Archivbestand
Annemarie Vogt, geb. Joschkowitz (1887-1984) (Bestand)
Bestand N 15, 1865-1956 (15 VE),
Findbuch
Form und Inhalt: Der Bestand Annemarie
Vogt, geborene Joschkowitz, gibt Einblicke in das Leben und die
Familienverhältnisse der rassisch verfolgten Familie Joschkowitz in Bergisch
Gladbach und Köln. Annemarie (Marie Sophie) Vogt, geborene Joschkowitz,
wurde geboren am 7. Januar 1887 in Magdeburg und starb am 3. Dezember 1984
in Köln. Sie war die Tochter von Adolph Joschkowitz, geboren am 27. März
1855 in Köln, gestorben am 16. Oktober 1896 in Magdeburg, und seiner Ehefrau
Elise, geborene Wertheim, geboren am 15. April 1859 in Lispenhausen bei
Rothenburg an der Fulda, gestorben am 9. Januar 1944 in Theresienstadt.Seit
dem 27. April 1911 war Annemarie Joschkowitz verheiratet mit Arthur Erich
Vogt, geboren am 14. März 1883, gestorben am 30. November 1948. Das Ehepaar
hatte drei Töchter: Erika („Erilies“, geboren am 15. April 1912, gestorben
am 12. April 1999), Ingeborg (1913-1991) und Rosmarie (1916-1963). Erich
Vogt war Ingenieur und bis 1921 Leiter der kaufmännischen Abteilung im
Stellawerk in Bergisch Gladbach. 1921 gründete er gemeinsam mit Ludwig
Kirchhoff und Fritz und Hermann Berg die Ofenbaugesellschaft Berg & Co.,
die 1927 von Bergisch Gladbach nach Köln-Kalk übersiedelte. Nach 1945 war
Vogt nach Akten des Kreisarchivs Bergisch Gladbach Kreisgeschäftsführer der
CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag
und 1947 Mitbegründer der Rheinisch-Bergischen
Siedlungsgesellschaft.Annemarie Vogt hatte drei Brüder: Werner (als
Flugzeugführer gefallen am 22. August 1917 in Nordfrankreich), Paul Albert
(gefallen 1918) und Reinhold, geboren am 9. Februar 1894 in Magdeburg,
gestorben am 22. Dezember 1952 in Köln.In der Zeit des Nationalsozialismus
war die als jüdischstämmig geltende Familie Joschkowitz rassischer
Verfolgung ausgesetzt. Als ehemaliger Kampfflieger des Ersten Weltkrieges
konnte Reinhold Joschkowitz durch persönliche Kontakte zu Hermann Göring
eine Zeit lang die Verfolgung begrenzen. Im August 1941 wurden Reinhold
Joschkowitz und seine Mutter Elise jedoch gezwungen, ihre Wohnung in
Bergisch Gladbach, An der Tent 2, aufzugeben und mit weiteren
jüdischstämmigen Menschen in ein Juden zugewiesenes Haus an der Bensberger
Straße 188a zu ziehen. Am 13. Februar 1943 wurden sie in das Sammellager
Köln-Müngersdorf und von dort in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo
Elise Joschkowitz am 9. Januar 1944 starb. Reinhold Joschkowitz wurde in
Theresienstadt von den Alliierten befreit, starb aber 1952 an den Folgen des
Lageraufenthaltes.Am 25. August 1944 informierte der Direktor des
Reichssippenamtes in Berlin Arthur Erich Vogt darüber, dass er vom
Reichsminister des Innern den Auftrag erhalten habe, die Abstammung von
Vogts Ehefrau zu überprüfen (vgl. N 15/12). Im September 1944 erhielt
Annemarie Vogt die Aufforderung, „sich mit ihrem Mann und Tochter innerhalb
von 24 Stunden im Lager Müngersdorf zu melden, weil sie Jüdin“ war.
Annemarie Vogt kam dieser Aufforderung nicht nach und lebte von November
1944 bis März 1945 illegal in Bonn (vgl. N 15/14). Die Familie Neven DuMont
nahm in der Zeit der Judenverfolgung Annemarie Vogts Kinder Erika (geboren
1912) und Ingeborg (geboren 1913) bei sich auf. Ingeborg Vogt lebte mit
falschen Papieren bei der Familie Neven DuMont in Starnberg. Nachdem am 9.
Februar 2008 am letzten freiwillig gewählten Wohnort von Elise und Reinhold
Joschkowitz Stolpersteine verlegt worden waren, übergaben die Erben
Annemarie Vogts ihren Nachlass am 4. August 2008 dem Stadtarchiv Bergisch
Gladbach zur dauernden Aufbewahrung. Er ist ohne Einschränkungen benutzbar.
Insbesondere die Familienbriefe aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges in den
Mappen N 15/5, N 15/8, N 15/10 und N 15/11 sind persönliche und zeitnahe
Zeugnisse der Folgen nationalsozialistischer Verfolgung und der damit
verbundenen menschlichen Nöte. Daneben gibt der Bestand auch Hinweise zur
Geschichte und den Geschäftsverbindungen der Ofenbaugesellschaft Berg &
(Mappen N 15/12 und N 15/13) und zu den Flügen eines Kampffliegers im Ersten
Weltkrieg (Mappe N 15/9).Der Bestand wurde im Dezember 2009 und im Januar
2010 verzeichnet von Dr. Albert Eßer.
- Reference number of holding
-
N 15
- Context
-
Stadtarchiv Bergisch Gladbach (Archivtektonik) >> Nachlässe von Privatpersonen
- Date of creation of holding
-
1865-1965
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
17.09.2025, 1:26 PM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1865-1965