Feldpostbrief

Hedwig Lauth an ihren Ehemann am 26.08.1914 (3.2012.1801)

Osnabrück, den 26. Aug. 1914. Lieber Julius. Ich möchte riesiig gern mal bei Dir sein, aber ich scheue noch zu sehr die Reise. Ich glaube, daß ich die schwer aushalten würde. Wie wäre es, wenn wir uns auf halbem Wege entgegen kommen würde? Könntest Du nicht für einen Sonntag Urlaub bekommen und nach Essen kommen? Darauf würde ich mich furchtbar freuen. Da ich mir heute mein Korsett bequemer gemacht habe, ist meine Figur schon sehr rundlich geworden. Für mich wird es jetzt Zeit, daß es kühler wird, damit ich in Jacke gehen kann. Übrigens bekam ich von Frau Vehring heute einen Brief. Frau Poel hatte bei ihr angefragt, ob sie wohl den Schlüssel hätte, da das Fenster unserer Dachkammer offen sei. Die Sachen, die dort ständen würden bei Regenwetter verderben. Da es aber nur Kisten und Schachteln sind, ist es ja nicht so schlimm. Ich will hinschreiben, daß ich in nächster Zeit kommen würde, wo sich der Schlüssel befände, könnte ich so nicht angeben. Von Karl bekamen wir am 21. zuletzt eine Karte, hocherfreut über den ersten Sieg, er hatte die Schlacht bei Metz mitgemacht. Nach den Nachrichten aus der Zeitung ist das 21. Armeekorps, wo er zugehöre in Luneville eingezogen. Man hört hier schon von vielen Bekannten, die verwundet oder tot sind. Es ist doch eine schreckliche, grausame Zeit. Welch ein lieber Gedanke, daß ich Dich so sicher weiß. Oscar schreibt, daß er in den nächsten Tagen kommen wird, da er nichts zu tun hat. Heinrich ist wieder in Hagen, alle Hilfsrichter mußten fort. Erica erzählte mir heute, Vater ist in Wesel auf dem Kriegsgericht und pfeift. So ganz unrecht wird sie nicht haben. Leider machte sich bei ihr heute ein wenig Schnupfen bemerkbar. Helmut liegt an Mandelentz. und ziemlich hohem Fieber krank. Wir haben die beiden aber gleich getrennt gehabt. - Eben komme ich von der [...]lage, wo wir Kränzchen hatten, zurück. 2-300 Soldaten trafen wir dort an, die dort den Tag ihrer Vereidigung feierten. Es tat mir ordentlich leid, daß ich nicht mittanzen durfte. Puttkin wird hier auch ausgebildet. Heute ist Annas Todestag, Erica duldete aber nicht, daß ich zur Kirche ging. Die innigsten Küsse von Deiner Hedwig.

Urheber*in: Lauth, Julius / Rechtewahrnehmung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation | Digitalisierung: Museumsstiftung Post und Telekommunikation

In copyright

1
/
1

Location
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Inventory number
3.2012.1801
Material/Technique
Papier

Related object and literature
Online-Präsentation zum Schreiben in Kriegsgefangenschaft
Teil von Collection ID3.2012.1801: Julius Lauth - 82 Briefe - Februar 1914 bis Januar 1918 - 3.2012.1801

Subject (what)
FELDPOST

Event
Herstellung
(who)
Julius Lauth
(where)
Osnabrück
(when)
26.08.1914

Rights
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Last update
15.04.2025, 1:55 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
Museumsstiftung Post und Telekommunikation. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Feldpostbrief

Associated

  • Julius Lauth

Time of origin

  • 26.08.1914

Other Objects (12)