Arbeitspapier

Steuerungstheorie des Arbeitsmarktes: Ein politisch-ökonomischer Ansatz gesellschaftlicher Steuerungs- und Entscheidungshierarchien und darauf bezogener Instrumente staatliche Steuerung des Arbeitsmarktes

Die folgende Studie beschäftigt sich mit Formen und Wirkung politisch-sozialer Steuerung und ihrer Wechselwirkung mit ökonomischen Steuerungsmechanismen des Arbeitsmarktes. Die Fragestellung ist Resultat von Analysen zur strukturierten Arbeitslosigkeit. Prozeß, Dynamik und Verteilung der Arbeitslosigkeit sind nur im Zusammenhang mit der politisch-sozialen Entscheidungsstruktur zu verstehen. Mit der Verteilung und Zuordnung knapper Ressourcen - z.B. von guten Arbeitsplätzen - ist auch eine entsprechende Allokation sozialer Positionen und politischer Macht verbünden, die politisch-sozialer'Steuerung unterliegen. Strategien erfolgversprechender Arbeitsmarktund Beschäftigungspolitik müssen diese Zusammenhänge berücksichtigen. Zunächst wird ein allgemeiner Bezugsrahmen einer politischökonomischen Steuerungstheorie entworfen und am Beispiel der Arbeitsmarktpolitik illustriert. Nach der Einführung des umfassenden Modells wird der Bezugsrahmen in vier analytisch differenzierbare Handlungssysteme aufgegliedert: in den Arbeitsmarkt als Produktionssystem, als Allokationssystem, als Integrationssystem und als Entscheidungssystem im engeren Sinne. Auf diesen Ebenen werden die grundlegenden Austauschbeziehungen beschrieben, die wichtigsten Theorien erörtert und die aktuelle Steuerungsproblematik herausgestellt. In Analogie zu den vier analytischen Teilsystemen des Arbeitsmarktes lassen sich nach Funktion und Medium charakterisierte Steuerungstypen der Arbeitsmarktpolitik unterscheiden kollektive Leistungserbringung (z.B. staatliche Investitionen oder Dienstleistungen, Unterhaltsgarantien), - allokative Steuerung (d.h. regulative und materielle Anreiz- Steuerung), - integrative Steuerung (Kontrolle abweichenden Verhaltens, Errichtung und Schutz von VerhandlungsSystemen mit kollektiven Handlungsfunktionen), - kognitive und motivationale Steuerung (d.h. Steuerung durch Information, Deutungsmuster der Wirklichkeit, Überzeugung). Dabei interessiert uns vor allem die Wirkungslogik der Steuerung, d.h. die Frage, ob es systematische Zusammenhänge zwischen instrumenteller Struktur und den Strukturen der betreffenden Probleme, Adressaten und Durchführungsorgane gibt. Theoretisch wie empirisch lassen sich zahlreiche Hinweise auf die Grenzen traditioneller Steuerungsformen der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik aufzeigen. Der Kern unserer Überlegungen zu einer Steuerungstheorie des Arbeitsmarktes führt zu der These, daß der spezifische Engpaß der Arbeitsmarktpolitik heutzutage nicht im Mangel besteht, auf das was von individuellen und kollektiven Entscheidungen einzuwirken, d.h. auf die substantielle Rationalität der Gesellschaft Einfluß zu nehmen. Der Mangel besteht vielmehr in effekII tiven Verfahren kollektiver Entscheidungsfindung und in der Vermeidung perverser Anreizstrukturen, d.h., im Sinne von Herbert A. Simon, in der Verbesserung verfahrensmäßiger Rationalität.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Series: WZB Discussion Paper ; No. IIM dp 80-40

Classification
Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Schmid, Günther
Event
Veröffentlichung
(who)
Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
(where)
Berlin
(when)
1980

Handle
Last update
10.03.2025, 11:42 AM CET

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Object type

  • Arbeitspapier

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  • Schmid, Günther
  • Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)
  • Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Time of origin

  • 1980

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