Bestand
104,2.23/Standesamt, Sammelakten Kriegssterbefälle (Bestand)
Verwaltungsgeschichte/biografische Angaben:
Form und Inhalt: Vorwort zum Bestand 104,2.23/Standesamt, Kriegssterbefälle
1 Allgemeine Anmerkungen zu Kriegssterbefall-Akten
Mit jeweiligem Beginn der Weltkriege legten die verschiedenen Standesämter im heutigen Stadtgebiet Bielefeld eigene Kriegssterbefallakten als Sammelakten an. Die Sammelakten beinhalten die Unterlagen für die Beurkundung von gefallenen, ihren Verwundungen erlegenen, an Krankheiten gestorbenen oder bei Unfällen getöten deutschen Soldaten, unabhängig davon, ob diese sich im Feld oder in Gefangenschaft befanden. Einige wenige Vorgänge beziehen sich auf britische und französische Kriegsgefangene in Deutschland.
Überliefert sind diese Unterlagen für den Ersten Weltkrieg aus den Standesämtern
- Bielefeld (Aktenzeichen IVb, 1 und 2)
- Schildesche (Aktenzeichen Va)
- Sieker (Aktenzeichen Vb) und
- Stieghorst (Aktenzeichen Vc), die nach der Eingemeindung von 1930 in der Registratur des Standesamts Bielefeld zusammen gefasst wurden.
Diese Akten befinden sich im Bestand 104,2.23/Kriegssterbefälle.
Weitere Kriegssterbefallakten Erster Weltkrieg waren bereits in der Vergangenheit übernommen worden:
- Brackwede (Übernahme 2004; Bestand 104,2.23/Kriegssterbefälle, Nr. 401,1 bis 401,8)
- Gadderbaum (Bestand 130,9/Gemeinde Gadderbaum, Nr. 274 [fehlt], 555 [fehlt] und 1837-1839)
- Jöllenbeck (Bestand 130,5/Amt Jöllenbeck, Nr. 1097 bis 1099).
Die Akten aus Gadderbaum und Jöllenbeck verbleiben in den "130"-Beständen, da sie bereits seit längerer Zeit den jeweiligen Beständen zugeordnet und wahrscheinlich auch bereits unter diesen Signaturen zitiert worden sind. Während die Jöllenbecker Kriegssterbefall-Akten 1917 abbrechen, scheint auch die Gadderbaumer Überlieferung nicht vollständig zu sein: Die drei überlieferten Akten decken den Zeitraum 1914 bis 1920 und die Kriegssterbefall-Nr. 1 bis 140 ab, jedoch enthält der Aktendeckel der Nr. 1839 eine gestrichene Nummer "274" und den Querverweis auf die Aktennummer 274 - die Archivalie fehlt allerdings ebenso wie die Nr. 555, die Kriegssterbefälle 1917-1918 enthalten soll. Wahrscheinlich sind diese Akten niemals in das Stadtarchiv gelangt, sondern es hat eine Verzeichnung und Signaturvergabe nach einem Aktenverzeichnis stattgefunden, worauf der alte Querverweis "274" hindeutet. Den drei überlieferten Akten Nr. 1837 bis 1839 ist jeweils ein nach Kriegssterbefallnummern geordnetes Namensverzeichnis vorangestellt.
Für die Standesämter Brake, Dornberg, Heepen, Lämershagen, Milse, Quelle, Senne II, Ubbedissen und Ummeln konnten Kriegssterbefallakten für den Ersten Weltkrieg nicht festgestellt werden.
Für den Zweiten Weltkrieg liegen bislang allein für Bielefeld einschließlich Schildesche, Sieker und Stieghorst sowie Heepen, Milse, Ummeln und Senne I vollständige Akten vor, für Gadderbaum nur Splitter und für Jöllenbeck lediglich eine Liste mit den Sterbefall-Registernummern (s.u.).
2 Kriegssterbefälle Erster Weltkrieg
2.1 Bielefeld
Die einzelnen Kriegssterbefall-Vorgänge Bielefeld, Erster Weltkrieg (Nr. 400,1 bis 400,25) sind nummerisch von 1 bis 2351 geordnet und enthalten auf dem jeweiligen Deckblatt zusätzlich die Nummerierung der regulären Sterberegister (vgl. die entsprechenden Jahrgänge im Bestand 104,2.20/Personenstandsregister, Nr. 300). Die Nr. 24 und 25 weisen eine Mischung aus nummerischer und chronologischer Ordnung auf, indem die neuen Fälle weiter laufend durchnummeriert wurden, die ergänzenden Dokumente zu den bekannten Fällen jedoch nach Datum eingeheftet und nicht den bestehenden Vorgängen in den Nr. 1 bis 23 zugeordnet wurden, da diese Akten fadengeheftet waren.
Zu den Einzelfällen Erster Weltkrieg liegen i.d.R. die Kriegssterbefallmitteilungen des "Zentral-Nachweis-Bureaus" des Kriegsministeriums, der jeweiligen Einheit oder eines Kriegsgefangenenlagers und ein Auszug aus der Kriegsstammrolle vor, der persönliche Daten des Gefallenen, Namen der Eltern, Truppenzugehörigkeiten, mitgemachte Gefechte, Auszeichnungen und Verwundungen sowie die genaue Todesursache enthält. Gelegentlich sind eigens angefertigte Abschriften aus Geburts- und Heiratsregistern sowie Korrespondenz mit anderen Standesämtern enthalten, selten dagegen Schriftwechsel mit Arbeitgebern oder Gläubigern.
Zeitgenössisch führte das Standesamt Bielefeld ein Namensverzeichnis und ein Registertagebuch, das die zur Eintragung gelangten Vorgänge und die Weiterleitungen an andere Verwaltungen verzeichnet. Etwa 1936 legte das Standesamt Bielefeld nachträglich ein weiteres Namensverzeichnis an, das auch die 1930 eingemeindeten Stadtteile Schildesche, Sieker und Stieghorst mit einschließt.
Für die Kriegssterbefälle des Ersten Weltkrieges liegen für Bielefeld demnach drei Namensverzeichnisse vor:
- Bestand 104,2.21/Standesamt, Namensverzeichnisse, Nr. 401: Dieses Register des Standesamts Bielefeld wurde während des Ersten Weltkrieges begonnen, aufgrund des zuvor einheitlichen Schriftbildes wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte 1915. Es wurde parallel zum Register-Tagebuch (Nr. 400,3) geführt und listet Name, Dienstgrad, Nr. im regulären Sterberegister sowie die Nr. im Kriegssterberegister auf und wurde bis 1934 fortgeschrieben. Separat sind ebenfalls enthalten die Sterbefälle von Kriegsgefangenen.
- Bestand 104,2.21/Standesamt, Namensverzeichnisse, Nr. 402: Dieses wurde etwa 1936 durch das Standesamt angelegt und schließt neben Bielefeld auch die 1930 Stadtteile Schildesche, Sieker und Stieghorst mit ein und liefert für den Stichtag 25. August 1936 die Gesamtzahl der Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus den jeweiligen Stadtteilen; Nachträge erweitern die Statistik bis 1942 (vgl. Bestand 104,2/Standesamt, Nr. 49, darin auch eine Register mit der Kriegssterbefallnummer, der allgemeinen Sterberegisternummer und dem Todesdatum). Der letzte Nachtrag datiert von 1987. Das Namensverzeichnis enthält Name, Vorname, Zivilberuf, Einheit, Dienstgrad, Nr. im regulären Sterberegister und Nr. im Kriegssterberegister ("Sammelaktennummer").
- Bestand 104,2.21/Standesamt, Namensverzeichnisse, Nr. 403: Dieses Registertagebuch des Standesamts Bielefeld enthält die wegen Unzuständigkeit des Standesamts Bielefeld weitergeleiteten Fälle, die zur Eintragung gelangten Fälle bis Mitte 1918 und separat die Fälle verstorbener Kriegsgefangener (Franzosen, Belgier, Briten) sowie lose Blätter für die Buchstaben A-L. Es beinhaltet Eingangsdatum, Einheit, vollständiger Name, Dienstgrad, Nr. im Kriegssterberegister, Gefechtsort und Datum der tödlichen Verwundung, ausstellende Behörde der Todesbescheinigung.
2.2 Brackwede
Die Kriegssterbefallakten Erster Weltkrieg des Standesamts Brackwede umfassen acht Verzeichnungseinheiten, die der ursprünglichen Aktenbildung entsprechen. Es scheint kein eigenes Namensverzeichnis zu existieren, so dass auch keine Kriegssterbefallnummern vergeben sind. Die im Titel aufgeführten Nummern beziehen sich auf die entsprechenden Sterberegister im Bestand 104,2.20/Personenstandsregister, Nr. 301: Brackwede, Sterberegister, Jahrgänge 1914 bis 1919.
2.3 Schildesche, Sieker und Stieghorst
Die zuvor separat geführten Kriegssterbefallakten Erster Weltkrieg der Standesämter Schildesche, Sieker und Stieghorst gingen 1930 in die Registratur des Standesamts Bielefeld über. Schildesche bildete vier fadengeheftete Akten. In jeweils einem Aktenordner überliefert waren die Unterlagen aus Stieghorst und Sieker, dessen Standesamt allerdings ursprünglich sieben Vorgänge mit eigenem Deckblatt angelegt und ein Namensverzeichnis vorangestellt hatte (Bestand 104,2.21/Standesamt, Namensverzeichnisse, Nr. 413,1). Die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges dieser Stadtteile wurden im Standesamt Bielefeld registriert.
Die Namen der bis 1924 erfassten Gefallenen und Vermissten sind veröffentlicht worden:
- Die Kriegerehrung in Schildesche. Festschrift zur Erinnerung an die Einweihung am 12. u. 13. Juli 1924, Schildesche 1924, Nachschrift: Gemeinden Schildesche, Bauerschaft Schildesche, Gellershagen, Theesen, Brake und Vilsendorf (diese mit gesondertem Verzeichnis gefallener Brüder) und einem weiteren Nachtrag. [Landesgeschichtliche Bibliothek, Sign. G 550 36]
3 Kriegssterbefälle Zweiter Weltkrieg
Die Akten des Bielefelder Standesamts zu den Kriegssterbefällen Zweiter Weltkrieg (Nr. 400,26 – 400,39) sind bis 1945 inhaltsärmer als die des Ersten Weltkrieges. Sie enthalten i.d.R. die Kriegssterbefallanzeige der Wehrmachauskunftsstelle (WASt) und interne Verfügungen, Anschreiben an Verwandte und andere Standesämter zur Ermittlung weiterer persönlicher Daten sowie Reproduktionen oder Abschriften aus anderen Personenstandsregistern. Selten liegen ergänzende Dokumente vor. Die Kriegssterbefallanzeigen der WASt liefern neben persönlichen Daten der Opfer einschließlich der Eltern und weiterer Angehöriger Dienstgrad, Einheit, Todesort und -ursache. Es sind nicht allein im Kampf gefallene oder ihren Verwundungen erlegene, sondern auch Krankheits- oder Unfallopfer und Selbstmörder erfasst worden, die der Wehrmacht angehörten.
Nach 1945 werden die Vorgänge vor allem durch verschriftlichte Aussagen und Briefe von Zeugen/Kameraden und/oder Kopien der Todes-Benachrichtungen der jeweiligen Einheitsführer an die Hinterbliebenen ergänzt. Hier werden z.T. Gefechtssituationen auch auf dem Reichsgebiet und die Bedingungen in Kriegsgefangenenlagern beschrieben. Diese Dokumente wurden i.d.R. beigebracht, wenn die Wehrmachtsauskunftsstelle das Standesamt Bielefeld bis zum Kriegsende nicht benachrichtigen konnte und die Hinterbliebenen Todesbescheinigungen benötigten.
Zu den Bielefelder Kriegssterbefällen Zweiter Weltkrieg liegt ein 1939 begonnenes Namensverzeichnis (Bestand 104,2.21/Standesamt, Namensverzeichnisse, Nr. 404) vor, das bis zum Jahr 2008 (Nr. 3986) fortgeschrieben wurde und auch die 1930 eingemeindeten Stadtteile Schildesche, Sieker und Stieghorst einschließt. Es enthält Name, Vorname, Zivilberuf, Einheit, Dienstgrad, Nr. im regulären Sterberegister und Nr. im Kriegssterberegister ("Sammelaktennummer").
Während für Heepen, Milse, Ummeln und Senne I eine analoge Überlieferung vorhanden ist, fehlt diese für den Zweiten Weltkrieg bislang für die anderen Stadt/-Ortsteile.
Lediglich Aktensplitter liegen vor für:
- Gadderbaum: Bestand 130,9/Gemeinde Gadderbaum, Nr. 2569 (1940 - 1948)
- Jöllenbeck: Bestand 130,5/Amt Jöllenbeck, Nr. 1100: Alphabetisches Verzeichnis der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs (mit Sterberegisternummern der Jahre 1939 bis 1952; vgl. die entsprechenden Jahrgänge im Bestand 104,2.20/Personenstandsregister, Nr. 306: Heepen, Sterberegister).
4 Bestandsgeschichte
Die als Sammelakten geführten Unterlagen setzen 1914 ein, reichen aufgrund von beigebrachten Dokumenten weiter zurück und wegen nachträglicher Aufklärung von Kriegsschicksalen aber auch weit über das jeweilige Kriegsende hinaus, so z.B. für den Ersten Weltkrieg bis 1987, für den Zweiten Weltkrieg bis 2004. Da Kriegsschicksale bis dato aufgeklärt werden, führt das Standesamt weiterhin entsprechende Akten.
Mitte der 1930er Jahre wurden die fadengehefteten Kriegssterbefallakten Erster Weltkrieg (Nr. 400,1 bis 400,23) von Bielefeld-Mitte, Schildesche, Sieker und Stieghorst unter der Leitung des Standesbeamten Friedrich Cramer in Aktenordner eingelegt, wobei es zwei Aktenordner 7 gegeben hatte, da der offensichtlich zu umfangreiche, fadengeheftete Band 7 in zwei Teile getrennt worden war. Die Ordnerzahl 24 ist zwei Mal vergeben worden, um die nachträglichen Sterbefallmeldungen ab 1938 aufzunehmen.
Die Akten für Bielefeld, Schildesche, Sieker und Stieghorst wurden im Herbst 2009 aus dem Standesamt in das Stadtarchiv übernommen, die Unterlagen aus Brackwede bereits 2004, die aus Senne I erst 2013 und aus Heepen, Milse und Ummeln schließlich 2014.
5 Hinweise zur Benutzung
Die Sperrfristen sind abgelaufen, so dass archivrechtlich allein der Erhaltungszustand zu Einschränkungen führen kann, zumal bei den Kriegssterbefallakten Bielefeld, Zweiter Weltkrieg, deren Papierqualität die mangelwirtschaftlichen Bedingungen der Nachkriegszeit widerspiegelt.
Als Hilfsmittel dienen die Namensverzeichnisse im Bestand 104,2.21/Standesamt, Namensverzeichnisse,
- Nr. 400,1, 400,2 und 400,3: Bielefeld, Erster Weltkrieg
- Nr. 400,2; Schildesche, Sieker und Stieghorst, Erster Weltkrieg
- Nr. 400,4: Bielefeld, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 401,1: Brackwede, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 403,1: Dornberg, Erster Weltkrieg und Zweiter Weltkrieg
- Nr. 404,1: Gadderbaum, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 405,1-3: Heepen, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 406,1: Jöllenbeck, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 407,1: Lämershagen, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 408,1: Milse, Zweiter Weltkrieg
- Nr. 410,1: Schildesche, Erster Weltkrieg
- Nr. 413,1: Sieker, Erster Weltkrieg
- Nr. 415,1: Ubbedissen, Zweiter Weltkrieg.
Dr. Jochen Rath
Archivleiter
Bielefeld, April 2010/September 2013/Dezember 2014
- Reference number of holding
-
104,002.23/StandesA, Krieg
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Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Amtliches Schriftgut >> Ordnung
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06.03.2025, 6:28 PM CET
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