Bestand
NL 151: Gesellschaft Germania (Bestand)
Der Geselligkeitsverein "Gesellschaft
Germania" wurde am 21. August 1849 gegründet. Als erster Präsident
amtierte Ernst Hoffmann, als Vizepräsident Emil Noll. Die mit der
Ausarbeitung der Vereins-Statuten beauftragte Kommission (vgl. Nr. 11)
formulierte - dem Motto der Gesellschaft: "Wie's die alten Germanen
hielten" entsprechend - den Paragraph 1 der Statuten lapidar: "Der Zweck
der Gesellschaft "Germania" ist, den Mitgliedern öfter Gelegenheit zu
Zusammenkünften zu geben, um im Freundeskreis sich gesellig zu
unterhalten (vgl. Nr. 4: Statuten des Vereins Germania in Mainz. Mainz
1876, S. 3)". Offenbar war an einen kleineren Kreis von
Vereinsmitgliedern gedacht, da Punkt 5 der provisorischen Bestimmungen
dahingehend lautet, die Zahl der Mitglieder solle "die Zahl von 25" nicht
übersteigen (vgl.Nr. 11). Wöchentlich wollte man samstags zum Comment
zusammenkommen, wobei für unentschuldigtes Nichterscheinen sogar eine
Geldstrafe vorgesehen war. Mangels Quellen läßt sichüber die Entwicklung
des Vereins bis in die späten 1870er Jahre keine Aussage treffen, doch
scheint man die Bestimmung über eine Mitgliederbeschränkung recht bald
fallengelassen zu haben, da sie in den Statuten des Jahres 1875 fehlt und
das aus dem Jahre 1880 stammenden Photoalbum die Portraits nicht weniger
als 112 Mitglieder aufführt (das Album wurde dem Gründungsmitglied Franz
Josef Usinger und seiner Gattin Dorothea geb. Braun zur Silberhochzeit am
16. Mai 1880 geschenkt). Die Mitgliederzahlen lagen relativ konstant bei
110 - 120 Personen (vgl. Nr. 6, 7, 9). In den Jahren bis zur Auflösung
des Vereins im Jahre 1910 wurden an jedem Fastnachtssonntag Maskenbälle
veranstaltet, die offenbar den alljährlichen Höhepunkt im Vereinsleben
darstellten (vgl. Nr. 19, 24). Daneben pflegte man die satzungsgemäße
Geselligkeit bei Exkursionen in die Umgebung von Mainz, bei Familien- und
Bunten Abenden, dem jährlichen Stiftungsfest und sogenannten
Herrenpartien. Der Beschluß der 53. Generalversammlung am 17.Dezember
1902, ein geeignetes Vereinslokal anzumieten (vgl. Nr. 2 zum 17. Dezember
1902, Nr. 3 zum 17. Februar 1903 und Nr. 5), markiert in gewisser Weise
den Höhe- und Wendepunkt in der Geschichte der "Germania". Denn seit der
Jahrhundertwende lassen die Ball- und Mitgliederlisten zunächst
allmählich, seit etwa 1905 deutlich einen Schwund der Mitglieder und
ihres Engagements erkennen (in der Korrespondenz, vgl. bes. Nr. 10,
finden sich besonders in den Jahren 1907-1909 zahlreiche
Austrittserklärungen; allein von 1908 bis 1909 sank die Mitgliederzahl
von 88 auf 69, vgl. auch Nr. 6 und 7). An einer Dampferfahrt nach
Bacharach am 4. Juli 1909 beteiligten sich nur noch 28 Personen, so daß
die bereits engagierte, zwölf Mann starke Musikkapelle abbestellt werden
mußte (vgl. Nr. 3 zum 4. Juli 1909). In der Einladung zur
Generalversammlung vom 14. Dezember 1909, die an die Mitglieder
verschickt wurde, äußert sich die Besorgnis des Vorstands über die
Entwicklung wie folgt: "Bei dieser Gelegenheit glauben wir erwähnen zu
müssen, daß die Veranstaltungen der Gesellschaft seit einiger Zeit nicht
mehr wie früher die ihnen gebührende Würdigung erfahren". Als Begründung
wird dann "die eigentliche neuere Form der Geselligkeit, die sich in der
Absonderung ganz kleiner Kreise von Personen im Hause der einzelnen
darstellt", angegeben (vgl. Nr. 6). Doch zeitigte der die Einladung
beendende Appell nicht die erhoffte Wirkung: Die Generalversammlung war
so schlecht besucht, daß man schließlich eine Auflösung des Vereins ins
Auge faßte. Am 18. Januar 1910 beschlossen die Mitglieder der
Ballotage-Kommission die Einberufung einer außerordentlichen
Generalversammlung zwecks Auflösung der "Germania". Ob und wann diese
letzte Mitgliederversammlung stattfand, ist dem Nachlaß nicht zu
entnehmen; die Tatsache aber, daß sich der Verein bald auflöste, lehrt
ein Blick in das Mainzer Adreßbuch des Jahres 1912, in dem die
Gesellschaft "Germania" nicht mehr aufgeführt ist (letzter Eintrag im
'Adreßbuch für Mainz' 1909, S. 565). Der Nachlaß des Vereins gelangte als
Depositum des Bücherrevisors Wilhelm Kräuter im Oktober 1929 in das
Stadtarchiv Mainz.
verzeichnet 1997
Form und Inhalt: Der
Geselligkeitsverein "Gesellschaft Germania" wurde am 21. August 1849
gegründet. Als erster Präsident amtierte Ernst Hoffmann, als
Vizepräsident Emil Noll. Die mit der Ausarbeitung der Vereins-Statuten
beauftragte Kommission (vgl. Nr. 11) formulierte - dem Motto der
Gesellschaft: "Wie's die alten Germanen hielten" entsprechend - den
Paragraph 1 der Statuten lapidar: "Der Zweck der Gesellschaft "Germania"
ist, den Mitgliedern öfter Gelegenheit zu Zusammenkünften zu geben, um im
Freundeskreis sich gesellig zu unterhalten (vgl. Nr. 4: Statuten des
Vereins Germania in Mainz. Mainz 1876, S. 3)". Offenbar war an einen
kleineren Kreis von Vereinsmitgliedern gedacht, da Punkt 5 der
provisorischen Bestimmungen dahingehend lautet, die Zahl der Mitglieder
solle "die Zahl von 25" nicht übersteigen (vgl.Nr. 11). Wöchentlich
wollte man samstags zum Comment zusammenkommen, wobei für
unentschuldigtes Nichterscheinen sogar eine Geldstrafe vorgesehen war.
Mangels Quellen läßt sichüber die Entwicklung des Vereins bis in die
späten 1870er Jahre keine Aussage treffen, doch scheint man die
Bestimmung über eine Mitgliederbeschränkung recht bald fallengelassen zu
haben, da sie in den Statuten des Jahres 1875 fehlt und das aus dem Jahre
1880 stammenden Photoalbum die Portraits nicht weniger als 112 Mitglieder
aufführt (das Album wurde dem Gründungsmitglied Franz Josef Usinger und
seiner Gattin Dorothea geb. Braun zur Silberhochzeit am 16. Mai 1880
geschenkt). Die Mitgliederzahlen lagen relativ konstant bei 110 - 120
Personen (vgl. Nr. 6, 7, 9). In den Jahren bis zur Auflösung des Vereins
im Jahre 1910 wurden an jedem Fastnachtssonntag Maskenbälle veranstaltet,
die offenbar den alljährlichen Höhepunkt im Vereinsleben darstellten
(vgl. Nr. 19, 24). Daneben pflegte man die satzungsgemäße Geselligkeit
bei Exkursionen in die Umgebung von Mainz, bei Familien- und Bunten
Abenden, dem jährlichen Stiftungsfest und sogenannten Herrenpartien. Der
Beschluß der 53. Generalversammlung am 17.Dezember 1902, ein geeignetes
Vereinslokal anzumieten (vgl. Nr. 2 zum 17. Dezember 1902, Nr. 3 zum 17.
Februar 1903 und Nr. 5), markiert in gewisser Weise den Höhe- und
Wendepunkt in der Geschichte der "Germania". Denn seit der
Jahrhundertwende lassen die Ball- und Mitgliederlisten zunächst
allmählich, seit etwa 1905 deutlich einen Schwund der Mitglieder und
ihres Engagements erkennen (in der Korrespondenz, vgl. bes. Nr. 10,
finden sich besonders in den Jahren 1907-1909 zahlreiche
Austrittserklärungen; allein von 1908 bis 1909 sank die Mitgliederzahl
von 88 auf 69, vgl. auch Nr. 6 und 7). An einer Dampferfahrt nach
Bacharach am 4. Juli 1909 beteiligten sich nur noch 28 Personen, so daß
die bereits engagierte, zwölf Mann starke Musikkapelle abbestellt werden
mußte (vgl. Nr. 3 zum 4. Juli 1909). In der Einladung zur
Generalversammlung vom 14. Dezember 1909, die an die Mitglieder
verschickt wurde, äußert sich die Besorgnis des Vorstands über die
Entwicklung wie folgt: "Bei dieser Gelegenheit glauben wir erwähnen zu
müssen, daß die Veranstaltungen der Gesellschaft seit einiger Zeit nicht
mehr wie früher die ihnen gebührende Würdigung erfahren". Als Begründung
wird dann "die eigentliche neuere Form der Geselligkeit, die sich in der
Absonderung ganz kleiner Kreise von Personen im Hause der einzelnen
darstellt", angegeben (vgl. Nr. 6). Doch zeitigte der die Einladung
beendende Appell nicht die erhoffte Wirkung: Die Generalversammlung war
so schlecht besucht, daß man schließlich eine Auflösung des Vereins ins
Auge faßte. Am 18. Januar 1910 beschlossen die Mitglieder der
Ballotage-Kommission die Einberufung einer außerordentlichen
Generalversammlung zwecks Auflösung der "Germania". Ob und wann diese
letzte Mitgliederversammlung stattfand, ist dem Nachlaß nicht zu
entnehmen; die Tatsache aber, daß sich der Verein bald auflöste, lehrt
ein Blick in das Mainzer Adreßbuch des Jahres 1912, in dem die
Gesellschaft "Germania" nicht mehr aufgeführt ist (letzter Eintrag im
'Adreßbuch für Mainz' 1909, S. 565). Der Nachlaß des Vereins gelangte als
Depositum des Bücherrevisors Wilhelm Kräuter im Oktober 1929 in das
Stadtarchiv Mainz.
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Mainz, NL 151
- Extent
-
0,6 lfm
- Context
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 151-200
- Indexentry place
-
Mainz
Bacharach
- Date of creation of holding
-
1849 - 1910
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
2023-05-02T10:16:27+0200
Data provider
Stadtarchiv Mainz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1849 - 1910