Bestand
Archiv der Freiherren von Gemmingen-Treschklingen: Akten (Bestand)
Familie: Die Linie
Gemmingen-Treschklingen ist der älteste Ast des jüngeren
respektive Hornberger Hauptstamms der weitverzweigten
freiherrlichen Familie von Gemmingen; seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts unterteilt er sich weiter in die Äste Bürg und
Fränkisch Crumbach. Der Stammvater der Linie, Eberhard von
Gemmingen zu Treschklingen (1688-1767), brachte es in
kaiserlichen Kriegsdiensten zum Feldmarschalleutnant und
Kommandanten der Festung Luxemburg. Sein Sohn Sigmund
(1724-1806), ebenfalls in kaiserlichen Militärdiensten,
konvertierte 1764 von der lutherischen zur katholischen
Konfession und brachte es schließlich zum Feldzeugmeister. Ein
weiterer Sohn Eberhards war der zu Hoffenheim gesessene Otto
Heinrich von Gemmingen (1727-1797), der gemeinsam mit Sigmund
zur römischen Kirche konvertierte; sein gleichnmiger Sohn
(1755-1836) erlangte als Dichter des Schauspiels "Der deutsche
Hausvater" (1779) literarischen Ruhm. Noch heute floriert der
Stamm Gemmingen-Treschklingen mit Zweigen in den Vereinigten
Staaten von Amerika und in der Schweiz sowie in Fränkisch
Crumbach; in Bürg am Kocher hat inzwischen ein Zweig der Familie
von Mentzingen das Erbe angetreten.
Besitz: Die Güter und
Gerechtsame der Freiherren von Gemmingen zu Treschklingen waren
jahrhundertelang weit gestreut. Zum einen lagen sie natürlich im
Kraichgau, namentlich in Adersbach, Hoffenheim, Ittlingen,
Rappenau und Treschklingen, zum anderen mit Bürg und seinen
Zugehörungen um Kocher und Jagst. Daneben gab es einen größeren,
im 16. Jahrhundert von den Herren von Wolfskehlen ererbten,
später noch weiter ausgebauten Besitzkomplex um Oppenheim am
Rhein und um Wolfskehlen im Hessischen Ried sowie um Fränkisch
Crumbach im Odenwald. Aus dem Erbe der 1613 erloschenen Linie
von Gemmingen-Michelfeld kamen auch noch Güter und Rechte in
Michelfeld im Kraichgau sowie in Ingenheim im südlichen
Speyergau hinzu. Darüber hinaus streuten die gemmingischen
Besitzungen zeitweise bis nach Buttenhausen auf der Schwäbischen
Alb, infolge der österreichischen Engagements um die Wende des
18. Jahrhunderts sogar bis nach Österreich und Ungarn.
Besitzteilungen mit dauerhafter Wirkung erfolgten zu Beginn des
18. Jahrhunderts in die Linien Treschklingen, Babstadt und
Neckarzimmern sowie in der Treschklinger Branche noch einmal
Mitte des 19. Jahrhunderts in die Zweige Bürg und Fränkisch
Crumbach.
Archiv: Im November 1786
beschlossen alle Agnaten des jüngeren gemmingischen Hauptstamms
die Errichtung eines gemeinschaftlichen Familienarchivs. In
dieses sollten binnen eines halben Jahres alle die Gesamtfamilie
betreffenden Privilegien, Verträge, Kauf-, Lehn- und
Stiftungsbriefe sowie dergleichen mehr eingeliefert werden. Ob
dieses zentrale Archiv tatsächlich mit aller Konsequenz
realisiert wurde, lässt sich schwer beurteilen, aber zumindest
wurde damit angefangen, es aufzubauen. Umfang, Inhalte und
Struktur des heutigen Gemmingen-Hornberger Archivs scheinen
darauf hinzudeuten, dass die Zusammenführung der zentralen
Bestände in Neckarzimmern erfolgte. Daneben existierte weiterhin
das hier in Rede stehende, sehr reichhaltige Partikulararchiv
der Linie Gemmingen-Treschklingen, gespeist aus deren
verschiedenen Rentamtsregistraturen, allerdings mit auffällig
vielen Abschriften in seinem Urkundenbestand, die auf
entsprechende Ablieferungen nach Neckarzimmern schließen lassen.
In erster Linie birgt das Treschklinger Archiv naturgemäß
Überlieferungen zu den Angehörigen und zur weitgestreuten
Begüterung dieser Linie, darüber hinaus aber auch - von größter
Bedeutung für die Erforschung der Adels- und Landesgeschichte
weit über den Kraichgau hinaus - die umfangreichen
Materialsammlungen zu dem von Reinhard von Gemmingen (+1635)
verfassten "Gemmingischen Stammbaum", die strenggenommen an das
1786 errichtete Gesamtarchiv hätten abgegeben werden sollen. Das
im Wasserschloss zu Bad Rappenau höchst unzulänglich
untergebrachte Treschklinger Archiv wurde im Spätjahr 1935 auf
Wunsch der damaligen Eigentümer in Bad Rappenau, Bürg und
Darmstadt als Hinterlegung unter Eigentumsvorbehalt ins
Generallandesarchiv verbracht; in den folgenden Jahren kam es
noch mehrfach zur Nachlieferung einzelner Stücke, aber auch
ganzer Teilbestände durch verschiedene Eigentümer. Die sogleich
in Angriff genommene Neuordnung und Erschließung des
Aktenbestands nach Gesichtspunkten der Brauer'schen
Archivordnung musste infolge kriegsbedingter Auslagerung
unterbrochen werden und kam erst nach der Mitte der 1950er Jahre
durch Julius Friedrich Kastner zum Abschluss. Zu Beginn des
Jahres 1965 war das Repertorium endlich ins Reine geschrieben.
Dessen digitale Konversion bei gleichzeitiger redaktioneller
Überarbeitung besorgte im Herbst 2016 Kurt Andermann. Karlsruhe,
im November 2016 Kurt Andermann
Literaturhinweise: Carl
Wilhelm Friedrich Ludwig Stocker, Chronik der Familie von
Gemmingen und ihrer Besitzungen, 3 Bde. in 6 Heften, Heidelberg
und Heilbronn 1865-1880 Carl Wilhelm Friedrich Ludwig Stocker,
Familien-Chronik der Freiherren von Gemmingen, Heilbronn 1895
Hans-Lothar Freiherr von Gemmingen-Hornberg, Stammreihen und
Stammbaum der Freiherren von Gemmingen, Heidelberg 1949 Georg
Schmidt, Adeliges Selbstverständnis und späthumanistische
Geschichtsschreibung: der Stammbaum des Reinhard von Gemmingen,
in: Stefan Rhein (Hg.), Die Kraichgauer Ritterschaft in der
frühen Neuzeit (Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 3),
Sigmaringen 1993, S. 257-288 [ohne Berücksichtigung des
Treschklinger Archivs]
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 von Gemmingen-Treschklingen
- Umfang
-
3344 Akten
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Familien- und Herrschaftsarchive >> Adel >> von Gemmingen-Treschklingen >> Familien- und Herrschaftsarchiv von Gemmingen-Hornberg-Treschklingen
- Bestandslaufzeit
-
1222-1929
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1222-1929