Artikel

Der lange Weg zur integralen Elementarschadenversicherung und -vorbeugung in der Schweiz

Bis zum Auftreten der ersten Versicherungen prägten zwei Verhaltensweisen die Bewältigung von Elementarereignissen: Einerseits wurden die Leistungen auf freiwilliger Basis erbracht, andererseits kamen die Solidaritätsleistungen immer erst nach dem Eintritt der verheerenden Naturereignisse zustande. Sie entfalteten daher nur in Ansätzen präventive Wirkungen. Es war sogar außerordentlich schwer, Spendenmittel für vorbeugende Maßnahmen, zum Beispiel für den Wuhrbau, abzuzweigen. Offenbar betrachtete man Vorbeugemaßnahmen weitgehend als Aufgabe der öffentlichen Hand, während Hilfeleistungen an Geschädigte eher privater Wohltätigkeit überlassen wurden. "Gebäudeversicherung" wurde demnach bis zum beginnenden 19. Jahrhundert gewissermaßen mit "nachschüssiger Prämie" betrieben, d. h. die verschont gebliebene Bevölkerung finanzierte mit Spenden die Wiederherstellung zerstörter Bauten. Dafür durften die Nichtbetroffenen hoffen, selbst von der Wohltätigkeit profitieren zu können, wenn ihre Häuser durch einen Brand oder ein Naturereignis zerstört werden sollten. Diese letztlich auf Mitleid beruhende Solidarität war mit drei wesentlichen Nachteilen behaftet. Der erste ist die Freiwilligkeit, die je nach Ereignis und Wirtschaftslage besser oder weniger gut zum Tragen kam. Ein zweites Problem bestand darin, dass die Wohltätigkeit bei spektakulären Katastrophen besser funktionierte als bei den viel häufigeren Einzelschäden. Schließlich waren die Hilfsaktionen nach Natur- oder Brandereignissen weitgehend von präventiven Maßnahmen isoliert. Hilfsaktionen nach Elementarkatastrophen waren demnach eine höchst unzuverlässige, unnachhaltige Antwort auf die wirtschaftlichen Probleme im Gefolge von Gebäudebränden oder Zerstörungen durch Naturgewalten.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung ; ISSN: 1861-1559 ; Volume: 77 ; Year: 2008 ; Issue: 4 ; Pages: 98-103 ; Berlin: Duncker & Humblot

Classification
Wirtschaft
Climate; Natural Disasters and Their Management; Global Warming
Insurance; Insurance Companies; Actuarial Studies
Subject
Elementarschadenversicherung
Feuerversicherung
Erdbeben
Solidarität
Prävention
Gebäudeversicherung
Schweiz

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Fischer, Markus
Event
Veröffentlichung
(who)
Duncker & Humblot
(where)
Berlin
(when)
2008

DOI
doi:10.3790/vjh.77.4.98
Handle
Last update
10.03.2025, 11:42 AM CET

Data provider

This object is provided by:
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Artikel

Associated

  • Fischer, Markus
  • Duncker & Humblot

Time of origin

  • 2008

Other Objects (12)