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Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar#Kunst und Wissenschaft - Hofwesen
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73
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Weimarische Zeitung, Nr. 21, 26.01.1869, S. 1f.: „[…] Fast allen Figuren aber wünschen wir einen weniger derben Ton, der wenn er auch wirklich an der Tagesordnung gewesen wäre, das Gefühl für Schicklichkeit jetzt selbst bei denen verletzt, die aus eigener Erfahrung nichts vom Hoftone wissen. Wirklich glaubt man sich in einer Posse, wenn man Lords ihren und fremden Frauen gegenüber sehr unzweideutig auf Wildgänse anspielen oder Eheleute mit einem Gespanne Ochsen vergleichen hört, das gleichen Schritt halten müsse. Die Aufführung war fast in jedem Sinne vorzüglich […].“ weitere Rezension: Die Deutsche Schaubühne, Bd. 10 (1869), Heft 3, S. 133f.: „ Das vom Wiener Hofburgtheater unter 197 Konkurrenzstücken mit dem für das beste Lustspiel ausgesetzten Tausenddukatenpreise gekrönte „Schach dem König“ hatte sich hier, namentlich von der Mitte des 2. Aktes an, eines durchschlagenden Erfolges zu freuen. Es ist in diesem Stück ein so frischer, gesunder Geist, ein so natürlicher urwüchsiger Humor, eine so ungekünstelte und doch dramatisch wirksame Situationskomik, die sich bei aller Einfachheit der auf den seltsamen Tabaksgenußverbot König Jakobs I. von England basirten Handlung bis zum Schluß behauptet, eine so tüchtige und lebendige Charakteristik der Hauptpersonen, eine so flüssige und doch gehaltvolle, kräftige, stets schlagfertige und witzreiche Sprache, daß man sich auf’s Wohlthuendste angemuthet fühlt und die entschiedene Ueberzeugung gewinnt: hier waltet der Genius eines selbstschöpferischen, eines wahrhaft berufenen dramatischen Dichters! In der Technik zeigt sich dieser Dichter begreiflicherweise, da es sein erstes Stück ist, das auf der Bühne Zutritt fand, hin und wieder noch als Unfertiger, der in das so wichtige, eben allein aus der praktischen Erfahrung zu gewinnende Kunstgeheimniß eines Scenenbaues, einer nur auf das Nothwendige sich beschränkenden dramatischen Einheit und Oekonomie noch nicht vollständig eingedrungen ist. Die ihm durch die Aufführungen seines Stücks in Wien, denen er persönlich beiwohnte, sicherlich gewordene Erkenntniß der größeren und kleineren Mängel desselben wird ihn am Besten in Stand setzen, solche in seinen künftigen dramatischen Schöpfungen, denen wir nach der im Allgemeinen verhätnißmäßig so überaus günstig ausgefallenen ersten Talentprobe mit hoffnungsvoller Spannung entgegensehen dürfen, mehr und mehr zu vermeiden. Die hiesige Aufführung verrieth eine sehr sorgfältige Inscenirung und bot ein untadelhaftes Ensemble. Hr. Lehfeld gab den vom Dichter zur Hauptfigur und zum Mittelpunkt des Stücks gemachten, mit meisterhafter Charakteristik gezeichneten König Jakob in seinem dummstolzen Gelehrtendünkel und seiner pedantischen Afterweisheit wie in seinem tyrannischen Eigenwillen und seinem abergläubischen Zeloteneifer gegen das harmlose Tabakskraut, zu welchen Eigenschaften sich andrerseits eine natürliche wohlwollende Gutmüthigkeit und ehrliche Geradheit gesellt, nach allen Beziehungen hier ganz vortrefflich wieder. Ihm schloß sich zunächst an Frl. Lüdt als Darstellerin der besonders im 3. Akt hervortretenden zweiten Hauptfigur „Harriet Thomson“, dem eben so kühnen wie klugen Bürgermädchen, das es wagt dem tyrannischen König Schach zu bieten und in der That das Glück hat ihn matt zu setzen. Die nächst diesen beiden Hauptfiguren noch vom Dichter am ausführlichsten behandelten, Personen, der derbe, kein Blatt vor den Mund nehmende Schiffsrheder Thomson, der zartsinnige Bräutigam „Harriet’s“, der königliche Geheimschreiber „Calvert“, und der geschmeidige Höfling und Vermittler, Allerweltsfreund Lord Hay, wurden von Hrn. Schmidt, Hrn. Savits und Hrn. Knopp recht befriedigend dargestellt. Aus dem vom Dichter, obschon er es durch alle Akte hindurch spielen läßt, nur stiefmütterlich behandelten zweiten Liebespaar des Stücks, „Lord Rich und Isabella Cope“, machten Hr. Barnay und Frl. Charles, was nur eben zu machen war. […] Die Darstellung [...] [der] kleineren Rollen war durchschnittlich eine genügende; nur die der beiden Diebe litt an karikaturmäßiger Uebertreibung.“
- Creator
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Schaufert, Hippolyt August
- Published
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1869-01-23
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- URN
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urn:nbn:de:urmel-8b31eae6-e48d-490c-9220-122317bec5ef5-00031047-10
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21.04.2023, 10:52 AM CEST
Data provider
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Object type
- Theaterzettel ; Text
Associated
- Schaufert, Hippolyt August
Time of origin
- 1869-01-23