Bestand

A Rep. 232-35 Berliner Verein für Volkserziehung (Pestalozzi-Fröbel-Haus) (Bestand)

Vorwort: A Rep. 232-35 Berliner Verein für Volkserziehung (später Pestalozzi-Fröbel-Haus)

1. Vereinsgeschichte

Der Berliner Verein für Volkserziehung wurde am 16. Mai 1874 gegründet und war zunächst Träger eines Volkskindergartens. Als Gründungsziel wurde benannt: "Erweiterung und Verbesserung der Kleinkinderfürsorge und der Jugenderziehung sowie zur Ausbildung der Frauen für die Berufe der Hauswirtschaft und der Erziehung". Henriette Schrader-Breymann , die Vorsitzende des Vereins, gliederte dem Kindergarten bald ein Kindergärtnerinnen-Seminar an. In Rückbesinnung auf die Pädagogen Pestalozzi und Fröbel sollte die Idee der erzieherischen Kraft der Wohnstube, die Heinrich Pestalozzi in seinen Schriften entwickelt hatte, in den Kindergarten übertragen und darüber hinaus die "freitätige Entwicklung des Kindes im Spiel", die Friedrich Fröbel (Henriette Schrader-Breymanns Großonkel) in seinen Werken hervorgehoben hatte, damit verbunden werden. Sie entwickelte für die pädagogische Arbeit die damals innovative "Methode des Monats- oder Konzentrationsgegenstandes", die bis heute, nahezu 170 Jahre später, in der Elementarpädagogik Anwendung findet. Das bedeutete das nach einem vier Wochen umfassenden Plan die Jahreszeit, die örtlichen Verhältnisse (Stadt, Land) und das Alter der Kinder für die Erziehung wichtig waren. Ab 1878 richtete man Handfertigkeitskurse für Schulkinder (Arbeitsschule) ein und ein Jahr später gliederte man eine Elementarklasse an. 1880 wurden alle Vereinseinrichtungen in der Steinmetzstraße zusammengefasst. Bald kamen weitere Einrichtungen hinzu wie ein Mädchenheim (1881), eine Koch- und Haushaltungsschule (1884) durch Hedwig Heyl und eine Krippe. Ab 1896 wurden in Schöneberg zwei neue stattliche Gebäude (Haus I und Haus II) in der Kyffhäuserstraße 21 (ab 1914 Karl Schrader Straße 7/8) errichtet. 1908 wurde auf dem Gelände des Pestalozzi-Fröbel-Haus die von Alice Salomon ins Leben gerufene "Soziale Frauenschule" (Haus III) eröffnet. Sie rief noch 1925 die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit ins Leben, eine spezielle Weiterbildungsakademie für Frauen mit entsprechendem Staatsexamen und drei Jahren Berufserfahrung in sozialer Arbeit, Krankenpflege, Hauswirtschaft oder Unterricht an Sozialschulen.
Seit 1933 blieb das Pestalozzi-Fröbel-Haus, zu dessen Vorsitzenden Karl Spiewok (Hauptabteilungsleiter der NSV im Gau Berlin) bestimmt wurde, als eigenständige Einrichtung bestehen. Es wurde nicht aufgelöst und auch nicht in eine NS-Organisation eingegliedert. Jüdische und nichtarische Lehrkräfte wurden entlassen. Die Lehr- und Lerninhalte in den Schulen sowie die Pädagogik in den sozialpädagogischen Einrichtungen der Wohlfahrtspflege mussten sich natürlich der damaligen Ideologie anpassen. 1943 wurde das Pestalozzi-Fröbel-Haus in eine Stiftung umgewandelt.

Da ein beträchtlicher Teil der Gebäude des Pestalozzi-Fröbel-Hauses durch Kriegseinwirkungen zum Teil zerstört und in Mitleidenschaft gezogen waren, begann man nach 1945 zügig mit dem Wiederaufbau. Das Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) ist weiterhin ein Träger von Kindertagesstätten und anderen sozialpädagogischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.

Das Landesarchiv Berlin erhielt die Akten 1965 vom Pestalozzi-Fröbel-Haus.


2. Bestandsbeschreibung

Der Bestand umfasst 22 Akten (0,45 lfm) mit der Laufzeit 1900 - 1950. Er beinhaltet zur Akten betr. die Angliederung der Sozialen Frauenschule an das Pestalozzi-Fröbel-Haus und den Umbau des Hauses Barbarossastraße 65. Des weiteren sind Akten zum Ankauf des Heimathauses des Roten Kreuzes (Magdeburger Straße), zu Darlehen und Zuschüssen des Magistrats und zu Besoldungsfragen überliefert. Einige Materialsammlungen entstanden im Rahmen der Ausbildung runden den bestand ab.

Der Bestand wurde zunächst 1965 als Zugang 1431 dem Landesarchiv Berlin übergeben und dem Bestand Rep. 15 Senatsverwaltung für Schule, Beruf, Bildung und Sport zugeordnet. 1998 wurde im Landesarchiv Berlin eine neue Tektonik der Bestände eingeführt und diese Akten als separater Vereinsbestand vorgemerkt. 2006 wurden die Vereinsakten aus dem Senatsbestand herausgelöst und als separater Vereinsbestand gebildet, technisch bearbeitet und intensiv mit der Software Augias.Archiv 8.3 verzeichnet. Der Bestand ist nun über die Findmittel Datenbank und Findbuch nutzbar.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.

Der Bestand wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, A Rep. 232-35 Nr. … .


3. Korrespondierende Bestände

Landesarchivs Berlin A Pr.Br.Rep. 030-04 Polizeipräsidium Berlin - Vereine
Landesarchivs Berlin A Pr.Br.Rep. 057 Der Stadtpräsident der Reichshauptstadt Berlin
Landesarchivs Berlin A Rep. 001-02 Magistrat der Stadt Berlin, Generalbüro
Landesarchivs Berlin A Rep. 001-06 Magistrat der Stadt Berlin, Personalbüro
Landesarchivs Berlin A Rep. 056 Ratsherrenversammlung
Landesarchivs Berlin A Rep. 109 Kataster- und Vermessungsamt Schöneberg

Alice-Salomon-Archiv, Berlin
Archiv des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, Berlin
Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Berlin



4. Literatur

Barow-Bernstorff, Edith: Das Bemühen um Durchsetzung progressiver pädagogischer Auffassungen Friedrich Fröbels in den 60er und 70er Jahren des 19.Jahrhunderts in den Bildungseinrichtungen des Berliner Fröbel-Vereins und dem Vorläufer unserer Ausbildungsstätte, In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena : Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe ; 1983, 4/5 S. 471-474. Jena 1983.
Berliner Verein für Volkserziehung und Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit. Berlin o.J.
Der Berliner Verein für Volkserziehung, Pestalozzi-Fröbelhaus, In: Berliner Wohlfahrtsblatt ; 7.1931, S. 105-107. Berlin 1931.
Erning, Günter; Neumann, Karl; Reyer, Jürgen (Hrsg.): Geschichte des Kindergartens. Band II. Institutionelle Aspekte, Systematische Perspektiven, Entwicklungsverläufe. Freiburg/Br. 1987.
Festschrift 125 Jahre Pestalozzi-Fröbel-Haus 1874-1999. Hrsg. von Erika Sommer u.a.. Berlin 1999.
Feustel, Adriane: Sozialpädagogik und Geschlechterverhältnis 1900 und 2000. Colloquium zur Eröffnung des Archiv- und Dokumentationszentrums für Soziale und Pädagogische Frauenarbeit. Berlin 2003.
Voß, Jo: Geschichte der Berliner Fröbelbewegung, S. 50-98. Weimar 1937.




Berlin, im Juli 2012 Kerstin Bötticher


Henriette Schrader-Breymann (* 14. September 1827 in Mahlum bei Braunschweig; † 25. August 1899 in Schlachtensee, heute zu Berlin gehörend) war eine deutsche Pädagogin, Gründerin von Bildungs- und Erziehungsinstitutionen, Förderin der Fröbelpädagogik und der Frauenbildung.
Friedrich Wilhelm August Fröbel (* 21. April 1782 in Oberweißbach; † 21. Juni 1852 in Marienthal) war ein deutscher Pädagoge und Schüler Pestalozzis. Auf ihn geht die Bezeichnung Kindergarten für Einrichtungen zur Kinderbetreuung zurück.
Alice Salomon (* 19. April 1872 in Berlin; † 30. August 1948 in New York) war eine liberale Sozialreformerin in der deutschen Frauenbewegung und eine Wegbereiterin der Sozialen Arbeit als Wissenschaft. In diesem Zusammenhang wurde von ihr der Begriff Soziale Diagnostik eingeführt.

Bestandssignatur
A Rep. 232-35

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 7 Kammern und Körperschaften, Organisationen und Vereine >> A 7.3 Vereine und Verbände

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2025-02-28T14:13:02+0100

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