Bestand
Reichsstudentenführung/ Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Errichtung der Reichsstudentenführung (RStFü) am 5. November 1936
durch Zusammenfassung der Ämter des Nationalsozialistischen Deutschen
Studentenbundes (NSDStB) - als Gliede‧rung der NSDAP - und der
Deutschen Studentenschaft (DSt) - als betreute Organisation - im Stab
des Reichsstudentenführers; Ernennung von Dr. Gustaf Adolf Scheel zum
Reichsfüh‧rer des NSDStB, der DSt, des Altherrenbundes und des
Reichsstudentenwerkes.
Bestandsbeschreibung: Entstehung
und Entwicklung der Deutschen Studentenschaft (DSt), des
Nationalsozialistischen Studentenbundes (NSDStB) und der
Reichsstudentenführung (RSF)
Nach der Gründung
der Deutschen Studentenschaft als demokratischer Zusammenschluss der
örtlichen Studentenausschüsse im Jahre 1919 entstanden 1922/23
nationalsozialistische Studentengruppen in Erlangen und München, im
Februar 1926 dann mit dem NSDStB als Gliederung der NSDAP (1) eine
Vereinigung nationalsozialistischer Studentengruppen. Sitz des NSDStB
war von 1926 bis 1928 Leipzig, dann München. Die Organisation in
Kreisen glich der der DSt. Bei den Studentenschaftswahlen gab es bald
Erfolge, bereits 1931 stellte der NSDStB den Vorsitzenden und die
größte Zahl der Kreisführer der DSt. Mit der „Machtergreifung" durch
die NSDAP 1933 wurden die studentische Selbstverwaltung eingeschränkt,
die Allgemeinen Studentenausschüsse aufgelöst und die DSt eine
staatlich anerkannte Körperschaft. Der Ausschluss der jüdischen
Studenten erfolgte durch das Reichsgesetz über die Bildung von
Studentenschaften an wissenschaftlichen Hochschulen vom 22. April
1933. Im Februar 1934 erließ der Reichsminister des Innern
Verfassungen für die DSt und die neu entstandene Deutsche
Fachschulschaft, die in der ebenfalls neu geschaffenen Reichsschaft
der Studierenden an den Deutschen Hoch- und Fachschulen
zusammengeschlossen wurden (2). 1934 erhielt auch der NSDStB eine neue
Organisationsform. An der Spitze der Hierarchie stand der Führer des
NSDStB im Range eines Amtsleiters der Obersten Leitung der
Parteiorganisation (3). Die auf Kreisen basierende regionale
Gliederung des NSDStB erhielt die Grenzen der Gaue der NSDAP. Die
Gaustudentenbundsführer wurden in die Stäbe der Gauleiter integriert
und unterstanden deren Disziplinargewalt. Die zuvor selbständige
Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen (ANSt)
bildete nun in den Hoch- und Fachschulgruppen Studentinnengruppen mit
einer dem Hoch- bzw. Fachschulgruppenführer des NSDStB unterstehenden
Leiterin.
Trotz der Umorganisationen blieb die
Konkurrenz zwischen DSt als Vereinigung aller Studierenden und des
NSDStB als Gliederung der NSDAP erhalten. Erst durch die Schaffung des
Amtes des Reichsstudentenführers im November 1936 und die Vereinigung
der Ämter der DSt und des NSDStB im Stab der Reichsstudentenführung
konnte der Dualismus beendet werden. Die Reichsschaft der Studierenden
an Deutschen Hoch- und Fachschulen und die Deutsche Fachschulschaft
wurden liquidiert und deren Rechte an die DSt abgetreten. Es erfolgte
die Umbenennung der Hauptämter der DSt in Hauptabteilungen und die
Kreisführungen fielen weg, ersetzt durch die Gaustudentenführungen,
die wiederum fachlich der Reichsstudentenführung unterstanden. Von den
Ämtern der Reichsführung der DSt blieben Außenamt und das Amt
Körperliche Ertüchtigung erhalten. Die DSt als Selbstverwaltungsorgan
der deutschen Studenten aber existierte nicht mehr.
Der Mediziner Dr. Gustav Adolf Scheel vereinigte als
Reichsstudentenführer nicht nur die Führung von DSt und NSDStB,
sondern war auch Führer des NS-Altherrenbundes (4) und Vorsitzender
des Reichsstudentenwerks. Im Jahr 1941 erfolgte seine Ernennung zum
Gauleiter und Reichsstatthalter des Reichsgaues Salzburg, 1944 zum
SS-Obergruppenführer sowie zum Leiter des Nationalsozialistischen
Deutschen Dozentenbundes.
Bestandsgeschichte
Das Schriftgut des
Bestands ist in mehreren Teilen in das Bundesarchiv gelangt. Aus den
USA ging 1959 der sog. „NS-Mischbestand" in den Besitz des
Bundesarchivs über, die darin vorgefundenen Unterlagen der
Reichsstudentenführung (RSF) und des Nationalsozialistischen
Studentenbundes (NSDStB) wurden dem Bestand NS 38 zugeführt (5). 1969
ordnete und verzeichnete Frau Hellewigt in Koblenz die Unterlagen und
Frau Kinder erstellte das Findbuch des Bestands NS 38.
Einen großen Zuwachs bildeten die per Leihvertrag an
das Bundesarchiv übergebenen Unterlagen der RSF und des NSDStB aus dem
Staatsarchiv Würzburg. Diese im Herbst 2005 von der Abteilung Reich in
Berlin-Lichterfelde übernommenen Archivalien stammen aus dem im Mai
1939 auf der Festung Marienberg eröffneten Institut für deutsche
Studentengeschichte. In dieses Institut sollten neben dem nichtmehr
benötigten Schriftgut der DSt, des NSDStB und der RSF auch Unterlagen
aus dem Hauptarchiv der NSDAP, die das Studentenwesen betrafen, und
die der Studentenführer und Gaustudentenführer im Deutschen Reich
abgegeben werden, was jedoch nur teilweise gelang. Zudem wurden
Sammlungen zur Studentengeschichte wie die des Instituts für
Hochschulkunde in Göttingen von Prof. Dr. Paul Ssymank in die Sammlung
integriert.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges
ging eine größere Menge der Archivalien verloren, teilweise beim
Abtransport durch Einheiten der amerikanischen Besatzungsmacht
(6).1947 gelangten die übrig gebliebenen Unterlagen in den Besitz des
Mainfränkischen Museums in Würzburg, 1952 dann zur Universität
Würzburg. In den 1950er Jahren erhielt die Deutsche Burschenschaft
ihre im Bestand aufgenommenen Archivalien zurück, diese lagern seitdem
als Depositum unter der Bestandssignatur DB 9 im Bundesarchiv; erst in
der Außenstelle Frankfurt am Main, nach deren Auflösung im Jahr 2000
in Koblenz. Die in der Universität Würzburg verbliebenen Unterlagen
wurden 1986 vom Staatsarchiv Würzburg übernommen.
Im Bundesarchiv konnten bei der Neuverzeichnung des Bestands NS
38 mehrere Meter unerschlossener Archivalien aus dem ehemaligen Berlin
Document Center der Provenienz Reichsstudentenführung zugeordnet
werden. Einzelne verzeichnete Akten des sogenannten "NS-Archivs" der
Hauptabteilung IX/11 des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR
wurden ebenfalls in den Bestand NS 38 integriert.
Erschließung
Mit Ausnahme einiger Akten
aus dem 1969 in Koblenz erstellten Findbuch mussten alle
Verzeichnungseinheiten neu verzeichnet werden. Insbesondere waren bei
der Überlieferung aus Würzburg neben der Umsignierung die Bezeichnung
der Titel grundlegend zu ändern. Die Provenienz war häufig falsch
erfasst, teilweise waren die Archivalien nur grob erschlossen. Die
Signaturen aus Koblenz wurden nicht geändert und umfassen die Nr. 1
bis 67 sowie 1001 bis 1359. Die Archivalien aus dem Berlin Document
Center erhielten die Signaturen 68 und 69 sowie 1360 bis 1525, die aus
dem „NS-Archiv" des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR befinden
sich in den Nummern 70 bis 81. Die Akten 1526 und 1527 stammen aus
unerschlossener Überlieferung des Bundesarchivs. Die Überlieferung aus
Würzburg erhielt die Signaturen 2001 bis 5678. Da es sich um eine
Leihgabe handelt, verblieben die wenigen Plakate im Bestand.
Eine mit Behörden vergleichbare Aktenführung liegt
bei den studentischen Unterlagen nicht vor, so dass insbesondere bei
den Akten aus Würzburg durch Enthält-Vermerke verschiedene
Provenienzen erfasst wurden. Teilweise konnte durch Aufteilungen von
Unterlagen, die ursprünglich nicht vereint waren, Signaturen wieder
provenienz- bzw. sachgemäß erschlossen werden. Eine völlig zufrieden
stellende Verzeichnung war schon aufgrund der in der Entstehungszeit
des Schriftgutes problematischen Aktenführung nicht möglich.
Ämterhäufung einzelner Personen, häufiger Personalaustausch und die in
kurzen Zeiträumen immer wieder durchgeführten Organisationsänderungen
hatten Anteil an der mangelnden Ordnung der Unterlagen.
Aufgrund des Leihvertrags zwischen dem Bundesarchiv
und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns soll der
Zusammenhang des Überlieferungsteils aus Würzburg nicht zerissen
werden. Daher verbleiben einige Akten, die nicht der Provenienz
Reichsstudentenführung bzw. NSDStB zuzuordnen sind, im Bestand NS 38.
Dazu gehören u.a. die bis 1933 entstandenen Unterlagen der Deutschen
Studentenschaft, die in den Bestand R 129, und die des Deutschen
Studentenwerkes bzw. Reichsstudentenwerkes, die in den Bestand R 149
des Bundesarchivs zu integrieren gewesen wären.
Archivalische Ergänzungsüberlieferung
Bestände:
DB 9 Deutsche
Burschenschaft
R 128 Gemeinschaft studentischer
Verbände
R 129 Deutsche Studentenschaft
R 143 Verband der Vereine Deutscher Studenten
R 149 Deutsches Studentenwerk e.V./
Reichsstudentenwerk
R 4901 Reichsministerium
für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
R
8088 Reichsverband der deutschen Hochschulen
ZSg 129 Presseausschnittsammlung Deutsche Studentenschaft
ZSg 130 Bibliothek und Sammlung Schwarzburgbund
ZSg 131 Bibliothek und Sammlung Verband der Vereine
Deutscher Studenten
Drucksachen:
· Der Altherrenbund. Amtliches Organ des
NS-Altherrenbundes der deutschen Studenten. Ab 1943: Der
Altherrenbund. Mitteilungen der Reichsführung des
NS-Altherrenbundes
· Studentenpressedienst.
Amtlicher Pressedienst des Reichsstudentenführers
· Verordnungsblatt des Reichsstudentenführers
Benutzungshinweise
Die von Studenten
eingereichten Arbeiten zum Reichsleistungskampf bzw.
Reichsberufswettkampf sind urheberrechtlich geschützt. Zudem enthält
der Bestand derzeit noch Unterlagen über natürliche Personen, deren
Schutzfristen gemäß § 5 Absatz 2 Bundesarchivgesetz noch nicht
abgelaufen sind. Durch den Benutzungsantrag und gegebenenfalls weitere
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(1) Grüttner,
Michael, Studenten im Dritten Reich, Paderborn 1995, S. 20
(2) Reichsministerialblatt 62. Jahrgang, Nr. 7 vom
16. Febr. 1934, S. 76-79
(3) NS 38/ 35,
Rundschreiben St.F.5/34
(4) Die
NS-Studentenkampfhilfe zur Eingliederung der Alten Herren der
Korporationen 1936 gegründet, wurde 1938 in NS-Altherrenbund
umbenannt
(5) Schriftgut der Deutschen
Studentenschaft ist im Bestand R 129 aufgenommen worden
(6) siehe Herbert Schott, Quellen zur Geschichte
Thüringens im Bestand „Reichsstudentenführung" im Staatsarchiv
Würzburg, in: Archiv und Regionalgeschichte. 75 Jahre Thüringisches
Staatsarchiv Meinigen, hrsg. Von Norbert Moczarski u.a.,
Meiningen 1998 (Sonderveröffentlichung des
Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins Nr. 12, S. 367
Erschließungszustand:
Vorläufiges Findbuch (1969) des Bundesarchiv; drei vorläufige
Findbücher und Kartei (vor 1990) aus dem Staatsarchiv
Würzburg.
Zitierweise: BArch NS
38/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch NS 38
- Umfang
-
4304 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Einrichtungen der NSDAP >> Parteigliederungen und angeschlossene Verbände
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Amtliche Druckschriften: Die Bewegung. Zentralorgan des NSD-Studentenbundes, 1931 ff., ab 1940: Zeitung des deutschen Studententums, Organ der Reichsstudentenführung (NSD 32/1).
Verordnungsblatt und Mitteilungen des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes der NSDAP, 1936, ab Dezember 1936: Verordnungsblatt des Reichsstudentenführers (NSD 32/2).
Studenten-Pressedienst. Amtlicher Pressedienst des Reichsstudentenführers, 1938 ff. (NSD 32/5).
Literatur: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, hrsg. von Heinz Boberach, München 1991/1995, Teil 1, S. 503-505.
- Provenienz
-
Reichsstudentenführung/ Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund, 1925-1945
- Bestandslaufzeit
-
1918-1944
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichsstudentenführung/ Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund, 1925-1945
Entstanden
- 1918-1944