Bestand
Dr. Ferdinand Schmitz (1866-1943), Oberlehrer und Heimatforscher (Bestand)
Bestand N 1, 1866-1926 (447 VE),
Findbuch
Form und Inhalt: Dr. Ferdinand Schmitz
wurde am 26. November 1866 in Oberdollendorf am Siebengebirge als erstes
Kind des Zeugschmiedes und Weingärtners Johann Heinrich Schmitz und seiner
Frau Maria Gertrud Thiebes geboren. Nach Durchlaufen der örtlichen
Volksschule und der höheren Knabenschule in Königswinter bestand er Ostern
1884 die Aufnahmeprüfung für die Untersekunda des Königlichen Gymnasiums in
Bonn. Hier legte er 1888 die Reifeprüfung ab. An der Universität Bonn
studierte er im Anschluss Geschichte mit ihren Hilfswissenschaften und
Erdkunde. Wie aus seinen Niederschriften hervorgeht, hörte er darüber hinaus
Vorlesungen in anderen Fächern, z.B. in Altphilologie. Das
Universitätsstudium schloss er 1893 ab mit der Doktorprüfung. Seine
Dissertation handelt über den Neusser Krieg 1474/75 nach archivarischen
Quellen.Als sich der von ihm angestrebte Eintritt in den preußischen
Archivdienst mit Schwierigkeiten verbunden zeigte, nahm Ferdinand Schmitz
eine Hauslehrerstelle in der Nähe von Düsseldorf an. Nach zwei Jahren
wechselte er in die Journalistenlaufbahn, zuerst an der "Neuß-Grevenbroicher
Zeitung", danach an der "Pfälzischen Zeitung" in Speyer.Von 1898 bis zu
seiner Pensionierung im Jahre 1932 war er als Lehrer an der Höheren
Knabenschule, dem späteren Progymnasium zu Bergisch Gladbach tätig. Dort
unterrichtete er nicht nur Deutsch, Geschichte und Erdkunde, sondern auch
Latein, Griechisch und Zeichnen. In Bergisch Gladbach gründete er 1898 einen
Hausstand mit seiner Jugendgefährtin Gertrud Richarz. Sie bekamen zwei Söhne
(Heinrich und Wimmar) und zwei Töchter (Karoline und Gertrud). Am 5.
September 1943 ist Ferdinand Schmitz in Bergisch Gladbach verstorben.Die
Bedeutung von Dr. Ferdinand Schmitz hängt nicht in erster Linie mit seiner
Qualifikation als Lehrer zusammen, sondern mit seiner historischen
Forschungstätigkeit. In ihrer großen Bandbreite hat diese einen Niederschlag
gefunden in vielen eigenständigen Publikationen und zahlreichen
Zeitungsbeiträgen. Die Themenbereiche bezeihen sich auf die Gebiete seines
Geburtsortes im Siebengebirge und seiner Wahlheimat Bergisch Gladbach.Für
die gesamten Arbeiten sind die Quellenaufarbeitungen bedeutend. Beispielhaft
sei hingewiesen auf das Urkundenbuch der Abtei Heisterbach, das Buch
"Volkstümliches aus dem Siebengebirge" sowie die Aufarbeitung der Bergisch
Gladbacher Papiergeschichte.Außer durch seine Forschungstätigkeit hat sich
Dr. Ferdinand Schmitz hervorgetan durch sein soziales und gesellschaftliches
Engagement für die Stadt Bergisch Gladbach. In der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts hat er hier das kulturelle Leben durch seine vielfältigen
Aktivitäten geprägt. So rief er im Jahre 1900 zusammen mit Bürgermeister
Bernhard Schröter und der Fabrikantin Maria Zanders den Verein für
Volksunterhaltung ins Leben. Er gründete und leitete lange Jahre die
Literarische Gesellschaft, und bis zu seiner Pensionierung war er
Lehrervertreter im städtischen Schulausschuss. Im Ruhestand wurde er von der
Regierung zum Archivpfleger des Rheinisch-Bergischen Kreises und zum
Kreisbeauftragten für Vor- und Frühgeschichte und für Naturschutz berufen.
In überörtlichen Vereinen, wie dem Historischen Verein für den Niederrhein
und dem Bergischen Geschichtsverein, war er ebenfalls aktiv.Die Stadt
Bergisch Gladbach hat den Nachlass im Jahre 1952 von dessen Witwe erworben.
Teile des Nachlasses sind in den Nachkriegswirren in eine Papiermühle
gewandert, so dass der Nachlass nicht mehr komplett ist. Die verbliebenen
Teile sind durcheinander geraten. Erst in den siebziger Jahren erfolgte eine
Bestandsaufnahme durch Herrn Hans Kriechel. Eine Neuverzeichnung wurde von
Frau Ellis Kreuwels im Herbst 1992 begonnen und von Gabriele John im Rahmen
eines zweimonatigen Praktikums von Oktober bis Dezember 1995 zu Ende
geführt.Einen besonderen Wert des Nachlasses stellen die z.T. umfangreichen
Materialsammlungen zu verschiedenen Themen der Bergisch Gladbacher
Geschichte dar. Hervorzuheben sind die detaillierten Aufzeichnungen für die
Chronik des Ersten Weltkrieges, mit deren Abfassung Ferdinand Schmitz
offiziell beauftragt war, die er aber anscheinend nicht ganz fertiggestellt
hat. Besonders erwähnenswert sind weiter die unter 3.3 aufgeführten
provenienzfremden Archivalien des 17. bis 20. Jahrhunderts. Zum größeren
Teil handelt es sich um Akten des Amtes Porz und der Mairie bzw.
Bürgermeisterei Gladbach. Schriftgut, das eindeutig nicht in den
Zuständigkeitsbereich des Stadtarchivs Bergisch Gladbach fiel, wurde den
zuständigen Archiven übergeben (Stadtarchiv Solingen, Stiftung Zanders in
Bergisch Gladbach).Literaturhinweise:Peter Engels: Das schriftlich
niedergelegte Werk von Dr. Ferdinand Schmitz, Bergisch Gladbach 1957 Peter
Engels: Dr. Ferdinand Schmitz. Ein Lebensbild, Bergisch Gladbach
1954Gabriele John: Dr. Ferdinand Schmitz (1866-1943). Ein Lehrer in Bergisch
Gladbach, in: Schule in Bergisch Gladbach und Bensberg 1815-1918, Bergisch
Gladbach 1998, 125-148
- Bestandssignatur
-
N 1
- Kontext
-
Stadtarchiv Bergisch Gladbach (Archivtektonik) >> Nachlässe von Privatpersonen
- Bestandslaufzeit
-
1650-1966
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Stadtarchiv Bergisch Gladbach. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1650-1966