Bestand
C Rep. 124 Magistrat von Berlin, Erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters (Bestand)
Vorwort: C Rep. 124 - Magistrat von Berlin, Erster/Ständiger Stellvertreter des Oberbürgermeisters
1. Behördengeschichte
Am 17. Mai 1945 wurde von der sowjetischen Stadtkommandantur ein neuer Magistrat ins Amt eingeführt, dem vier Stellvertreter des Oberbürgermeisters in fester Reihenfolge angehörten. Sie wurden als Bürgermeister bezeichnet und nahmen bestimmte Aufgaben des Oberbürgermeisters sowie die Dienstaufsicht über einzelne Magistratsbereiche eigenverantwortlich wahr. Als 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters fungierten zunächst Karl Maron (Mai 1945 bis Dezember 1946) und Ferdinand Friedensburg (Dezember 1946 bis 29. November 1948).
Im Zuge der administrativen Spaltung Berlins wurde für den Ostberliner Magistrat am 30. November 1948 Friedrich Ebert als Oberbürgermeister eingesetzt. Als sein 1. Stellvertreter arbeitete bis zum Dezember 1951 Arnold Gohr. Im Rahmen einer umfassenden Strukturänderung des Magistrats zum Jahreswechsel 1951/52 wurden die Aufgaben zwischen dem Oberbürgermeister, seinem 1. Stellvertreter und den Bürgermeistern neu geregelt. Nunmehr wurde ein Ständiger Stellvertreter mit einem vom Oberbürgermeister abgegrenzten und in den Aufgaben relativ stabilen Arbeitsgebiet benannt. Ihm oblag neben der direkten Stellvertretung des Oberbürgermeisters v. a. die operative Leitung des Verwaltungsapparates einschließlich der Dienstaufsicht über einen Teil der dem Oberbürgermeister direkt unterstellten Magistratsbereiche. Als Erste/Ständige Stellvertreter waren Alfred Neumann (April 1951 bis August 1953), Waldemar Schmidt (August 1953 bis November 1963), Kurt Thieme (November 1963 bis Juli 1967), Horst Hilbert (Juli 1967 bis Februar 1970), Gerhard Jung (Februar 1970 bis September 1974), Horst Palm (September 1974 bis Juni 1978), Hannelore Mensch (Juni 1978 bis Dezember 1989) und Roland Tränkner (März bis Mai 1990) tätig.
Seit dem 10. Januar 1964 war der Ständige Stellvertreter mit erweitertem Verantwortungsbereich als Stadtrat zudem zuständig für die Durchführung der monatlichen Beratungen mit den Bezirksbürgermeistern und die Vorbereitung der Arbeitspläne der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats. Er war Vorsitzender der Bezirkskatastrophenkommission, organisierte die Zusammenarbeit mit den im demokratischen Block von Groß-Berlin vertretenen Parteien und Massenorganisationen und hielt die Verbindung zum sowjetischen Stadtkommandanten. Außerdem leitete er die Kontrollgruppe des Magistrats, die Pressestelle, den Bezirksdispatcher und das Referat Jugendfragen an. Seine Verantwortung erstreckte sich auch auf das Büro des Magistrats und die Kaderabteilung. Darüber hinaus war der Ständige Stellvertreter Leiter zeitweiliger Arbeitsgruppen.
Bei Abwesenheit des Oberbürgermeisters übernahm der Erste Stellvertreter die Leitung des Magistrats und der Zivilverteidigung. In den 1980er Jahren unterstanden ihm weiterhin u. a. die Bildungsstätte des Magistrats, der Bereich Koordinierung von Großveranstaltungen, die Abteilung Verfolgte des Naziregimes (VdN), die Berlin-Information, die Kommission zur Betreuung verdienter Veteranen des Magistrats und die 1. Stellvertreter der Stadtbezirksbürgermeister.
Ihm oblag die Zusammenarbeit mit Behörden der DDR (wie dem Amt für Rechtsschutz des Vermögens der DDR und der staatlichen Zentralverwaltung für Statistik) sowie mit den Berliner Bezirksvorständen der Massenorganisationen und anderen gesellschaftlichen Kräften.
Ab März 1990 gingen die Bereiche Personal, Stellenplanwesen und Abteilung VdN in den Verantwortungsbereich des Stellvertreters des Oberbürgermeisters für Inneres über. Beim Ersten Stellvertreter verblieben die Verwaltungsorganisation, die Abteilung Großveranstaltungen und die Betriebsakademie des Magistrats; neu hinzu kam das Fachorgan für Tourismus und Erholungswesen. Bei der Neubildung des Magistrats nach den Wahlen vom Mai 1990 wurde der Bereich des Ersten/Ständigen Stellvertreters nicht wieder eingerichtet.
Die Akten wurden in den Jahren 1976 bis 1990 an das Verwaltungsarchiv des Magistrats abgegeben und gelangten von dort in das Stadtarchiv Berlin.
2. Bestandsbeschreibung
Der Bestand umfasst 446 verzeichnete Akten (10,20 lfm) mit einer Laufzeit 1955 - 1978. 40,50 lfm Akten liegen noch unerschlossen vor.
Der Bestand enthält Akten, welche die Stellvertretung des Oberbürgermeisters und die Dienstaufsicht über Fachbereiche des Magistrats beschreiben. Ebenso spiegeln die Akten die Beziehungen zur Regierung der DDR und die Kommunalpolitischen Beziehungen zum Ausland wieder. Weiterhin beinhalten die Akten die Zusammenarbeit mit der Stadtverordnetenversammlung, den Bezirksverordnetenversammlungen und den Haus- und Straßenvertrauensleuten sowie den Schriftwechsel mit den Fachabteilungen des Magistrats und den Räten der Stadtbezirke. Ein großer Schwerpunkt der Tätigkeit des Ersten Stellvertreters lag in der Vereinfachung des Staatsapparates und beim Nationalen Aufbauwerk (NAW) der Stadt Berlin. In der Überlieferung finden sich auch Akten zur Organisation der Zusammenarbeit mit dem demokratischen Block. Akten zu Eingaben und Beschwerden, sowie zu besonderen Kampagnen, wie die Aufhebung der Lebensmittelkarten 1958, der 13. August 1961 und das Deutschlandtreffen der Jugend 1964 runden den Bestand ab.
Die Findkartei wurde durch die Firma Kommtreff mit der Software Auagias-Archiv retrokonvertiert. Eine Prüfung und Indizierung der nun vorhandenen Datensätze wurde durchgeführt. Der verzeichnete Bestand ist über die Findmittel Datenbank und Findbuch nutzbar, für die unbearbeiteten Akten liegen Abgabelisten vor.
Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB C Rep. 124 Nr. xxx .
3. Korrespondierende Bestände
LAB C Rep. 100 Magistrat von Berlin, Bereich Sekretär
LAB C Rep. 101 Magistrat von Berlin, Oberbürgermeister
4. Literatur
Bericht über die "Erfahrungen bei der Durchführung des Modells der staatlichen Leitung der Hauptstadt der DDR, Berlin" : zum Leitungs- und Organisationssystem des Magistrats und der Wirtschaft von Magistrat von Groß-Berlin, Oberbürgermeister. Berlin 1969. Signatur: 11434 (1).
Modell der staatlichen Leitung der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin. Hrsg. von der Gruppe für Staats-und Wirtschaftsführung | Berlin 1968. Signatur: 04/0719(1) (1).
Plan zum Aufbau des Stadtzentrums der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik : Rede des ständigen Stellvertreters des Oberbürgermeisters, Stadtrat Waldemar Schmidt. Auszug aus dem Protokoll der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin vom 19.-20.04.1961 Von: Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Ausschuß der Hauptstadt Berlin. Signatur: 06818.
Ordnung des Magistrat von Berlin zur Erfassung, Bearbeitung, Kontrolle und Auswertung der Eingaben der Bürger : Beschluß des Magistrats von Berlin, Hauptstadt der DDR, Nr. 52 vom 10.02.1982.- Berlin 1982. Signatur: 04/1361 (1).
Berlin, im Oktober 2006 / September 2023 Kerstin Bötticher / Dr. Heike Schroll
- Reference number of holding
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C Rep. 124
- Context
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> C Bestände (Ost-) Berliner Behörden bis 1990 >> C 2 Magistrat von Berlin und nachgeordnete Einrichtungen >> C 2.1 Magistratsverwaltungen
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22.08.2025, 11:21 AM CEST
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