Bestand

Familienarchiv Merkel (Bestand)

Zur Familie:Die Familie Merkel stammte ursprünglich aus dem Fichtelgebirge. 1643 zog Johann Merkel (1627-1676) nach Nürnberg, seitdem ist die Familie hier ansässig. Johann Merkel arbeitete als Lehrling, später als Handlungsdiener im Handelshaus Schröck und erwarb 1658 das Nürnberger Bürgerrecht zusammen mit einer eigenen Handelskonzession. Die Schröck (Schreck) waren schon im 16. Jahrhundert bekannte Nürnberger Lederhändler, die auch im Waffengeschäft nachgewiesen werden können.Johanns Sohn Andreas Merkel (1672-1741) gelang in Nürnberg der erste gesellschaftliche Aufstieg der Familie. Er wurde 1703 Substitut in der reichsstädtischen Ratskanzlei, 1705 wurde er Registrator in der sogenannten Größeren Registratur, und 1712, nachdem er sich auf beiden Vertrauensposten bewährt hatte, zum Ersten Ratsschreiber ernannt, eine Aufgabe, die er bis zu seinem Tod 1741 innehatte. Die Stadt stellte ihm am Fünferplatz eine eigene Dienstwohnung zur Verfügung. Andreas Merkel wurde zudem 1713 Genannter des Größeren Rats der Reichsstadt. Von seinen Söhnen arbeitete Caspar Gottlieb Merkel (1715-1783) seit 1741 als Handlungsdiener im Hause des Kaufmanns und Marktvorstehers Georg Nikolaus Merz. Bereits drei Jahre später, 1744, heiratete er dessen Tochter Maria Magdalena und wurde zugleich Mitinhaber des Merzschen Handelshauses. 1751 wurde Caspar Gottlieb Genannter des Größeren Rates, 1756 berief man ihn als Marktadjunkt in den Handelsvorstand, das Selbstverwaltungsorgan der Nürnberger Kaufmannschaft, und 1767 rückte er in das Amt eines der vier Marktvorsteher vor.Das sechste Kind aus der Ehe Caspar Gottliebs mit Maria Magdalena war Paul Wolfgang Merkel (1756-1820), der bedeutendste Vertreter der Familie. Er war eine der herausragenden Persönlichkeiten der bürgerlichen Reformbewegung in der Endzeit der Reichsstadt und dem Beginn der bayerischen Zeit. Als Kaufmann formte er aus den Handelsgeschäften seines Vaters und seines Schwiegervaters 1784 das Handelshaus Lödel & Merkel und machte es in den folgenden Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten Handelsunternehmen der Stadt. Als Marktvorsteher (1791-1820) und als Vorstand in der Gesellschaft zur Beförderung der vaterländischen Industrie (seit 1798 Dritter, seit 1799 Zweiter Direktor) setzte er sich vielfältig für wirtschaftliche und soziale Reformen ein. Daneben war er aktiv in bürgerlichen Vereinigungen wie der Loge Zu den drei Pfeilen und der Gesellschaft Museum tätig. Als Vertreter im ersten bayerischen Landtag 1819 setzte er sich erfolgreich für die Rückzahlung der vom bayerischen Staat übernommenen Nürnberger Staatsschuld ein. Seiner Tätigkeit als Kunstsammler ist die Bewahrung vieler Nürnberger Kunstschätze zu verdanken (z.B. der Merkelsche Tafelaufsatz des Wenzel Jamnitzer, Holzschnitte und Kupferstiche Albrecht Dürers).Paul Wolfgangs Kinder und deren Nachkommen bekleideten weiterhin wichtige Ämter in Verwaltung, Politik, Medizin, Wissenschaft und Forschung. Sein ältester Sohn Johannes (1785-1838) wurde Zweiter Bürgermeister seiner Vaterstadt, Paul Gottlieb (1787-1862) war wie sein Vater Kaufmann und Marktvorsteher, Konrad Sigmund (1806-1880), Besitzer der Mohrenapotheke, war jahrelang Magistratsrat in Nürnberg, Friedrich (1845-1919) und Johannes (1819-1861) waren bedeutende Hochschullehrer in Göttingen und Halle, und Gottlieb von Merkel (1835-1921), Sohn des Zweiten Bürgermeisters Johann Merkel, gründete das heutige Nürnberger Nordklinikum. Von dessen Kindern wurde Hermann (1873-1957) Professor der pathologischen und gerichtlichen Medizin in München, Johannes (1875-1960) ab 1910 rechtskundiger Magistratsrat und ab 1919 bis 1933 Berufsmäßiges Stadtratsmitglied in Nürnberg (zuständig für Finanzen, Lebensmittel und Technisches), Georg (1882-1968) bekleidete die Pfarrerstelle an der Heilig-Geist-Kirche, Heinrich (1847-1928) war Landgerichtspräsident in Nürnberg und Paul (1864-1949) Staatsrat im bayerischen Finanzministerium und von 1919-1929 Präsident des Landesfinanzamts Nürnberg, der Vorgängerbehörde der Oberfinanzdirektion.Im heutigen Stadtteil Gärten bei Wöhrd besaßen die Merkel seit 1797 ein Gartenanwesen, auf dem an Stelle des Herrenhauses 1911 das Melanchthon-Gymnasium eröffnet wurde. Durch die Gründung der Merkelschen Familienstiftung 1858 blieben Nürnberg die wertvollen Sammlungen von Paul Wolfgang Merkel als gemeinschaftlicher Besitz erhalten. Da das Stiftungshaus Karlstraße 23 verkauft werden musste, wurde 1874 der wesentliche Teil der Sammlung dem GNM als Leihgabe anvertraut, wo die Familienstiftung mit insgesamt 30.000 Objekten den größten Leihgabenkomplex bildet. (vgl. die Artikel zur Familie Merkel und einzelnen Familienmitgliedern von Charlotte Bühl und Rainer Mertens, in: Stadtlexikon Nürnberg, S. 689 f.)Zur Bestandsgeschichte:Das Familienarchiv der Merkel befand sich bis 1960 im Gewahrsam des jeweiligen Familienältesten und war mit seiner Hauptmasse im sogenannten Schreibtisch Paul Wolfgang Merkels untergebracht. Als dieses Möbelstück nach dem 2. Weltkrieg einem Familienmitglied überlassen wurde, wurde sein Inhalt 1960 als Leihgabe an das StadtAN gegeben. Hier wurde es verzeichnet und geordnet. Die vom StadtAN mit dem Familienarchiv übernommenen Gegenstände und vor allem die Porträts wurden den Merkelschen Sammlungen im GNM zugeführt. Nach längeren Verhandlungen mit dem GNM und mit Zustimmung der Familie Merkel wurden im Jahre 1966 alle Merkelschen Familienarchivalien, die in den Sammlungen des Museums enthalten waren, zur Verzeichnung und Einordnung an das StadtAN überwiesen. Es handelte sich dabei in erster Linie um Material zur politischen Tätigkeit Paul Wolfgang Merkels und um eine beträchtliche Menge von Briefen. Von dieser Abgabe ausgenommen blieben die Originale von zwei Briefen Johann Wolfgang von Goethes und von 17 Briefen Karl Ludwig von Knebels an Paul Wolfgang Merkel. Für die Überlassung der auf Paul Wolfgang und seine Tätigkeit bezogenen Familienarchivalien durch das Museum gab das StadtAN dem GNM aus dem Merkelarchiv alle auf die Familien Rötenbeck und Schwenter bezüglichen Archivalien, da sich die Archive dieser beiden Familien bereits im GNM befanden.Im Rahmen eines Archivalientausches fügte das StadtAN dem Merkelarchiv dann Archivalien zu, die bereits im städtischen Bestand E 1 Genealogische Papiere zur Familie Merkel vorhanden waren. Es gingen also Archivalien aus städtischem Besitz in den Besitz der Familie Merkel über. Im Gegenzug wurden aus Abgaben der Familie aus den Jahren 1968 und 1973 Archivalien ohne Bezug zur Familie Merkel in städtischen Besitz überführt.2013-2015 wurde der Bestand in der Beständedatenbank neu verzeichnet und revisioniert. Die bisherigen Signaturen (Springnummern!) wurden dabei beibehalten. Heute gliedert sich der Bestand E 18 in : 1. Paul Wolfgang Merkelsche Familienstiftung, 3. Gesamtfamilie, 4. Einzelne Familienmitglieder, wobei die Familienmitglieder mit dem jeweiligen Ehepartner zusammengefasst wurden 5. Merkelsche Häuser, 6. Handelshaus Lödel und Merkel, 7. Verwandte, angeheiratete und bekannte Familien, 8. Stadtgeschichte u.a. In der Rubrik 7. Verwandte Familien wurden die dem GNM überlassenen Archivalien der Familien Rötenbek und Schwenter aufgelistet. Der Bestand erhält kontinuierlich Zugänge, die fortlaufend angeschlossen werden.

Bestandssignatur
E 18

Kontext
Stadtarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Nürnberg >> Bestandsgruppe E: Dokumentationsgut privater Provenienz >> E 18 - Familienarchiv Merkel

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
05.06.2025, 11:18 MESZ

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