Bestand

G 665 - Evangelisches Pfarramt Creglingen mit Unterkaplanei Standorf und Oberkaplanei Niederrimbach (Bestand)

Einleitung: ===== Ortsgeschichte =====
Creglingen ist im Main-Tauber-Kreis, dem äußersten nordöstlichen Teil Baden-Württembergs, zwischen Bad Mergentheim und Rothenburg ob der Tauber gelegen. Der Ortsname geht auf den Namen Cregilo, ein Diminutiv von Crago/Crego zurück, und ist erstmals 1045 im Zusammenhang mit dem Grafengeschlecht der Luxemburger urkundlich bezeugt. Durch Schenkungen, unter anderem eines Wignand von Mainz um 1080 und des Pfalzgrafen Heinrich um 1088, kam der Ort in den Besitz der Äbte von Komburg. 1349 erwarb Gottfried von Hohenlohe-Brauneck von König Karl IV. das Stadtrecht für Creglingen, womit das Recht verbunden war, Mauern und Türme zu errichten. 1403 kam Creglingen zunächst in den Besitz des Grafen Heinrich von Schwarzburg, dann an die Grafen von Hardeck. 1448 ging Creglingen in den Besitz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach über und wurde Sitz eines Ansbachischen Oberamtmannes.
Während des Dreißigjährigen Kriegs war die Stadt mehreren Plünderungen und Gewalttaten durch die Truppen des kaiserlichen Generals Graf Joachim von Pappenheim (1623) sowie bayerischer und kroatischer Truppen (1634/35) ausgesetzt. Auch während des spanischen und polnischen Erbfolgekriegs und später wieder unter Napoleon war Creglingen von Truppendurchmärschen und Einquartierungen betroffen.
Nach Jahren unter wechselhafter Hoheit ging Creglingen 1791 durch Verzicht des letzten Markgrafen Karl Alexander mit dem Fürstentum Ansbach-Bayreuth an Preußen über. In der Folge wurde das Oberamt Creglingen aufgelöst und die Stadt dem Oberamt Uffenheim zugeteilt. 1806 wurde Creglingen mit der gesamten früheren Markgrafschaft Ansbach durch Napoleon an das Königreich Bayern übergeben und kam schließlich 1810 durch Gebietstausch an Württemberg.
Seit 1972 gehören zur Stadt Creglingen die ehemals selbstständigen Gemeinden Archshofen, Blumweiler, Craintal, Finsterlohr, Frauental, Freudenbach, Münster, Niederrimbach, Oberrimbach, Reinsbronn, Schmerbach und Waldmannshofen, die jeweils eigene Kirchengemeinden bilden.
===== Geschichte der Pfarrei und der Kirchen =====
Eine Erwähnung der Pfarrei Creglingen mit Kaplanei ist für das Jahr 1257 belegt. Seit 1287, unter dem Geschlecht der Herren von Hohenlohe, gehörte die Pfarrei Creglingen zum Domkapitel Würzburg. Das Patronatsrecht blieb aber noch bis 1304 beim Kloster Comburg. 1358 wurde eine erste Frühmesse gestiftet, die im Zuge der in Ansbach 1527/1528 erfolgten Reformation in eine Schulmeisterstelle umgewandelt wurde. Aus anderen Pfründen wurden zwei Kaplanstellen geschaffen, wobei die Filiale Niederrimbach durch den Oberkaplan, die Filiale Standorf durch den Unterkaplan versehen wurde. Der erste protestantische Gottesdienst fand in Ansbach im Jahr 1525 statt, der erste evangelische Stadtpfarrer von Creglingen wurde 1529 eingesetzt. Seit 1556 war für Creglingen das Dekanat Uffenheim zuständig, 1810 wurde die Stadt Sitz eines eigenen, nunmehr württembergischen Dekanatsamts. Im Jahr 1817 wurden die beiden Dekanate Creglingen und Weikerskeim zusammengelegt, der Sitz verblieb aber noch bis 1826 in Creglingen. Seit 1959 wurde die Pfarrei Münster zeitweise von der Pfarrei Creglingen betreut.
Creglingen besitzt zwei evangelische Kirchen. Die heutige Stadtkirche, ehemals den Heiligen Maria Magdalena, Petrus und Paulus geweiht, ist im Ursprung eine spätromanische Basilika, deren Bau um 1300 begonnen wurde. Die einst dreischiffige Kirche wurde mehrmals umgebaut, auf eine einschiffige Anlage reduziert und 1727 barockisiert. Äußere und innere Renovierungsmaßnahmen der Kirche im 20. Jahrhundert sind zusammen mit dem 1964 beendeten Neubau des Gemeindezentrums bis in die 70er-Jahre hinein dokumentiert. Die Herrgottskirche, etwa 1,5 km südlich vor dem Ort im Herrgottstal gelegen, wurde 1384 von den Brüdern Konrad und Gottfried von Hohenlohe-Brauneck als Wallfahrtskirche gestiftet und 1398 von Bischof Gerhard von Würzburg eingeweiht. In der hervorragend ausgestatteten spätgotischen Kirche befindet sich der um 1500 entstandene freistehende Marienaltar des Würzburger Meisters Tilmann Riemenschneider.
Von Beginn des Dreißigjährigen Kriegs an bis 1939 bestand in Creglingen eine jüdische Gemeinde, für die 1799 eine Synagoge errichtet wurde. Am 25. März 1933 kam es in Creglingen zu einem Pogrom durch die SA-Standarte 122 aus Heilbronn, die vom Creglinger NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Stahl unterstützt wurde. Dabei wurden sechzehn Männer systematisch schwer misshandelt, zwei von ihnen starben an den Folgen ihrer Verletzungen.
===== Der Bestand =====
Das Pfarrarchiv Creglingen wurde aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses im Jahr 2006 an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart abgegeben. Der Bestand gliedert sich in die drei Hauptgattungen Amtsbücher, Akten und Rechnungsakten. Vervollständigt wird die Überlieferung durch die historischen Quellen der Oberkaplanei Niederrimbach, der Unterkaplanei Standorf sowie der Herrgottskirche. Darüberhinaus gehört zum Pfarrarchiv eine genealogische Sammlung. Im Anhang befinden sich Güterbücher der bürgerlichen Gemeinde. Der Bestand umfasst 414 Bestellnummern und erstreckt sich über 10 laufende Regalmeter. Die historischen Kirchenbücher (bis 1876) sind für die Benutzung gesperrt. Dafür stehen den Benutzerinnen und Benutzern Mikrofilme im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können. Die Benutzung der Kirchenbücher samt Beilagen seit 1876 regelt die aktuelle Kirchenrregisterordnung. Fotografien werden aus konservatorischen Gründen im Bildarchiv des Landeskirchlichen Archivs zugeführt, sind aber gleichwohl beimi Bestand verzeichnet. Besonders hervorzuheben ist die relativ umfangreiche frühneuzeiliche Aktenüberlieferung zur Schulgeschichte Creglingens.
Die Bestand wurde von Alexa Pohle (Bestell-Nr. 1-149), Siglind Ehinger (Bestell-Nr. 150-287, Nr. 371-414) und Daniel Schuler (Bestell-Nr. 290-370) verzeichnet. Die Abschlussredaktion erfolgte durch Siglind Ehinger und Dr. Bertram Fink im Herbst 2012.
===== Weitere Quellen im Landeskirchlichen Archiv =====
- A 29, Nr. 785 - 803
- A 129, Nr. 1807f., 2381
- Dekanatsarchiv Weikersheim
- Pfa Münster
- Pfa Archshofen
- A 27, Personalakten

Einleitung: Creglingen ist im Main-Tauber-Kreis, dem äußersten nordöstlichen Teil Baden-Württembergs, zwischen Bad Mergentheim und Rothenburg ob der Tauber gelegen. Der Ortsname geht auf den Namen Cregilo, ein Diminutiv von Crago/Crego zurück, und ist erstmals 1045 im Zusammenhang mit dem Grafengeschlecht der Luxemburger urkundlich bezeugt. Durch Schenkungen, unter anderem eines Wignand von Mainz um 1080 und des Pfalzgrafen Heinrich um 1088, kam der Ort in den Besitz der Äbte von Komburg. 1349 erwarb Gottfried von Hohenlohe-Brauneck von König Karl IV. das Stadtrecht für Creglingen, womit das Recht verbunden war, Mauern und Türme zu errichten. 1403 kam Creglingen zunächst in den Besitz des Grafen Heinrich von Schwarzburg, dann an die Grafen von Hardeck. 1448 ging Creglingen in den Besitz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach über und wurde Sitz eines Ansbachischen Oberamtmannes.
Während des Dreißigjährigen Kriegs war die Stadt mehreren Plünderungen und Gewalttaten durch die Truppen des kaiserlichen Generals Graf Joachim von Pappenheim (1623) sowie bayerischer und kroatischer Truppen (1634/35) ausgesetzt. Auch während des spanischen und polnischen Erbfolgekriegs und später wieder unter Napoleon war Creglingen von Truppendurchmärschen und Einquartierungen betroffen.
Nach Jahren unter wechselhafter Hoheit ging Creglingen 1791 durch Verzicht des letzten Markgrafen Karl Alexander mit dem Fürstentum Ansbach-Bayreuth an Preußen über. In der Folge wurde das Oberamt Creglingen aufgelöst und die Stadt dem Oberamt Uffenheim zugeteilt. 1806 wurde Creglingen mit der gesamten früheren Markgrafschaft Ansbach durch Napoleon an das Königreich Bayern übergeben und kam schließlich 1810 durch Gebietstausch an Württemberg.
Seit 1972 gehören zur Stadt Creglingen die ehemals selbstständigen Gemeinden Archshofen, Blumweiler, Craintal, Finsterlohr, Frauental, Freudenbach, Münster, Niederrimbach, Oberrimbach, Reinsbronn, Schmerbach und Waldmannshofen, die jeweils eigene Kirchengemeinden bilden.
Eine Erwähnung der Pfarrei Creglingen mit Kaplanei ist für das Jahr 1257 belegt. Seit 1287, unter dem Geschlecht der Herren von Hohenlohe, gehörte die Pfarrei Creglingen zum Domkapitel Würzburg. Das Patronatsrecht blieb aber noch bis 1304 beim Kloster Comburg. 1358 wurde eine erste Frühmesse gestiftet, die im Zuge der in Ansbach 1527/1528 erfolgten Reformation in eine Schulmeisterstelle umgewandelt wurde. Aus anderen Pfründen wurden zwei Kaplanstellen geschaffen, wobei die Filiale Niederrimbach durch den Oberkaplan, die Filiale Standorf durch den Unterkaplan versehen wurde. Der erste protestantische Gottesdienst fand in Ansbach im Jahr 1525 statt, der erste evangelische Stadtpfarrer von Creglingen wurde 1529 eingesetzt. Seit 1556 war für Creglingen das Dekanat Uffenheim zuständig, 1810 wurde die Stadt Sitz eines eigenen, nunmehr württembergischen Dekanatsamts. Im Jahr 1817 wurden die beiden Dekanate Creglingen und Weikerskeim zusammengelegt, der Sitz verblieb aber noch bis 1826 in Creglingen. Seit 1959 wurde die Pfarrei Münster zeitweise von der Pfarrei Creglingen betreut.
Creglingen besitzt zwei evangelische Kirchen. Die heutige Stadtkirche, ehemals den Heiligen Maria Magdalena, Petrus und Paulus geweiht, ist im Ursprung eine spätromanische Basilika, deren Bau um 1300 begonnen wurde. Die einst dreischiffige Kirche wurde mehrmals umgebaut, auf eine einschiffige Anlage reduziert und 1727 barockisiert. Äußere und innere Renovierungsmaßnahmen der Kirche im 20. Jahrhundert sind zusammen mit dem 1964 beendeten Neubau des Gemeindezentrums bis in die 70er-Jahre hinein dokumentiert. Die Herrgottskirche, etwa 1,5 km südlich vor dem Ort im Herrgottstal gelegen, wurde 1384 von den Brüdern Konrad und Gottfried von Hohenlohe-Brauneck als Wallfahrtskirche gestiftet und 1398 von Bischof Gerhard von Würzburg eingeweiht. In der hervorragend ausgestatteten spätgotischen Kirche befindet sich der um 1500 entstandene freistehende Marienaltar des Würzburger Meisters Tilmann Riemenschneider.
Von Beginn des Dreißigjährigen Kriegs an bis 1939 bestand in Creglingen eine jüdische Gemeinde, für die 1799 eine Synagoge errichtet wurde. Am 25. März 1933 kam es in Creglingen zu einem Pogrom durch die SA-Standarte 122 aus Heilbronn, die vom Creglinger NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Stahl unterstützt wurde. Dabei wurden sechzehn Männer systematisch schwer misshandelt, zwei von ihnen starben an den Folgen ihrer Verletzungen.
Das Pfarrarchiv Creglingen wurde aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses im Jahr 2006 an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart abgegeben. Der Bestand gliedert sich in die drei Hauptgattungen Amtsbücher, Akten und Rechnungsakten. Vervollständigt wird die Überlieferung durch die historischen Quellen der Oberkaplanei Niederrimbach, der Unterkaplanei Standorf sowie der Herrgottskirche. Darüberhinaus gehört zum Pfarrarchiv eine genealogische Sammlung. Im Anhang befinden sich Güterbücher der bürgerlichen Gemeinde. Der Bestand umfasst 414 Bestellnummern und erstreckt sich über 10 laufende Regalmeter. Die historischen Kirchenbücher (bis 1876) sind für die Benutzung gesperrt. Dafür stehen den Benutzerinnen und Benutzern Mikrofilme im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können. Die Benutzung der Kirchenbücher samt Beilagen seit 1876 regelt die aktuelle Kirchenrregisterordnung. Fotografien werden aus konservatorischen Gründen im Bildarchiv des Landeskirchlichen Archivs zugeführt, sind aber gleichwohl beimi Bestand verzeichnet. Besonders hervorzuheben ist die relativ umfangreiche frühneuzeiliche Aktenüberlieferung zur Schulgeschichte Creglingens.
Die Bestand wurde von Alexa Pohle (Bestell-Nr. 1-149), Siglind Ehinger (Bestell-Nr. 150-287, Nr. 371-414) und Daniel Schuler (Bestell-Nr. 290-370) verzeichnet. Die Abschlussredaktion erfolgte durch Siglind Ehinger und Dr. Bertram Fink im Herbst 2012.
- A 29, Nr. 785 - 803
- A 129, Nr. 1807f., 2381
- Dekanatsarchiv Weikersheim
- Pfa Münster
- Pfa Archshofen
- A 27, Personalakten

Bestandssignatur
G 665
Umfang
10 lfd. m

Kontext
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> G - Pfarrarchive >> Orte mit C
Verwandte Bestände und Literatur
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Bd. IV, hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Stuttgart 1980.

Pfarrerbuch Württembergisch Franken, Tl. 1: Die Pfarreien, bearb. v. Max-Adolf Cramer. Stuttgart 1985.

Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. Königl. statistisch-topographischen Bureau. Stuttgart 1880.

Festschrift zum 650jährigen Jubiläum der Stadt Creglingen. Creglingen 1999.

Heuwinkel, Claudia: Jüdisches Creglingen. Ein Gang durch die Stadt. Haigerloch 2001.

Indexbegriff Ort
Creglingen, Main-Tauber-Kreis
Standorf, Creglingen, Main-Tauber-Kreis
Niederrimbach, Creglingen, Main-Tauber-Kreis

Provenienz
Evangelisches Pfarramt Creglingen mit Unterkaplanei Standorf und Oberkaplanei Niederrimbach
Bestandslaufzeit
1533-1995

Weitere Objektseiten
Letzte Aktualisierung
27.03.2025, 11:46 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landeskirchliches Archiv Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Evangelisches Pfarramt Creglingen mit Unterkaplanei Standorf und Oberkaplanei Niederrimbach

Entstanden

  • 1533-1995

Ähnliche Objekte (12)