Bestand
Minutoli, Heinrich Menu von (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Biografie
Johann Heinrich Menu von Minutoli (12. Mai 1772 in Genf - 16. September 1846 in Berlin) trat 1786 in den preußischen Militärdienst ein, war zunächst beim Feldartilleriekorps, erhielt ab 1789 eine Offiziersausbildung und wurde 1790 zum Sekondeleutnant befördert. Bei den Feldzügen gegen Frankreich in den Jahren 1792/93 wurde am rechten Arm schwer verwundet. [Noch 1820 klagte er in einem Brief an seine Frau über starke Schmerzen in Folge der Verwundung, vgl. hier Nr. 1, Bl. 2 v.]
Ab 1794 war er als Stabskapitän, Lehrer und Ausbilder am Adligen Kadettenkorps in Berlin tätig, seit 1797 leitete er die Ausbildung an der Schule.
1810 berief ihn Friedrich Wilhelm III. zum Erzieher des neunjährigen Prinzen Carl, er erfüllte diese Aufgabe bis zum März 1820.
Minutolis besondere Interessen galten aber der Altertumskunde und der Archäologie. Im Jahr 1820 wurde der "gelehrte Dilettant" mit der Leitung der ersten, vom preußischen Staat finanzierten Orient-Expedition betraut, die die Akademie der Wissenschaften zu Berlin "für die antiquarische Durchsuchung der Nilländer" und "zur Erweiterung der Kenntnis der ägyptischen Alterthümer" ausgeschrieben hatte. An der Expedition nahmen u.a. die Naturforscher Wilhelm Friedrich Hemprich und Christian Gottfried Ehrenberg, der Orientalist und Theologe Johann Martin Augustin Scholz sowie der Architekt Ludwig Theodor Liman teil. Die Rückreise gestaltete sich verlustreich, ein großer Teil der Sammlungen (97 Kisten) ging auf dem Seeweg verloren, nur den auf dem Landweg transportierten (kleineren) Rest (16 Kisten) konnte Minutoli nach Preußen bringen und dem preußischen Staat im Jahr 1823 verkaufen. Diese Stücke bildeten den Grundstock des Ägyptischen Museums, das zu dem Zeitpunkt im Schloss Monbijou untergebracht war.
Heinrich von Minutoli war seit 1820 Träger des Johanniterordens, wurde 1832 als Ehrenmitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und erhielt 1845 den Roten Adlerorden I. Klasse.
Der ersten Ehe mit Charlotte von Woldeck entstammten die drei Söhne Adolph (1802-1848), Hofmarschall in Meiningen, Julius (1804-1860), u.a. Berliner Polizeipräsident und Gesandter am Persischen Hof und Alexander (1806-1887), preußischer Beamter, Kunstsammler, Gründer des ersten Kunstgewerbemuseums (1844). In zweiter Ehe war Heinrich von Minutoli mit Wolfradine Gräfin von der Schulenburg verheiratet. Sie begleitete ihn auf der Reise nach Ägypten 1820-21 und verfasste einen Reisebericht darüber (s.u.).
Bestandsgeschichte
Heinrich von Minutolis Nachlass gelangte im Jahr 1926 durch ein Geschenk von dessen Enkelin Anna Gräfin Pfeil, geb. von Minutoli an das damalige Preußische Geheime Staatsarchiv (Akz. 102/1926) und wurde von Georg Winter verzeichnet. Nach der Beständeübersicht aus dem Jahr 1934 umfasste er "meist militärwissenschaftliche Ausarbeitungen", aber auch Gedanken über die "Anfänge der Monumenta Germaniae historica". Der Nachlass teilte das Schicksal der im Preußischen Geheimen Staatsarchiv befindlichen Nachlässe von Militärpersonen, die im Jahr 1938 ganz oder teilweise an das Heeresarchiv abgegeben werden mussten und dort während des zweiten Weltkriegs verbrannten. Zwar konnten Nicht-Militaria häufig im Preußischen Geheimen Staatsarchiv verbleiben, indem die Nachlässe geteilt wurden . Im Fall des Nachlasses Heinrich von Minutolis verblieb aber nur eine Akte im Archiv, die sich mit Minutolis Reise nach Ägypten und dem Verkauf seiner ägyptischen Sammlung an den preußischen Staat befasst, nicht dagegen diejenige(n) über die MGH. Das Findbuch von Georg Winter existiert nicht mehr; bereits 1938 wurde es in einem Verzeichnis der "Nachlässe militärischer Personen, deren Repertorien nicht mehr vorhanden sind" aufgeführt. Aber die Altsignatur der Akte ("C 5") ermöglicht doch eine grobe Abschätzung des ursprünglichen Umfangs des Nachlasses, der nach den Angaben des Akzessionsjournals von 1926 "1 Kiste" umfasste : Unter A und B könnten die "Militärwissenschaftlichen Ausarbeitungen" bzw. dienstlichen Belange eingeordnet gewesen sein, C dagegen Nicht-Militaria umfasst haben, wie z.B. die ägyptische Sammlung oder eben auch Minutolis Vorstellungen über die MGH; mindestens vier Bände (C 1-4) sind aber entweder ebenfalls ans Heeresarchiv gekommen oder anderweitig verloren. Die verbliebene Restakte wurde jedenfalls zu einem unbekannten Zeitpunkt zum Nachlass seines Sohnes Julius von Minutoli gelegt, denn das Preußische Geheime Staatsarchiv betreute auch den kleinen Nachlass des ehemaligen Landrats und Polizeipräsidenten, zuletzt in Berlin im Jahre 1848.
Der Nachlass Heinrich von Minutolis wird nun wieder einzeln aufgestellt.
Literatur von Heinrich von Minutoli:
- Ueber Pioniere, nebst einem Vorschlage ein berittenes Corps zu organisieren, Berlin 1837
- Der Feldzug der Verbündeten in Frankreich im Jahre 1792, Berlin 1847
- Militärische Erinnerungen aus dem Tagebuch des Generallieutnants von Minutoli, Berlin 1845
- Beiträge zu einer künftigen Biographie Friedrich Wilhelms III. so wie einiger Staatsdiener und Beamten seiner nächsten Umgebung, Berlin u.a. 1843
- Friedrich und Napoleon: Eine Parallele, Berlin 1840
- Ueber antike Glasmosaik, Berlin 1814
- Reise zum Tempel des Jupiter Ammon und nach Oberägypten, Berlin 1824
- Beschreibung einer Stadt, die in Guatimale (Neuspanien), unfern Palenque entdeckt worden ist, Berlin 1832
- Über die Anfertigung und Nutzanwendung der farbiger Gläser bei den Alten
Literatur von Wolfradine von Minutoli, geb. Gräfin von der Schulenburg
- Mes souvenirs d'Égypte. Revue et publiées par Raoul-Rochette, 2 Bde., Paris 1826.
Recollections of Egypt by the Baroness von Minutoli, London 1827 (Übersetzung Susette Harriet Lloyd)
Reise der Frau Generalin von Minutoli nach Egypten, hrsg. von Wilhelmine von Gersdorff, Leipzig 1829, 2. Aufl. 1841
Literatur über Heinrich von Minutoli:
- Harry Nehls, Minutoli, Johann Heinrich v., in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 17, Berlin 1994, S. 549-551
- Harry Nehls, Späte Ehrung. Anmerkungen zum 150. Todestag von Minutoli, in: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein), Heft 10, 1996, S. 87 ff
- Harry Nehls, Ein Geschenk für Minutoli? Die Neuenburger Goldtabatiere des Prinzen Carl von Preußen, in: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein), Heft 5, 2001
- Bernd Vogelsang, Beamteneinkauf. Die Sammlungen des Freiherrn von Minutoli in Liegnitz. Eine Dokumentation zur Geschichte des ersten deutschen Kunstgewerbemuseums, Dortmund 1986
- Joachim S. Karig, Dorothea Minkels, Heinrich Menu von Minutoli und seine herausragende Familie, Norderstedt 2019
Formalangaben
Der Nachlass hat einen Umfang von 0,1 lfm; letzte verzeichnete Nr.: 1
Er ist im Magazin Westhafen untergebracht und auf gelben Leihscheinen zu bestellen.
Der Nachlass ist zu bestellen:
VI. HA. Nl. Minutuli, Heinrich von, Nr. 1
Der Nachlass ist zu zitieren:
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Minutoli, Heinrich von, Nr. 1
Berlin, im September 2020
Dr. Schnelling-Reinicke
Zitierweise: GStA PK, VI. HA, Nl Minutoli, H. M. v.
- Bestandssignatur
-
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI. HA, Nl Minutoli, H. M. v.
- Umfang
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Umfang: 0,1 lfm (1 VE); Angaben zum Umfang: 0,1 lfm
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
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Tektonik >> NICHTSTAATLICHE PROVENIENZEN >> Firmen, Familien und Personen >> Personen >> Militärs >> Alte Armee (Karriereschwerpunkt vor 1806/07)
- Bestandslaufzeit
-
1821 - 1834
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2023, 08:52 MESZ
Datenpartner
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1821 - 1834