Archivale

Ausschluss der Botenfrau in Artelshofen vom Abendmahl

Enthält:
1755 Oktober 27: Schreiben des Pfarrers W(olfgang)f(riedrich). Schmid aus Artelshofen an Herrn (Johann Leonhard) Fischer, Sekretär der Frau Ebner, Nürnberg.
Am 16. d.M. schrieb Fischer an den Pfarrer. Dabei wurde erwähnt, dass der Verwalter folgende Punkte mitgeteilt hat: 1.) Mit der Botenfrau sei etwas passiert, schrieb aber nicht, was. 2.) Der Bote habe ausgesagt, der Pfarrer habe die Frau nicht zum Abendmahl zugelassen, weil sie zunächst geleugnet hatte, auf der Kirchweih in Neuhaus gewesen zu sein, und weil sie nicht versprechen wollte, dies nicht mehr zu tun. 3.) Schreiber wurde aufgefordert, einen Bericht zu verfassen.
Es verwundert Schreiber, dass der Verwalter die Hintergründe des Vorgangs nicht mitgeteilt hat, obwohl sie ihm dorch ebenfalls bekannt sind.
Dies gilt entsprechend auch für den Boten, der wohl aus Angst vor seiner Xantippe die erwähnte Äußerung getan hat.
Schreiber will nicht annehmen, dass man seine Entscheidung bezüglich der Frage des Abendmahls in Zweifel zieht. Er könnte sich hierfür vor der hohen Obrigkeit als Ecclesiae Episcopo durchaus verantworten.
Vor 14 Tagen versuchte Schreiber, der Frau ins Gewissen zu reden. Es ging einmal um ihre Entheiligung des Feiertages, sowie um ihr sündliches Benehmen während ihres Krankenlagers. Die Frau lachte nur, war keiner Argumentation zugänglich, und erst nachdem Schreiber ihr vorgehalten hatte, sie habe sich damit selbst die Teilnahme am Abendmahl unmöglich gemacht, ging sie mit den Worten fort: Wann er mich nicht annehmen will, ists mir a recht. Bald danach kam ihr Mann von Nürnberg zurück, der sich im Gespräch mit Schreiber über seine Frau beklagte, die ihn ständig an den Sonntagen nötige, etwas zu besorgen. Wenn sie nicht zum Abendmahl gehen wolle, sei das ihre Sache; er selbst wolle sehr wohl teilnehmen. Schreiber bat, die Frau solle vor der Beichte noch einmal zu ihm kommen. Sie hingegen wollte nun sogar ihren Mann an der Teilnahme an Beichte und Abendmahl hindern. Als der Mann zur Kirche ging, verließ die Frau das Haus und nahm alle Schlüssel mit. Der Mann musste ihr nachlaufen und holte sie auf dem Weg Richtung Vorra ein. Er wollte seine Schlüssel an sich nehmen, aber sie fiel ihn, nach den eignenen Worten des Boten, wie ein bissiger Hund an, umklammerte seine Beine, schrie und schimpfte, was die gerade aus Vorra heimkehrenden Beichtkinder mitansehen und -hören mussten. Nachts schlich sie sich ins Haus, verriegelte die Kammer, sodass der Mann auf der Bank schlafen musste. Als der Mann am darauffolgenden Tag, dem Sonntag, sich anschickte, zum Abendmahl zu gehen, warf sie seine Kleidung auf die Miststätte. Sie verbrachte den Sonntag teils im Dorf, teils beim Schneider, der sie aber nicht beherbergen wollte. Man brachte sie schließlich zu ihrem Mann zurück, den sie erneut mit einer Schimpfkanonade bedachte, nur weil er am Abendmahl teilgenommen hatte.

1755 November 5: Schreiben (Konzept) des J.L. Fischer, Nürnberg, an den Pfarrer.
Dem Bericht des Pfarrers konnte nun die ganze Wahrheit entnommen werden. Die Frau muss bestraft werden. Sie wird sich auch beim Pfarrer entschuldigen müssen.
Die Äußerungen des Pfarrers aber, welche den Anschein erwecken, er wolle seiner Herrschaft eine Einmischung in seine auf Gewissensgründen basierende Entscheidung vorwerfen, stießen bei Frau von Ebner auf größtes Befremden. Als Kirchenherrschaft hat man sehr wohl Fug und Recht, in jedem Fall einen Bericht zu fordern.

Archivaliensignatur
E 49/II Nr. 1145
Sonstige Erschließungsangaben
Indexbegriff Person: Ebner, Maria Jakobina geb Nützel

Indexbegriff Person: Fischer, Johann Leonhard

Indexbegriff Person: Schmid, Wolfgang Friedrich

Indexbegriff Sache: Klassifikation E/F-Bestände: Vogteiliche Rechte

Kontext
Holzschuher/Akten und Rechnungen
Bestand
E 49/II Holzschuher/Akten und Rechnungen

Indexbegriff Sache
Pfarrer, Artelshofen
Bote
Botenfrau
Sekretär, Ebnerischer
Verwalter Artelshofen
Lebenswandel liederlicher
Kirchweih
Abendmahl Verweigerung
Beichte
Ehestreit
Aussperren
Kirchenherrschaft
Xanthippe (Antonomasie)
Schlüssel verweigert
Strafe
Entschuldigung
Miststätte
Konzept
Verweis
Indexbegriff Ort
Artelshofen, Kirche
Neuhaus
Vorra

Laufzeit
27.10.1755 - 05.11.1755

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
05.06.2025, 13:00 MESZ

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Objekttyp

  • Archivale

Entstanden

  • 27.10.1755 - 05.11.1755

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