Archivbestand
Bestand Krautheim 1 (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Um 1200 siedelte die ortsansässige Herrschaft, die Herren von Krautheim, von Altkrautheim auf die andere Jagstseite über und errichtete auf der Höhe eine Burg als neuen Herrschaftsmittelpunkt. Ob die vor den Burgmauern gelegene Stadt Krautheim gezielt als solche gegründet wurde oder sich aus einer Burgsiedlung heraus entwickelte, ist unklar. Zur Stadt gehört neben der Altstadt auf dem Berg auch das unterhalb des Bergsporns gelegene Talkrautheim.
Seit 1399 war Krautheim Sitz des kurmainzischen Amtes bzw. Oberamtes Krautheim-Ballenberg. Im Zuge der Säkularisation 1802/03 kam das Amt an den Fürsten zu Salm-Reifferscheidt-Bedburg; durch die Mediatisierung 1806 wurde Krautheim Teil des Großherzogtums Baden. Im Folgenden erlebte die Stadt wechselnde Ämterzugehörigkeiten, bis sie 1936 dem Bezirksamt (später Landkreis) Buchen zugeschlagen wurde. Mit der Kreisreform 1973 kam Krautheim an den neu gebildeten Hohenlohekreis.
Gliederung: 1. Akten, 2. Bände, 3. Karten und Pläne, 4. Rechnungen.
1. Geschichte: Die Stadt Krautheim, teils auf dem Berg, teils im Tal gelegen, war bis 1803 Sitz des kurmainzischen Amtes bzw. des Oberamtes Krautheim-Ballenberg und von 1826 bis 1864 Sitz des Bezirksamts Krautheim. Nach wechselvollen Amtszugehörigkeiten von 1813 bis 1826 und 1864 bis 1872 zum Bezirksamt Boxberg, 1872 bis 1897 zum Bezirksamt Tauberbischofsheim, dann bis 31.03.1924 nochmals zu Boxberg und von 1924 bis 1936 zum Bezirksamt Adelsheim, verblieb es schließlich seit dem 01.10.1936 bis heute [= 1970!] beim Bezirksamt und jetzigen Landkreis Buchen. Die Stadt hatte am 31.12.1967 eine fortgeschriebene Wohnbevölkerung von 1590 Einwohnern bei einer Gemarkungsfläche von 618 ha. Sicher ist das auf dem linken Jagstufer gelegene württembergische Altkrautheim die ursprüngliche Ansiedlung. Im 13. Jahrhundert wurde auf dem gegenüberliegenden Ufer der Jagst die Burg gebaut (mehrfach wird das 12. Jahrhundert angegeben, A. v. Oechelhaeuser setzt jedoch die Erbauung der Burg in die Jahre 1225-1233, vgl. Die Kunstdenkmäler Badens, Bd. IV/II, S. 68), um die dann nach und nach die neuen Ansiedlungen Krautheim-Berg und Krautheim-Tal entstanden. In Urkunden von 1080 bis 1231 ist immer nur ein Ort Krautheim erwähnt. Vermutlich ist damit Altkrautheim gemeint. Erst in einer Verkaufsurkunde von 1239 sind zwei Orte Krautheim genannt. 1222 verkauft Konrad von Krautheim seinen Anteil zur Hälfte an der in der Nähe von Krautheim gelegenen Burg Bieringen und nimmt dabei seine Eigenleute aus. Man nimmt an, dass er sein Volk danach in Krautheim-Berg angesiedelt hat. Bodenfunde bei dem nahegelegenen Ort Klepsau aus dem Zeitabschnitt der Urnenfelderstufe (späte Bronzezeit) bezeugen, dass schon um 1000 v. Chr. menschliche Siedlungen vorhanden waren. In den letzten 2 Jahren wurden wieder umfangreiche Reihengräber aus der Hallstattzeit (950 - 550 v. Chr.) auf der Gemarkung Klepsau entdeckt und teilweise ausgegraben. Krautheim hatte eigenen Adel. 1165 wird erstmals in einer Lorscher Urkunde Ruothard de Crutheim als Zeuge in Handschuhsheim genannt. Von dieser Familie kam Krautheim an Hedwig von Eberstein, Ehefrau des Boppo von Eberstein, die einen Teil des Besitzes 1329 an Erzbischof und Kurverweser Balduin von Mainz verpfändet. Mainz verpfändete das Amt "Crutheim" samt Zubehör mit Vorbehalt der hohen Zehnt zu Ballenberg an Berenger und Boppo v. Adelsheim. 1346 kam das Hochstift Würzburg durch Elisabeth von Hohenlohe und ihre Schwester Kunegunde v. Eberstein in den Besitz der ihnen gehörigen Hälfte von Burg und Stadt Krautheim. Graf Boppo II. v. Eberstein und seine Frau Irmegard verkaufen ihren Anteil an der Burg und Stadt Krautheim mit Zubehör an Erzbischof Gerlach von Mainz im Jahr 1365. Im Städtekrieg 1399 stand Kurmainz dem Bischof von Würzburg bei und erhielt dafür die im Besitz von Würzburg befindliche Hälfte von Burg und Stadt Krautheim. Mainz wurde somit alleiniger Besitzer. "Um dem Edlen, Graf Boppo von Eberstein, unserem lieben Getreuen, eine besondere Gunst zu erweisen", wurde seinem Ort Ballenberg im Jahr 1306 durch König Albrecht I. von Habsburg das Stadtrecht verliehen. Man nimmt an, dass gleichzeitig damit auch Krautheim das Stadtrecht erhielt. Die Wiederverleihung des durch die Gesetze von 1921 und 1935 entzogenen Stadtrechte von Krautheim erfolgte am 26. September 1950 durch das Regierungspräsidium Karlsruhe. Durch die Mediatisierung kam Krautheim 1803 an die Fürsten Salm-Reifferscheidt-Bedburg und wurde 1806 badisch.
2. Gemeindearchiv (Stadtarchiv): Das Gemeindearchiv ist im neuen Rathaus im Untergeschoss in zwei trockenen Räumen untergebracht. Die Räume sind mit ausreichenden Holzregalen versehen. [Unterbringung zum Teil auch im ehemaligen Grundbuchamt gegenüber dem Rathaus.] Von den um 1890 durch den Pfleger der bad. hist. Kommission, Prof. Ehrensberger, festgestellten und verzeichneten Archivalien konnten bei der jetzt erfolgten Ordnung und Verzeichnung nicht mehr aufgefunden werden: - Reformierte Schatzungsanlage von 1619 - Gemeinderechnungen von 1695 bis 1714 - Rechnung des Hutmachergewerbes von 1787/1788 - Kriegsrechnungen von 1797 bis 1804 - Zehntrechnungen von 1788 - Urkunde von 1701 März 9. "Lothar Franz, Erzbischof von Mainz befreit die Einwohner von Krautheim von der Leibeigenschaft" (Abschrift). 2.1. Abteilung A (= Akten): Nach Ausscheidung der nicht archivwürdigen Akten waren noch rund 800 Aktenhefte in das Archiv zu übernehmen, die ausschließlich dem 19. und 20. Jahrhundert angehören. Die überwiegende Anzahl der Akten war noch nach der Bad. Gemeindeordnung von 1905 registriert und wurde in dieser Ordnung verzeichnet. Etwa 50 Aktenhefte waren bereits aus der auf den neuen "Aktenplan für die Gemeinden und Landkreise in Baden-Württemberg" von 1965 umgestellten Registratur zur Einreihung in das Stadtarchiv ausgeschieden und wurden entsprechend diesem Aktenplan belassen. An älteren Akten sind die Ortsbereisungen von 1868 - 1929 (Sig. A 100) hervorzuheben, während einige neuere Akten nicht unerwähnt bleiben sollen. Hierunter sind zu nennen die Urkunden über die Wiederverleihung des Stadtrechts am 26.09.1950 (Sig. A 107) und der Marktrechte von 1949 und 1950 (Sig. A 295), über die Verleihung des Prädikats "Erholungsort" 1966 (Sig. A 120) sowie über einen Staatspreis beim Wettbewerb 1963 "Unser Dorf soll schöner werden" (Sig. A 118). Auf die rege Bautätigkeit der Stadt nach dem zweiten Weltkrieg weisen u. a. die Akten über die Projekte der Erstellung der Volks- und Mittelschule in den Jahren 1960-1963 und der Stadthalle 1954-1964 sowie die Akten über den Rathausbau 1953-1965, den Bau des Kindergartens und über den Bau neuer Siedlungen hin. Hierunter gehören außerdem die Industrieansiedlungen. Erwähnt seien noch die Textbücher des Ritterschauspiels "Cunrad von Crutheim" von Rudolf Weber, Krautheim, (Sig. A 334) und die Aktenhefte über die Götzakademie "Lemia", die in Erinnerung an den berühmten Götzausspruch ihren Sitz in Krautheim hat (Sig. A 341-343). 2.2. Abteilung B (= Bände) Diese Abteilung umfasst insgesamt 104 Bände, darunter das alte Grundbuch von Krautheim, beginnend 1821, sowie das alte Grundbuch von Horrenbach, beginnend 1838. Die Bestände des alten Grundbuches von Krautheim und Horrenbach sind im Grundbuchraum verwahrt. Das älteste Buch, das "Krautheimer Stadtbuch" von 1543-1590 ist im Generallandesarchiv Karlsruhe (Abt. 70) hinterlegt. Als ältestes Archivale im Stadtarchiv finden wir das Gerichtsprotokollbuch von 1554 (Sig. B 84). Sehr wertvolle Bände sind auch das Lagerbuch von 1774 (Sig. B 68), das Flur- und Gewannbuch von 1774 (Sig. B 61), das Schatzungsbuch von 1785 mit Schatzungsheberegister aus dem Jahr 1780, das polizeiliche Anmeldebuch von 1829, die Bürgerbücher ab 1835 und die Gemeinderatsprotokolle ab 1871. Letztlich sei noch das Viehverkaufsprotokollbuch von 1731 genannt. Von den Bänden des alten Grundbuches von Horrenbach ist das Gewann- und Flurbuch von 1743 (Sig. B 12 Ho.) besonders zu erwähnen. 2.3. Abteilung K (= Karten und Pläne) Entsprechend dem Flur- und Gewannbuch sind 10 geometrische Pläne von 1774 - dabei ein gebundenes Plan- und Gewannkartenbuch - in dieser Abteilung vorhanden. Außerdem ein Teilungsplan "Süd" der Stadt Krautheim von 1958. 2.4. Abteilung R (= Rechnungen) Nach Ausscheiden der doppelt vorhandenen Rechnungen waren noch 294 Rechnungsbände in das Archiv einzustellen. Ab Rechnungsjahr 1950 wurden die Beilagen nicht mehr in das Archiv übernommen. Sie werden nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren künftig im 10jährigen Rythmus zur Vernichtung ausgeschieden. Die Abteilung umfasst im einzelnen Kriegsrechnungen von 1805-1855, Zehntrechnungen von 1839-1859, Kirchspielsrechnungen von 1851 mit Beilagen von 1851-1855 und die Gemeinderechnungen ab 1715.
3. Zusammenfassung: Wenn auch - außer dem Gerichtsprotokollbuch von 1554 - die ältesten und älteren Archivalien fehlen, so enthält das neugeschaffene Stadtarchiv immerhin bis zu 200 Jahre alte Bestände. Zur Erstellung einer Ortsgeschichte müssen umso mehr die staatlichen und kirchlichen Archive sowie die Adelsarchive herangezogen werden. Gerade aber für die letzten einhundert Jahre und insbesondere für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg dokumentieren die Akten einen enormen Aufbau und Aufschwung der Stadt. Sie weisen eine Leistung auf, auf die die Einwohner von Krautheim stolz sein können. So besitzt nun die Stadt ein umfangreiches Archiv, das auch inhaltlich sehr wertvoll ist, das Zeugnis gibt von seiner Geschichte wie ebenso vom Schaffen und Wirken seiner Bürger über zwei Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart. Mögen die Verantwortlichen der Stadtverwaltung dem Archiv ihre besondere Obhut angedeihen lassen, auf dass es erhalten bleibt für alle, die nach uns kommen. Herrn Bürgermeister Mayer, dem das historische Geschehen um die Stadt Krautheim besonders angelegen ist, und auf dessen Initiative das Stadtarchiv geschaffen werden konnte, sei Dank und Anerkennung ausgesprochen wie ebenso Herr Stadtoberinspektor Walz, für das große Interesse, das er unserer Arbeit entgegenbrachte und für seine stete Hilfsbereitschaft. Dank auch dem Stadtrat, der die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt hat. Hans Obert, Kreisarchivpfleger, 1970 [Ergänzungen von Dr. Thomas Kreutzer, Kreisarchivar, 2016]
- Bestandssignatur
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Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, GemA Kra 5
- Umfang
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1106 Akten, 115 Bände, 11 Karten (45 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Kommunalarchive im Hohenlohekreis >> Stadt- und Gemeindearchive >> Stadtarchiv Krautheim >> Teilorte
- Bestandslaufzeit
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(1554, 1715) 1731-1970
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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13.11.2025, 14:39 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1554, 1715) 1731-1970