Bestand
Stift Steterburg (Bestand)
Bestandsgeschichte:
Abteilung 11 Alt: Stifter und Klöster, Klostergerichte, Komtureien
11 Alt Steterburg
Kloster Steterburg wurde um 1007 durch Bischof Bernward von Hildesheim auf der ehemaligen Feste "Stedereburch" als Kanonissenstift gegründet. Frederune, Tochter des Stifterpaares Graf Altmann und seiner Frau Hathewig, wird als
erste Äbtissin genannt.
Im 12. Jh. wurde erstmals ein Propst in Steterburg eingesetzt, der die relativ freie Verfassung des Stiftes durch die Augustiner-Chorherrenregel und eine straffe Verwaltung ersetzte. Nachdem sich Mitte des 15. Jhs. Steterburg bei
einer erneuten Reform den Regeln der Windsheimer Konkregation unterworfen hatte, wurde es Ende des 15. Jhs. in den kriegerischen Auseinandersetzungen der Herzöge mit der Stadt Braunschweig zerstört. Dem Wiederaufbau unter Äbtissin Elisabeth, einer Schwester Herzog Heinrich d.J., folgte im Schmalkaldischen Krieg 1542 die erneute Verwüstung. 1569 ließ Herzog Julius das Kloster bei der Einführung der Reformation in ein evangelisches Jungfrauenstift umwandeln. Die ab 1540 vorliegenden Akten zu Klosterpersonen weisen auf den schwierigen Prozeß der Umgeststaltung hin. Im Dreißigjährigen Krieg zerstört, konnte der Konvent nach dem Wiederaufbau 1667 zurückkehren.
Eine letzte grundlegende Veränderung bildete 1691 die Umwandlung des Stiftes in ein freiadliges Damenstift (vgl.
11 Alt Stet Nr. 5). 1938 wurden die Gebäude von den Reichserken Salzgitter aufgekauft und der Konvent nach Blankenburg verlegt.
Der Bestand "Braunschweiger Stifter und Klöster" wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. erstmals durch J.H. Meyne und Friedrich Christoph Wäterling verzeichnet. Nach dem Pertinenzprinzip wurden von Wäterling Akten der Klosterarchive mit Akten aus anderen Beständen, soweit sie Klöster betrafen, zum vorgenannten Bestand vereinigt. Zwischen 1845 und 1880 verzeichnete W. Ehler den Bestand erneut und
Bestandsgeschichte: fügte, dem Prinzip der ersten Verzeichnung folgend, alle noch vorhandenen Klosterakten diesem Bestand hinzu.
Bei der vorliegenden Neuverzeichnung wurden dem Bestand 11 Alt Stet Akten des Residenzamtes Wolfenbüttel und einige Akten, die diesem Bestand aus anderen Beständen zugewiesen worden waren, hinzugefügt. Dabei fand ein für alle 11 Alt Bestände erarbeitetes Klassifikationsschema Anwendung mit dem Ziel, die einstige Verwaltung des Stiftes erkennbar zu machen.
Die Neuverzeichnung wurde von den Archivangestellten Frau Dr. Marnette-Kühl und Herrn Reifenstein in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Jarck ausgeführt.
Die Eingaben in die EDV (AIDA) erfolgte durch die Archivanangestellten Frau Ficek und Herrn Kustak.
Wolfenbüttel, im August 1995
(Dr. Jarck)
Ltd. Archivdirektor
Literatur:
Bunselmeyer, Silvia, Das Stift Steterburg im Mittelalter, Beihefte zum Braunschweigischen Jahrbuch
Bd. 2, 1983
Kleinau, Hermann, Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, Veröffentlichungen der historischen
Kommission für Niedersachsen Bd. XXX, Bd. 2, Hildesheim 1968, Nr. 1980
Ergänzung des Vorworts 2008
Der bisherige schmale Bestand des Staatsarchivs Wolfenbüttel (2,2 lfdm) enthielt in der Hauptsache Akten der herzoglichen Kammer und des Residenzamts Wolfenbüttel.
Der eigentliche Archivbestand des Stifts Steterburg hat sich dagegen immer in Steterburg selbst befunden. Eine Ortsveränderung trat erst 1939 ein. Aufgrund der Übersiedlung der verbliebenen Stiftsdamen nach Blankenburg im Jahr 1939 wurde das Archiv nach Blankenburg transferiert und verblieb nach dem Zweiten Weltkrieg dort, obwohl die Stiftsdamen nach den Enteignungen Blankenburg 1954 verließen und in den Westen übersiedelten (Schliestedt bei Schöppenstedt).
1972 gelangte das Stiftsarchiv in das
Bestandsgeschichte: Staatsarchiv der DDR Oranienbaum (heute Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abt. Dessau). 1999/2000 wurden für den Bestand von Frau Dr. Ulrike Höroldt, damals Oranienbaum, Findhilfsmittel angelegt. 2004 wurde der gesamte Bestand vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg an das Staatsarchiv Wolfenbüttel abgegeben (Zg. 63/2004).
Zur Geschichte des Stiftsarchivs ist folgendes zu bemerken. Bald nach der Umwandlung des Klosters in ein adelig-freiweltliches Stift 1691 wurde ein Archivrepertorium durch den Kanzlei-, Grenz- und Klostersekretär Johann Justus Voigt angefertigt (1700), das systematisch gegliedert ist, aber noch keine Archivsignaturen enthält. Voigt ist auch der Autor einer Stiftsgeschichte von 1709. Die Akten wurden um 1700 teilweise zu kleinen Paketen formiert, als Umschlagbögen wurden Rechnungsfragmente vom Ende des 17. Jh. aus verschiedenen Klöstern des hiesigen Raumes verwendet (Klass. 10.02). 1746 wurden die Akten neu geordnet und laufend durchnumeriert (Nr. 1-275 mit Zusätzen; revidiert 1792, Nr. 1-374, dazu Meiersachen und weitere Zusätze).
1845 wurde das Stiftsarchiv wiederum neu geordnet und es wurden Archivsignaturen eingeführt, die mit der römischen Zahl I, II oder III begannen und im Fall von I und III von einem Großbuchstaben gefolgt waren (I A-C, III A-H). 1863 beauftragte die Herzogliche Kammer den Finanzrevisor Schmalbruch mit der Neuordnung des Stiftsarchivs; er führte Großbuchstaben A-G ein, gefolgt von laufenden Nummern. Vgl. Findbuch zu 50 Neu 3 Stet, Klass. 01.
Der Zugang von 2004 wurde durch den Unterzeichnenden 2007/2008 neu verzeichnet und den bisherigen Beständen 11 Alt Stet und 50 Neu 3 Stet zugeordnet. Innerhalb des Bestandes 11 Alt Stet wurden unter Alte Archivsignatur die Steterburger Archivsignaturen von 1845 und 1863 vermerkt. Von den vorliegenden Hilfsfindmitteln aus Oranienbaum wurden nur die Aktentitel der
Bestandsgeschichte: Rechnungsserien übernommen. Sie wurden von Frau Ficek und dem Unterzeichnenden eingegeben. Die Gliederung des Bestandes wurde gegenüber der Gliederung der Bestandsgruppe 11 Alt leicht modifiziert.
Als besonders zeitaufwändig erwies sich die Verzeichnung von Miscellanea und Varia (s. Konkordanz: alte Archivsignatur 554/344 Miscellanea und 558 Varia). Für den Zg. 63/2004 wurden keine Indexbegriffe ausgeworfen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, wurde der Index zum bisherigen Bestand 11 Alt Stet Nr. 1-201 dem vorliegenden Findbuchausdruck nicht beigebunden.
Bei Recherchen im Bestand 11 Alt ist jeweils auch der Bestand 4 Alt 3 Stet und der Bestand 50 Neu 3 Stet heranzuziehen, der auch Akten enthält, die in das 18. Jahrhundert zurückreichen.
Besondere Beachtung verdienen die farbigen Aufschwörungstafeln der Stiftsdamen auf Pergament aus dem Ende des 17. Jh. und dem 18. Jh. Sie waren rechtsverbindlich und sind überwiegend mit Siegeln unter Namensnennung beglaubigt. Einige von ihnen sind vom Hofkupferstecher A. A. Beck signiert. Es handelt sich insgesamt um rund 40 Tafeln. 32 von ihnen hingen in den Dreißiger Jahren des 20. Jh. im Fräuleinchor der Stiftskirche und 12 im Treppenhaus des Wohngebäudes der Äbtissin, der sog. Abtei (Ehrenkrook, S. 54). Eine Abschrift mit ergänzenden Angaben findet sich in der Handschriftenabteilung (VII B Hs 380a).
Aus der Bibliothek des Stifts stammen folgende im Zg. 63/2004 befindlichen Schriften: Klosterordnung Herzog Ausgusts d. J. von 1655, Ausgabe von 1786; Gottlieb Creutzbergs Wahre Seelenruhe in den Wunden Jesu oder achtig Passionsandachten, 1733 (Besitzername: Charlotte Luise von Cramm); Neu vermehrtes Stadt-Hildesheimisches Gesangbuch, Hildesheim 1734; Landtagsabschied vom 9.4.1770 und Gesamter Landschaft Privilegia und Befugnisse. Die Schriften wurden der Dienstbibliothek des Staatsarchivs
Bestandsgeschichte: einverleibt.
Wolfenbüttel, im Juni 2008
Dr. Ulrich Schwarz
Lit.:
Hermann Dürre, Wie ward Steterburg ein adliges Stift?, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen, 1885, S. 183-197
Hans Friedrich von Ehrenkrook, Die Ahnentafeln im adligen freiweltlichen Damenstift zu Steterburg, in: Familiengeschichtliche Blätter 31 (1933), S. 54f.
Wolfgang Billig, Die Stiftskirche zu Steterburg, Braunschweig 1982
Margot Ruhländer, Die Damen vom Stift Steterburg. 1000 Stift Steterburg, Braunschweig 2003 (Zg. 247/2003).
Gesine Schwarz, Die Rittersitze des alten Landes Braunschweig, 2008, Anhang
Bestandsgeschichte: I
Zusatzinformationen: Abgeschlossen: Nein
Zusatzinformationen: teilweise verzeichnet
- Bestandssignatur
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NLA WO, 11 Alt Stet
- Kontext
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Nds. Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel (Archivtektonik) >> Gliederung >> 3 Akten (Alt / W / Neu / Nds / R / Bund) >> 3.1 Fürstentümer Wolfenbüttel und Blankenburg (Alt) >> 3.1.4 Klöster, Stifte, Klostergerichte und Komtureien
- Bestandslaufzeit
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1540-1818
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.06.2025, 12:45 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1540-1818