Bestand
Schmeidler, Herbert (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Lebensdaten
15.10.1889 geboren in Breslau als
Sohn eines Arztes
1908 aktiver Offizier
1919 Entlassung aus dem Heeresdienst als
Hauptmann
1920-1924 juristisches Studium
1924 Dr. jur. (Breslau)
1924 -
1932 verschiedene Stellungen in der Maschinenbauindustrie, auch in
Finnland, den Vereinigten Staaten und Argentinien
1932 Berufung durch Dr. Syrup als Referent in das
Reichskommissariat für den freiwilligen Arbeitsdienst
1933 Übertritt zur Reichsleitung des Arbeitsdienstes
(Leiter der Verwaltungsabteilung, dann Chef des Amtes für Verwaltung
und Wirtschaft)
April 1935
Reichsarbeitsdienstdirektor
Okt. 1935
Generalarbeitsführer
1937 Inspekteur für
Verwaltung und Wirtschaft beim Reichsarbeitsführer
1941 Höherer RAD-Führer für die mot. Einheiten des RAD
(Fronteinsatz bei Panzerarmee 1)
1942
Obergeneralarbeitsführer
1943 Inspekteur der im
Rahmen der Wehrmacht eingesetzten RAD-Einheiten im Reich
1945 als rangdienstältester RAD-Führer letzter Führer
des Führungsstabs Nord der RAD-Leitung
1945-1947 Internierung
1949 Vorsitzender
des Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger berufsmäßiger
RAD-Angehöriger
24.10.1955 Tod durch
Verkehrsunfall
Bestandsbeschreibung:
Schriftwechsel über die Gründung und Organisation des von ihm
geleiteten Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger
Reichsarbeitsdienstführer; Unterlagen zur Interessenvertretung
ehemaliger Reichsarbeitsdienstangehöriger, speziell in Bezug auf Art.
131 GG. (Stand: 1977)
Inhaltliche Charakterisierung:
Herbert Schmeidler wurde am 15.10.1889 in Breslau als Sohn eines
Arztes geboren. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in
seiner Vaterstadt trat er 1908 in das Heer ein und war vor dem ersten
Weltkrieg Offizier in einem Eisenbahnregiment, in der Kraftfahrtruppe.
Während des Krieges Kompanieführer in einem Infanterieregiment und
Brigadeadjudant; 1917 wurde er zum Generalstab kommandiert. Er erwarb
das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse sowie das Ritterkreuz zu
Hohenzollernschen Hausorden mit Schwertern.
Als
Hauptmann 1919 aus dem Heeresdienst entlassen, wurde er
Direktionsassistent in einem Industrieunternehmen. Das 1920 in Berlin
gleichzeitig begonnene juristische Studium beendete er mit der ersten
juristischen Staatsprüfung und der Promotion zum Dr. jur. in Breslau
1924.
1924-1932 war er in verschiedenen
Unternehmen der Maschinenbauindustrie, zuletzt an leitender Stelle
tätig. 1924-1926 arbeitete er für diese in Finnland, in den
Vereinigten Staaten von Amerika und Argentinien.
Durch die Schriften von Prof. Schöpke angeregt, befasste er sich
seit 1929 mit dem Gedanken des Arbeitsdienstes. Als Mitglied des unter
der Leitung des Generals a.D. und späteren Botschafters Faupel
stehenden Kuratoriums für Arbeitsdienst und als stellvertretender
Vorsitzender des Volksbundes für Arbeitsdienst wirkte er ehrenamtlich
beim Aufbau eines Freiwilligen Arbeitsdienstes auf überparteilicher
und überkonfessioneller Grundlage mit. Ende 1932 wurde er von dem
Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst Dr. Syrup als
Referent für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten in das sich
bei der Hauptstelle der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitslosenversicherung bildende Reichskommissariat für den
Freiwilligen Arbeitsdienst einberufen. Im Frühjahr 1933 trat er zu der
unter Leitung des späteren Staatssekretärs und Reichsarbeitsführers
Hierl sich bildenden Reichsleitung des Arbeitsdienstes über und wurde
mit der Leitung der Verwaltungsangelegenheiten beauftragt. Sein
Verdienst ist der Aufbau der Verwaltung des Freiwilligen und
Reichsarbeitsdienstes, die er unter Hilfe von ihm ausgewählten
tüchtigen Mitarbeitern in kurzer Zeit aus dem Nichts schuf.
Zunächst als Leiter der Verwaltungsabteilung, dann
als Chef des Amtes für Verwaltung und Wirtschaft war er verantwortlich
für das Haushalts-, Kassen und Rechnungswesen, Verpflegungs- und
Bekleidungswirtschaft, das Unterkunftswesen und alle juristischen
Angelegenheiten dieses Bereichs des Reichsarbeitsdienstes. 1935 im
April zum Reichsarbeitsdienstdirektor ernannt, wurde er nach
Inkrafttreten des Reichsarbeitsdienstgesetzes im Oktober 1935
Generalarbeitsführer.
Seit 1937 Inspekteur für
Verwaltung und Wirtschaft beim Reichsarbeitsführer für den Bereich der
Reichsarbeitsdienst-Männer war er zugleich der Dienstvorgesetzte der
Bezirksverwaltungen für die weibliche Jugend. An den Vorbereitungen
des Erlasses für die Fortführung des Reichsarbeitsdienstes während des
Krieges war er maßgebend beteiligt. 1941 wurde er als Höherer
RAD-Führer mit der Führung der motorisierten Einheiten des
Reichsarbeitsdienstes beauftragt, die im Verbande der Panzerarmee 1
(v. Kleist) im Russlandfeldzug eingesetzt wurden.
Nachdem die Arbeitsmänner dieser Einheiten in den ersten Monaten
1942 unmittelbar in Russland in die Wehrmacht überführt worden waren,
kehrte er zur Reichsarbeitsdienstleitung zurück und wurde 1943 unter
Beibehaltung seiner friedensmäßigen Dienstaufgaben Inspekteur für die
innerhalb des Reichsgebietes im Rahmen der Wehrmacht eingesetzten
Reichsarbeitsdienst-Einheiten. 1942 zum Obergeneralarbeitsführer
ernannt, erhielt er 1944 das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit
Schwertern. Als rangdienstältester Führer war er Ende Mai 1945 Führer
des Führerstabes Nord der Reichsarbeitsdienstleitung.
Nach seiner Entlassung aus der Internierung 1947 war
er zunächst in Oberbayern als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und
als Vertreter tätig. Als seit 1949 an verschiedenen Stellen Kreise
ehemaliger berufsmäßiger RAD-Angehöriger zur Wahrung ihrer Belange
entstanden waren, war er bestrebt, diese in einer einheitlichen
Organisation zusammenzufassen. Als maßgebliches Mitglied eines
kleineren Arbeitsausschusses seit Ende 1949 und als Vorsitzender des
Bundes der Notgemeinschaften ehemaliger berufsmäßiger RAD-Angehöriger
hat er in Zusammenarbeit mit den gleichartigen Beamten- und
Soldatenverbänden an den Verhandlungen zur Vorbereitung und
Durchführung des 131er Gesetzes in maßgebender Weise teilgenommen und
die Belange der RAD-Angehörigen auf Grund seiner umfassenden
Kenntnisse vertreten. Mitten aus seinem Wirken heraus wurde er durch
einen Verkehrsunfall am 24.10.1955 aus dem Leben gerissen.
Sein Nachlass umfasst nur den in der Nachkriegszeit
von ihm geführten Schriftwechsel aus seiner Tätigkeit für die
Notgemeinschaften. Er ist dadurch bedeutsam, dass er Einblick in die
Tätigkeit der an der 131er Gesetzgebung beteiligten Verbände gewährt,
die Einstellung der ehemaligen RAD-Angehörigen zum neuen Staat in
ihrer Mannigfaltigkeit widerspiegelt. Bei dem Verlust der meisten
Akten des Reichsarbeitsdienstes, insbesondere der RAD-Leitung ist der
Nachlass mittelbar auch eine wichtige Quelle zur Geschichte des
Freiwilligen und Reichsarbeitsdienstes. Die der Bundesregierung und
dem Bundestag eingereichten Denkschriften über die Aufgabe des
Arbeitsdienstes gründen sich vornehmlich auf Schmeidlers Erinnerungen
aus seiner Tätigkeit in der RAD-Leitung. Wichtiger als die unter
bestimmten Gesichtspunkten abgefassten Denkschriften sind als Quelle
zur Geschichte des Reichsarbeitsdienstes seine Anmerkungen, Antworten
und Stellungnahmen zu Schreiben verschiedener RAD-Führer.
Der gesamte Schriftwechsel war von Schmeidler
zunächst nur zeitlich abgeheftet worden, in der späteren Zeit, sowie
es sich bei den Absendern oder Empfängern um ehemalige RAD-Angehörige
handelte, nach dem für ihren Wohnsitz zuständigen Landesverband des
Bundes der Notgemeinschaften. Der übrige Schriftwechsel war teils
zeitlich, teils unter Berücksichtigung sachlicher Gesichtspunkte
abgeheftet. Ein großer Teil war infolge seines plötzlichen Todes noch
ungeordnet.
Um den Nachlass leichter benutzbar
zu machen, wurde in Anlehnung an die vorgefundene Ordnung der gesamte
Schriftwechsel mit Regierungsstellen, Abgeordneten und Verbänden
hinsichtlich der 131er Gesetzgebung von dem übrigen, vornehmlich die
Angelegenheiten des Bundes der Notgemeinschaften betreffenden
Schriftwechsel getrennt und in sich zeitlich und sachlich gegliedert.
Die im Nachlass vorhandenen zahlreichen Veröffentlichungen,
Mitteilungsblätter, Rundschreiben von Parteien und Verbänden wurden,
soweit sie nicht in unmittelbarem sachlichen Zusammenhang mit dem
übrigen Schriftwechsel stehen, bzw. mit kennzeichnenden Anmerkungen
von der Hand Schmeidlers versehen sind, im Einverständnis mit der
Eigentümerin des Nachlasses in die zeitgeschichtlichen Sammlungen des
Bundesarchivs mit entsprechenden Sachhinweisen eingeordnet.
Vgl. Dienstakten Az. 4211/Schmeidler
Koblenz, Oktober 1958
Dr.
Croon
Ergänzung zur Vorbemerkung
Einen kleinen Bestand von Akten fand Frau Dr.
Schmeidler anlässlich des letzten Umzuges. Er war völlig ungeordnet.
Die Ordnung erfolgte durch mich nach einigen Sachgruppen, die nach
meiner Kenntnis der Verhältnisse in der RAD-Leitung am zweckmäßigsten
war.
Für die Geschichte des RAD wichtig sind
vor allem die unter Nr. 3 aufgeführten Akten, zumal sie in den
Stellungnahmen Schmeidlers - Entwürfe zu Schreiben an den
Reichsarbeitsführer Hierl - einen Einblick in die inneren Spannungen
der RAD-Leitung geben.
Der in den Akten
befindliche „Entwurf eines Führererlasses über Wehraufgaben des RAD im
Kriege", wurde von dem damaligen Chef des Dienstamtes,
Generalarbeitsführer Schultze abgezeichnet, die Stellungnahme Hierls
wurde von dem damaligen Abteilungsleiter Dienstamt 3 Oberarbeitsführer
Dr. Mahr beglaubigt.
Krefeld, den
12.6.1966
Dr. Croon
Zitierweise: BArch N
1050/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch N 1050
- Extent
-
51 Aufbewahrungseinheiten; 1,1 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> S
- Date of creation of holding
-
1948-1954
- Other object pages
- Provenance
-
Schmeidler, Herbert, 1889-1955
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1948-1954