalwissenschaft, hrsg. von Klaus Laubenthal, Bd. 22) Frankfurt a. M. 2006.



Berlin, im April 2009 Angelika Hindennach

Bestandssignatur
B Rep. 065

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> B Bestände (West-) Berliner Behörden bis 1990 >> B 5 Justizbehörden >> B 5.2 Justizeinrichtungen

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Für nähere Informationen zu Nutzungs- und Verwertungsrechten kontaktieren Sie bitte info@landesarchiv.berlin.de.
Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Ähnliche Objekte (12)