Akten

Inquisitionsprozeß Untersuchung wegen Kindsmordes

Kläger: (2) Johann Franz von Palthen als Fiskal des Tribunals

Beklagter: Marie Gerdes, Magd im Hause des Dr. Theodor Johann Quistorp, Advokat und Prokurator am Tribunal

Anwälte, Prokuratoren: Bekl.: Johann David Lembcke (A & P)

Fallbeschreibung: Die im Haus des Dr. Theodor Johann Quistorp als Köchin lebende Bekl. hat am 26.03.1761 - von den anderen Dienstboten bemerkt - ein Kind zur Welt gebracht und ist geflohen. Zuvor hatte eine Hebamme trotz Leugnens der Bekl. zweifelsfrei festgestellt, daß diese ein Kind geboren hatte. Das Kind wurde im Abort, die Nachgeburt im Keller des Hauses entdeckt. Am 30.03.1761 wird Bekl. im Haus des Arbeitsmannes Becker in der Hundestraße aufgegriffen und verhaftet. Sie gibt als Vater des Kindes den Schreiber Mester beim Verwalter Schröder zu Steffin an. Die Obduktion des Leichnams zeigt, daß das Kind nicht, wie von Bekl. vorgegeben, tot geboren wurde, sondern gesund und lebensfähig war. Am 24.04. weist das Tribunal den Rat an, Bekl. nach den vom Fiskal ausgearbeiteten Artikeln zu befragen und das Ergebnis dem Tribunal mitzuteilen. Am 01.05. erstattet der Rat Bericht, am 09.05. faßt Kl. seine Klage zusammen, am 13.05. beauftragt das Tribunal Dr. Lembcke mit Verteidigung der Bekl., der am 25.05. eine ausführliche Verteidigungsschrift vorlegt. Am 11.08. legt das Tribunal dem Rat Fragen vor, die er Bekl. unter der Tortur zu stellen habe und bittet um Bericht, der am 21.08. eingeht. Am 24.08. faßt Kl. die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und fordert Bestrafung, am 25.08. fordert Tribunal Verteidigungsschrift der Bekl., die am 14.09. eingeht und in der sie um Gnade bittet. Bekl. wird am 07.10.1761 nach ausführlichen Untersuchungen und Befragungen zum Tod durch das Schwert verurteilt, das Tribunal beauftragt das Ratsgericht mit dem Vollzug der Strafe, die am 20.10.1761 vollstreckt wird.

Instanzenzug: 1. Tribunal 1761

Prozessbeilagen: (7) von Registrator Kütemeyer aufgenommene Zeugenbefragung des Hausgesindes im Haus des Dr. Quistorp (Joachim Friedrich Westphal, Diener, Margarethe Frölig, Magd) vom 26. und 28.03., 08.04.1761, der Hebamme Anna Margaretha Hertel vom 28.03. und 24.04.1761, der Witwe des Ratsdieners Johann Hinrich Möller vom 23.04.1761; Schreiben des Dr. Hasse an Assessor Dr. Gröning (o.D.); von Notar Joachim Christoph Lehmann aufgenommene Verhörprotokolle der Bekl. durch Protonotar Engelbrecht und Registrator Kütemeyer vom 31.03., 04. und 07.04.1761; Besichtigungsprotokoll des "geheimen Gemachs" vom 06.04.1761; Obduktionsprotokoll des toten Kindes durch Stadtphysikus Dr. Kindler vom 10.04.1761; 150 vom Fiskal des Tribunals ausgearbeitete "Articuli Inquisitionales, die der Bekl. vom Stadtgericht vorgelegt werden sollen und Antworten darauf vom 27.04.1761; Briefwechsel des Kl.s mit Dr. med. Kindler vom 05.05.1761; Briefwechsel des Dr. Lembcke mit Franz Kindt, Apotheker, vom 18.03.1761; Bericht des Rates über Verhör der Bekl. vom 13., 15., 17., 18 und 19.08.1761; Protokoll des Kriminalgerichts vom 08., 15. und 20.10.1761; Instruktion zum Ablauf der Hinrichtung am 19.10.1761; Aufstellung über die Hinterlassenschaft der Bekl.

Archivaliensignatur
(1) 1165
Alt-/Vorsignatur
Wismar G 134 b (G W n. 134 b)

Kontext
Prozeßakten des Tribunals 1653-1803 >> 16. 1. Kläger P
Bestand
Abt. IV. Rep. 1. B Prozeßakten des Tribunals 1653-1803

Laufzeit
26.03.1761-02.11.1761

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09.05.2025, 15:03 MESZ

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Objekttyp

  • Gerichtsakten

Entstanden

  • 26.03.1761-02.11.1761

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